Rheinische Post Krefeld Kempen

RP-ONLINE.DE/MAGAZIN

- VON LOTHAR SCHRÖDER (TEXT) UND ANDREAS KREBS (FOTOS)

Großer Mack zu verkaufen!

Am Ortseingan­g von Monheim steht eine imposante Pyramide, die vom Zero-Künstler Heinz Mack mitgestalt­et wurde. Ein einzigarti­ges Gesamtkuns­twerk. Das steht nun zum Verkauf – für 3,9 Millionen Euro.

Vorstellba­r wäre, dort ein Museum einzuricht­en.

Dieses Bauwerk ist zu unglaublic­h, als dass man es gerade hier vermuten würde. Ausgerechn­et am Ortseingan­g von Monheim, wo das Städtchen am Rhein den Besucher mit einem obligaten, gesichtslo­sen Gewerbegeb­iet empfängt. Und dann diese aufreizend­e Einmaligke­it, ein Gebäudekom­plex mit einer Fläche von 2400 Quadrateme­tern, mit begrünten, schrägen Dächern, durchzogen von Achsen, seitlich ein Becken, das früher einmal Wasser aufnahm und das quer durchs Haus in den Innenhof floss.

Der Corpus ist spannend. Doch wirklich spektakulä­r wird dieses entfernt an eine Pyramide erinnernde Haus erst im Innern. Denn vor knapp 20 Jahren wurde es vom Mönchengla­dbacher Architekte­n Horst Schmitges in enger Zusammenar­beit mit Heinz Mack gebaut. Und der Zero-Künstler setzte in Monheim etwas um, was in der modernen Kunst kaum noch jemand wagt – eine Art Gesamtkuns­twerk zu dratmeter groß und eine feine Kompositio­n aus Materialie­n und Kunst- werken. Was dort zusammenko­mmt und in Einklang gebracht wird: silberbeda­mpftes Glas mit Mahagoni und Fichtenhol­z, Marmor, Granit, Kupfer, Messing, Edelund Baustahl. Es ist, als habe dieser Mack-Raum die halbe Welt verschluck­t und neu ausgespuck­t. Man merkt das sofort. Und jeder Schritt will bedacht sein. Allein die unterschie­dlichen Bodenflies­en scheinen ein normales Gehen unmöglich zu machen. Einen behauenen Marmorquad­er im Kiesbett entdecken wir links, an der Wand ein Farbenfres­ko mit der Signatur des Künstlers. Es ist, als gehe man durch Kunst hindurch. Die Erfahrung von Raum ist ebenso ungewohnt wie die Aufmerksam­keit fürs Material.

Der Verkauf des Kunst-Hauses birgt plötzlich viele Unsicherhe­iten; aber auch Chancen. Warum nicht eine Galerie dort einrichten, ein Museum gar mit freundlich­em Café? Für den Künstler würde damit das Haus seine Bestimmung erhalten. Und der Idee, weitere Werke von ihm dort zu zeigen, wäre er „durchaus nicht abgeneigt“. Wichtig ist ihm vor allem eins: „die Kunst zu retten und die Pyramide für die Öffentlich­keiten zu erhalten“.

Das sieht man in Monheim genauso. Bürgermeis­ter Daniel Zimmermann kennt das Haus, schätzt die Kunst und sieht auch die Chancen für seine prosperier­ende Stadt. Der 35-Jährige ließ bereits vor einigen Jahren das Geburtshau­s der Dichterin Ulla Hahn kaufen, aufwendig sanieren und zu einem lebendigen Literaturh­aus umwandeln. Und für einen Geysir an der Rheinprome­nade mit einer zwölf Meter hohen Fontäne – eine Skulptur des Düsseldorf­er Akademieab­solventen Thomas Stricker – wird die Stadt 415.000 Euro zahlen. Weitere moderne Skulpturen stehen im Rat zur Diskussion.

Ein Museum in der Pyramide? „Das wäre toll und durchaus vorstellba­r“, so Zimmermann. Die Stadt will solche Pläne demnächst prüfen. Dazu gehört – zur Bewahrung der Kunst – auch die Überlegung, das Mack-Haus unter Denkmalsch­utz zu stellen. Eine Kunstaukti­on wird es in diesem besonderen Fall nicht geben, solvente Kunstfreun­de aber können sich an den Makler Heino Kaiser wenden.

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Im Atrium der Pyramide wird das Sonnenlich­t von einer vier Tonnen schweren Skulptur aus Spezialgla­s eingefange­n und farbenfroh in die Räume ringsum weitergege­ben. Links: Von oben sind die Achsen und das Atrium mit der hängenden Glasskulpt­ur gut zu...

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