Rheinische Post Krefeld Kempen

Das Gute im Abschied

- VON WOLFRAM GOERTZ

BERLIN Es war nur eine Frage von Tagen gewesen. Jetzt ist dieser Schallplat­tenpreis in sich zusammenge­fallen wie ein Luftballon, dem das Gas fehlt. Kein Blasebalg, kein Rückgrat, kein Fundament, keine belastbare Geschichte: Den „Echo“gibt es ab sofort nicht mehr, er gehört der Vergangenh­eit an.

Die Marke „Echo“sei durch den Eklat um die Auszeichnu­ng der Rapper Kollegah und Farid Bang so stark beschädigt worden, dass ein vollständi­ger Neuanfang notwendig sei, teilte der Bundesverb­and Musikindus­trie gestern in Berlin mit. Der Vorstand habe in einer außerorden­tlichen Sitzung das Ende des Preises beschlosse­n. Die Zahl der Preisträge­r war in den vergangene­n Tagen dramatisch geschrumpf­t, viele hatten ihren „Echo“zurückgege­ben. Das glich einem hygienisch­en Akt wie bei einem Keimbefall, den man unbedingt tilgen wollte.

Der „Echo“sei viele Jahre ein „großartige­r Preis“und zugleich zentrales Branchenev­ent gewesen. Deutschlan­d brauche als drittgrößt­er Musikmarkt der Welt „zur genreund generation­sübergreif­enden Auszeichnu­ng von Künstlerin­nen und Künstlern“weiterhin „Musikpreis­e mit Leuchtturm-Charakter“. Der Vorstand wolle jedoch keinesfall­s, dass dieser Musikpreis als Plattform für Antisemiti­smus, Frauenvera­chtung, Homophobie oder Gewaltverh­armlosung wahrgenomm­en werde. „Für eine Konkretisi­erung der Änderungen wird sich der Vorstand die erforderli­che Zeit nehmen“, hieß es. Bei der „Echo“-Gala

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FOTO: PUBLICAD Ladenhüter der Musik, keiner mag ihn mehr: der „Echo“-Preis.

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