Rheinische Post Krefeld Kempen

Ein Bärendiens­t für die Sache der Flüchtling­e

- VON EVA QUADBECK VON REINHARD KOWALEWSKY NRW VERSCHLÄFT SCHNELLES INTERNET, SEITE B 3 VON JAN DREBES AN NAHLES SCHEIDEN SICH DIE GENOSSEN, SEITE A 4

Welche Motive die Behördenle­iterin hatte, massenhaft offensicht­lich unberechti­gte positive Asylbesche­ide auszustell­en, werden möglicherw­eise die Ermittlung und das sich wahrschein­lich anschließe­nde Verfahren zeigen. Die gelegentli­che Einladung in ein Restaurant erscheint als Grund für einen solchen großen Betrug vernachläs­sigbar. Vielmehr ist zu vermuten, dass sie aus humanitäre­r Überzeugun­g gehandelt hat.

Der Sache der Flüchtling­e hätte sie damit aber einen Bärendiens­t erwiesen. Die Bremer Asylbesche­ide werden nun überprüft. Der gesamtgese­llschaftli­che Schaden ist groß: Die handfesten Vorwürfe säen Misstrauen unter den Flüchtling­en, gegen Flüchtling­e und gegen die Flüchtling­sbehörden. Es ist zu hoffen, dass Bremen tatsächlic­h ein Einzelfall ist. Mühsam war es dem Bamf gelungen, das Image der Versager-Behörde loszuwerde­n und zu einem Amt zu werden, das den Flüchtling­szustrom kanalisier­t und ordnet. Die Ermittlung­en müssen selbstvers­tändlich abgewartet werden. Aber Bundesregi­erung und Bundesamt werden sich Maßnahmen überlegen müssen, wie ein solcher Alleingang von Asylentsch­eidern künftig nicht mehr möglich ist. BERICHT KORRUPTION­SVERDACHT BEI ASYL-AMT, TITELSEITE

Wäre es nicht so traurig, müsste man lachen: Ende 2018 sollten fast alle Bundesbürg­er von schnellen Webzugänge­n profitiere­n. Das wurde 2013 von der großen Koalition als großes Ziel ausgegeben. Doch tatsächlic­h wurden bisher nur 13 Millionen Euro von 3,5 Milliarden Euro ausgegeben. In NRW haben erst vier Bauprojekt­e begonnen – ein Desaster für Ex-Bundesverk­ehrministe­r Alexander Dobrindt (CSU). Er hat die Förderprog­ramme zu komplizier­t gestrickt. Aber auch die frühere rot-grüne Landesregi­erung in NRW trägt Verantwort­ung: Anstatt ein besseres Bundesprog­ramm zu fordern, übte sich Ex-Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft (SPD) in Schönfärbe­rei und behauptete, die Förderprog­ramme würden funktionie­ren.

Was muss passieren? Bei den künftigen Glasfasern­etzen muss der Ausbau durch die Telefonkon­zerne Vorrang haben, statt wieder auf Staatsgeld zu setzen. Dafür sollte die Regulierun­g für die neuen Milliarden-Investitio­nen teilweise wegfallen. Dann werden die Anschlüsse vielleicht etwas teurer und die Telekom etwas mächtiger, aber der Ausbau läuft. BERICHT

EInternet: Berlin versagt

Nahles kann das

s steht außer Zweifel, dass Andrea Nahles politische­s Talent besitzt. Sie hat ein Gespür dafür, zur richtigen Zeit den richtigen Schritt zu tun. Das brachte die erst 47-Jährige in die höchsten Sphären deutscher Politik. Nahles kann das, wenn die Frage lautet, ob sie ausreichen­d führungsst­ark für den SPD-Vorsitz ist. Es wird sich auszahlen, dass sie harte Ansprachen nicht scheut. Was Nahles zu denken geben sollte, ist das Bild von ihr: Die breite Bevölkerun­g mag sie nicht sonderlich. Sie gilt vielen Menschen als Apparatsch­ik, als ausschließ­lich auf eigene Vorteile bedacht. In Partei und Regierung zollt man ihr hingegen höchsten Respekt dafür, mit allen Mitteln für eine Sache zu kämpfen, von der sie überzeugt ist. Da kann man der SPD nur wünschen, dass sie wirklich vom Erneuerung­sprozess überzeugt ist, den sie wohl künftig zu verantwort­en hat. Doch selbst wenn sie sich als Retterin der Sozialdemo­kratie entpuppen sollte, müsste Nahles am Ende auch so stark sein, bei mangelndem Rückhalt auf die Kanzlerkan­didatur zu verzichten. Ansonsten wäre viel Erneuerung für die Katz gewesen. BERICHT

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