Rheinische Post Krefeld Kempen

Jazz-Quartett aus Polen liebt es abwechslun­gsreich

- VON GERT HOLTMEYER

KEMPEN Sein Jazz-Konzert im Campus hat das polnische Bartosz-Dworak-Quartett offensicht­lich sehr ernst genommen. Immerhin unterbrach es für die 1.200 Kilometer lange Reise seine Polen-Tournee. Aber die Jazzer bereuten ihr Kommen nach Kempen nicht. „Your town is beautiful“, stellte Bartosz Dworak fest. Er ist Geiger und zugleich Chef der Band.

Die Geige kommt als Jazz-Instrument nicht sehr oft vor, aber eine wichtige Rolle spielt sie in der Geschichte des Jazz schon. Dafür stehen internatio­nal Namen wie Stéphane Grappelli oder Joe Venuti. Und auch in Polen haben Jazz-Geiger eine Tradition, so etwa mit Zbigniew Seifert oder Michal Urbaniak. An seinem Studienort Katowice gründete Dworak 2010 sein Quartett zusammen mit seinem Bruder Jakub (Bass), Piotr Matusik (Piano) und Szymon Madej (Schlagzeug). Die Kompositio­nen, auf denen ihre abwechslun­gsreichen Variatione­n beruhen, stammen vom Geiger und vom Pianisten und finden sich auch auf ihrer CD „Polished“wieder.

„Feel Free“von Bartosz Dworak eröffnete den Abend. Schon bald deutete sich an, was im Verlauf des Konzerts immer deutlicher wurde: dass dieses Quartett erstens über sehr gute Musiker verfügt und zweitens stilistisc­h sehr abwechslun­gsreich spielt. „Into the sky“war ein Stück, in dem klangmaler­isch mit Arpeggien in den hohen Lagen der Geige und auf dem Klavier durchaus sphärische Bereiche angesteuer­t wurden. Reizvoll war in diesem Titel auch das Thema, das von Geige und Bass gemeinsam gezupft vorgetrage­n wurde.

Einen „sad song“steuerte Pianist Matusik als Kompositio­n mit „Ballad III“bei und gab damit zugleich dem Bassisten Gelegenhei­t, sich mit einem ausführlic­hen Solo auszuzeich­nen. Geige und Klavier wechselten ständig die Rollen, mal übernahm ein Spieler die Führung, mal blieb er diskret im Hintergrun­d. Vom Schlagzeug kamen lateinamer­ikanische Rhythmen genau so wie vitale Soli. Madej verstand sich bestens darauf, einerseits ganz abwechslun­gsreich zu schlagen, anderersei­ts dabei stets das Tempo ganz genau einzuhalte­n.

Den Zuhörern im Campus gefiel das Konzert, das machte der Beifall deutlich. Bleibt zu wünschen, dass das Quartett eine angenehme Rückreise hat, seine Polen-Tournee erfolgreic­h fortsetzen kann und die geplante neue CD wunschgemä­ß gelingt.

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RP-FOTO: WOLFGANG KAISER. Das polnische Bartosz-Dworak-Quartett im Campus in Kempen kam mit seinem Programm beim Publikum gut an.

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