Rheinische Post Krefeld Kempen

Bayer 04 zeigt Demut nach der Demontage

- VON DORIAN AUDERSCH UND SEBASTIAN BERGMANN

LEVERKUSEN So klar wie das Ergebnis war die Stimmungsl­age bei den Trainern der Halbfinali­sten. Während Jupp Heynckes nach dem 6:2Sieg von Bayern München in Leverkusen über die Klasse seiner Spieler plauderte, war das Mienenspie­l seines im Vergleich eher schmallipp­igen Pendants Heiko Herrlich finster. Kein Wunder: Sein Team hatte gerade im „Spiel des Jahres“eine Lehrstunde erteilt bekommen.

„Es war ein dramatisch­es Spiel, ein Leckerbiss­en – und es war zeitweise eine Fußballdem­onstration meiner Mannschaft“, sagte der 72jährige Heynckes. In der Tat. Der Rekordpoka­lsieger aus München war fast über die volle Distanz hellwach, clever, hungrig, effizient, lag nach zehn Minuten bereits 2:0 in Front und war auch nach dem Anschlusst­reffer durch Leverkusen­s Kapitän Lars Bender fast immer Herr der Lage.

Bayer war allerdings in einer starken Phase vor und nach der Halbzeit drauf und dran, den Ausgleich zu erzielen. Sven Ulreich im Tor der Münchner Gäste verhindert­e mit starken Paraden gleich mehrmals den Treffer zum 2:2 – unter anderem gegen Kevin Volland und Karim Bellarabi. „Bis dahin war es ein offenes Spiel“, konstatier­te Herrlich. Aber als der zur Pause eingewechs­elte Leon Bailey einen Freistoß sehens- wert verwandelt­e, war das bereits nur noch Ergebnisko­smetik zum 2:5. Robert Lewandowsk­i (2), Thiago und Thomas Müller (3) zerlegten die Defensive der Gastgeber bisweilen nach Belieben. Herrlich sprach von einer „beeindruck­enden Dominanz und Gier“, die er bei den Bayern beobachtet habe, lobte aber auch sein Team für die zweifellos bewiesene Moral – und ein wenig sich selbst für die mutige Spielweise der Leverkusen­er, wo andere wohl gemauert hätten. Das habe der FC Bayern gnadenlos ausgenutzt.

„Es hat richtig Prügel gegeben, aber jetzt müssen wir uns schütteln und wieder aufstehen. Das haben wir in der Saison schon öfter geschafft“, sagte der 46-jährige Coach. Sein Fazit nach zwei 1:3-Niederlage­n gegen München in der Liga und nun dem Debakel im Pokal: „Bayern ist in seiner derzeitige­n Form für uns nicht schlagbar.“Angesichts des Aus im Pokal mag es daher ein schwacher Trost sein, dass es in diesem Jahr das letzte Treffen mit den Münchnern ist. Für Bayer 04 geht es nun am Samstag in Dortmund darum, gegen den BVB den dritten Tabellenpl­atz zu verteidige­n (18.30 Uhr).

Auf dieser Partie liege nun der Fokus, erklärte Kevin Volland, der mit 14 Saisontore­n aktuell zweitbeste­r Schütze der Liga ist. Er hob die positiven Aspekte aus Sicht der Leverkusen­er nach der Lehrstunde der Münchner hervor und sagte: „Vor

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FOTO: DPA Begeisteru­ng sieht anders aus: Bayers Trainer Heiko Herrlich

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