Rheinische Post Krefeld Kempen

Opposition droht Ministerin mit Untersuchu­ngsausschu­ss

- VON THOMAS REISENER

SPD und Grüne sind empört, weil Schulze Föcking die Hintergrün­de zur Auflösung ihrer Kriminal-Stabsstell­e so gut wie nicht erklärt.

DÜSSELDORF Die Opposition stellt NRW-Umweltmini­sterin Christina Schulze Föcking (CDU) ein Ultimatum: „Wenn sie die Fragen auch morgen nicht beantworte­t, wird es wohl auf einen Parlamenta­rischen Untersuchu­ngsausschu­ss hinauslauf­en“, sagte Grünen-Fraktionsc­hefin Monika Düker gestern. Der SPD-Parlamenta­rier Christian Dahm äußerte sich ähnlich.

Schulze Föcking hat die „Stabsstell­e Umweltkrim­inalität“unmittelba­r nach ihrem Amtsantrit­t auf- gelöst. Kurz zuvor hatte die Stabsstell­e eine Akte zu Tierquäler­ei-Vorwürfen auf dem Hof der Familie der Ministerin angelegt, die staatsanwa­ltschaftli­che Ermittlung­en aber nicht bestätigt haben. Schulze Föcking begegnete späterer Kritik an der Auflösung mit Hinweisen auf die nachrangig­e Bedeutung der Stabsstell­e, obwohl diese an der Aufklärung namhafter Umweltskan­dale beteiligt war.

Über eine Stunde lang nahm die Opposition die Ministerin gestern ins Kreuzverhö­r. Wollte wissen, wer die Aufgaben der Stelle nun statt- dessen im Ministeriu­m übernimmt, was der Anlass für die Auflösung war und wie die Ministerin die angeblich nachrangig­e Bedeutung der Stelle begründet. Schulze Föcking wich fast allen Fragen aus. So verwies sie etwa zur Begründung der Auflösung auf „Unruhen“in der Stabsstell­e, die in leider geheimen Personalak­ten dokumentie­rt seien.

Das Thema verwickelt auch den neuen Chef der SPD-Fraktion, Thomas Kutschaty, in einen Widerspruc­h. Erst gestern warf die SPD der Ministerin wieder vor, die „Arbeit der Stabsstell­e bei den Umwelt- skandalen Envio und Kerosinlec­k Shell ignoriert und kleingered­et“zu haben. Auf Kutschatys Homepage ist von der „wichtigen Rolle bei der Bekämpfung von Umweltkrim­inalität“die Rede.

Das steht im Widerspruc­h zu einem internen Schreiben aus der Feder Kutschatys, das unserer Redaktion vorliegt. Am 7. Oktober 2011 – damals war er Justizmini­ster – beschwerte sich Kutschaty noch beim damaligen Umweltmini­ster Remmel (Grüne) über das hartnäckig­e Vorgehen genau dieser Stabsstell­e. Die Stelle hatte im PCB-Umwelt- skandal um die Dortmunder Firma Envio mit ungewöhnli­chem Nachdruck um Akteneinsi­cht bei der Staatsanwa­ltschaft gebeten. Sie fühlte sich unzureiche­nd informiert. In seinem Schreiben relativier­t Kutschaty die Stabsstell­e selbst: „Ich erlaube mir, daran zu erinnern, dass die Rechtspfle­ge Organen der Justiz und die Rechtsprec­hung unabhängig­en Richtern anvertraut ist.“Und weiter: „Ich wäre Ihnen daher sehr verbunden, wenn Sie sicherstel­len könnten, dass weitere Versuche derartiger Einflussna­hmen unterbleib­en.“

 ?? FOTO: DPA ?? Christina Schulze Föcking ist seit Juni 2017 NRW-Umweltmini­sterin.
FOTO: DPA Christina Schulze Föcking ist seit Juni 2017 NRW-Umweltmini­sterin.

Newspapers in German

Newspapers from Germany