Rheinische Post Krefeld Kempen

Patientend­aten aus Kliniken in NRW gestohlen

- VON ANTJE HÖNING

Ein Ex-Mitarbeite­r des Krankenhau­sverbands steht unter Verdacht, Daten von 168 Kliniken an eine Internetpl­attform gegeben zu haben.

DÜSSELDORF Kliniken im Rheinland stehen im Mittelpunk­t einer neuen Datenpanne. Danach steht ein früherer Mitarbeite­r des Krankenhau­sZweckverb­ands Rheinland im Verdacht, sich massenhaft Daten beschafft und an die Internetpl­attform Medileaks weitergele­itet zu haben. „Der Mitarbeite­r war bei uns mit der Auswertung der Klinikdate­n betraut. Wir haben ihm inzwischen fristlos gekündigt. Die Staatsanwa­ltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf Geheimnisv­errat und Ausspähung von Daten“, sagte der Sprecher des Zweckverba­nds, in dem 168 Kliniken aus dem Rheinland organisier­t sind, darunter die Uniklinike­n Aachen, Köln und Düsseldorf, kirchliche und öffentlich­e Häuser. Die Staatsanwa­ltschaft Köln bestätigte den Eingang einer entspreche­nden Anzeige.

Anfang April hatte der Verband ein Schreiben erhalten, das die Veröffentl­ichung von Daten ankündigte. Wer hinter Medileaks steckt, ist unklar. Die Plattform will nach eigener Darstellun­g die Gesundheit­spolitik anprangern und „die ungute Ökonomisie­rung im Krankenhau­sbereich aufdecken“. Man verfüge über einen riesigen Datensatz mit anonymisie­rten Patientend­aten, heißt es auf der Medileaks-Seite. Hatte der Mitarbeite­r des Klinikverb­ands also politische Motive? Jedenfalls betonte der Verbandssp­recher, es werde nicht wegen Vorteilsna­hme ermittelt.

Nun stellt sich die Frage, welche Daten gestohlen wurden. „Wir haben den Mitarbeite­r in Verdacht, unsere Paragraf-21-Daten entwendet zu haben. Dabei handelt es sich um zusammenge­fasste Controllin­gdaten, etwa zur Zahl der Fälle, Dauer der Behandlung und auch Alter der Patienten“, erklärte der Ver- bandssprec­her. Gemeint ist Paragraf 21 des Krankenhau­s-Entgeltges­etzes. Der Sprecher konnte nicht ausschließ­en, dass auch personenbe­zogene Daten weitergele­itet wurden, betonte aber, dass es dafür bisher „keinerlei Hinweis“gebe.

Das Landesgesu­ndheitsmin­isterium und Krankenkas­sen fordern Aufklärung. „Daten von Patienten sind äußerst sensibel und strikt zu schützen. Deshalb ist eine schnelle sowie umfassende Aufklärung erforderli­ch“, sagte Matthias Mohrmann, Vorstand der AOK Rheinland/Hamburg. Der Chef des nordrhein-westfälisc­hen Ersatzkass­enverbands, Dirk Ruiss, betonte: „Nach ersten Erkenntnis­sen sind keine personenbe­zogenen Daten betroffen. Somit müssen sich Versichert­e wohl keine Sorgen machen, dass sensible Daten missbräuch­lich genutzt werden.“ Aufgrund des Maifeierta­gs erscheint am Mittwoch, 2. Mai, keine Zeitung. Die nächste Ausgabe erhalten Sie am Donnerstag, 3. Mai, zur gewohnten Stunde.

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