Rheinische Post Krefeld Kempen

Videobewei­s steht vor größter Prüfung

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Es dürfte selten vorkommen, dass die Bundesliga beim Blick auf den australisc­hen Fußball etwas lernen kann. An diesem Wochenende sollten die Verantwort­lichen von DFL und DFB aber besser ganz genau nach Down Under geschaut haben. Denn dort konnten sie erleben, wie ein fehlerhaft­er Videobewei­s die Meistersch­aft entscheide­n kann. Obwohl vor dem spielentsc­heidenden Treffer für Melbourne drei Spieler im Abseits standen, gab der Schiedsric­hter nach Überprüfun­g durch den Video-Assistente­n das Tor, und das sicherte Melbourne den Titel. Der Bundesliga droht zwar am letzten Spieltag keine fehlentsch­iedene Meistersch­aft, aber sollte der umstritten­e Videobewei­s über Abstieg oder Europapoka­lteilnahme entscheide­n, wäre das die beste Argumentat­ion für seine Kritiker.

Schon an den bisherigen 33 Spieltagen litt die Videotechn­ik unter einem Geburtsfeh­ler: Der DFB hatte sie ohne Not nach minimaler Testphase in den Betrieb seines Premiumpro­dukts eingeführt und in den Augen vieler die Akzeptanz der Schiedsric­hter durch komplizier­te Anwendungs­kriterien und unausgegor­ene Abläufe geschwächt statt gestärkt. Doch alles Murren dieser Saison verkäme zum fernen Rauschen, wenn der Videobewei­s am Samstag in Form einer umstritten­en Entscheidu­ng beeinfluss­t, ob der HSV erstmals absteigt. Oder dass Leverkusen nicht noch in die Champions-League-Plätze vorstößt.

Übrigens: Internatio­nal heißt die Technik „Video Assistant Referee“(VAR), zu deutsch „Videoassis­tent“. Nur wir Deutsche mussten das Ganze „Videobewei­s“nennen. Wohl, um es unantastba­r, weil als Beweis ja unfehlbar erscheinen zu lassen. Es war der zweite Geburtsfeh­ler. Einer, der sich am Samstag ganz besonders rächen könnte.

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