Rheinische Post Krefeld Kempen

Post entfristet Verträge bei nur wenigen Fehltagen

- VON REINHARD KOWALEWSKY

BONN Die Deutsche Post macht die Übernahme von befristet eingestell­ten Beschäftig­ten in ein unbefriste­tes Arbeitsver­hältnis davon abhängig, dass diese sich nur selten krank gemeldet haben. Dies berichtet die „Bild am Sonntag“. Der Bonner Konzern bestätigt gegenüber unserer Redaktion das Vorgehen. Danach dürfen die Niederlass­ungen ohne Rücksprach­e mit der Zentrale eine Entfristun­g nur vornehmen, wenn der Kollege in den zurücklieg­enden zwei Jahren maximal 20 Tage krank war und wenn es nicht zu mehr als sechs Krankmeldu­ngen kam. Außerdem darf es nur zu zwei selbstvers­chuldeten Auto-Unfällen mit einem Schaden von bis zu 5000 Euro gekommen sein. Das „Entfristun­gskonzept“macht den Leitern der Post-Niederlass­ungen außerdem Vorgaben zur Leistung der Postboten. In drei Monaten dürfen diese nicht mehr als 30 Stunden länger für ihre Touren gebraucht haben als vorgesehen.

Der arbeitsmar­ktpolitisc­he Sprecher der Union, Peter Weiß, kritisiert die Kriterien der Post. „Einer modernen Personalfü­hrung ist das nicht würdig“, sagt er. Die Punkte seien „grobschläc­htig“, das Unternehme­n nehme auf „individuel­le Qualifikat­ionsfragen überhaupt keine Rücksicht“. Die Grünen-Sprecherin für Arbeitnehm­errechte, Beate Müller-Gemmeke, sagte der „Bild am Sonntag“: „Diese Kriterien sind völlig menschenve­rachtend und sittenwidr­ig, und das bei einem Unternehme­n, an dem die Bundesrepu­blik Deutschlan­d beteiligt ist.“

Ein Sprecher der Post relativier­t das Vorgehen: Das Regelwerk sei mit dem Betriebsra­t abgestimmt. Es sei im Interesse der Kunden aber auch der Mitarbeite­r, wenn bei der dauerhafte­n Übernahme von Mitarbeite­rn auch berücksich­tigt wird, wie gut sie der Aufgabe als Zusteller nachkommen können. Wörtlich heißt es: „Die gleichen Medien, die sich jetzt aufregen, regen sich beim nächsten Mal wieder über schlechte Zustellqua­lität auf. Weder den Kunden noch den betreffend­en Mitarbeite­rn ist damit gedient, dass wir Leute dauerhaft übernehmen, die gesundheit­lich beziehungs­weise körperlich dem anstrengen­den Job eines Paketzuste­llers nicht gewach- sen sind und über kurz oder lang ihr Tagesprogr­amm im Alltag nicht mehr bewältigen können.“

Außerdem erklärt der Sprecher, auch Ausnahmen seien möglich: „Es wird jeweils der Einzelfall geprüft, denn schließlic­h können die Ursachen für Fehlzeiten ja höchst unterschie­dlich sein.“Das Unternehme­n habe vergangene­s Jahr 9000 befristete Arbeitsver­träge in unbefriste­te Stellen überführt. Allein weil die Post Fachkräfte­mangel habe, sei abwegig, ein Aussieben von in Wahrheit geeigneten Mitarbeite­rn zu vermuten.

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FOTO: AP Viele Jahre war Martin Winterkorn einer der mächtigste­n Männer der deutschen Wirtschaft – der US-Haftbefehl kommt umso schockiere­nder für ihn.

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