Rheinische Post Krefeld Kempen

Primatolog­e im Alpha-Mann-Modus

- VON MARTIN SCHWICKERT

Etwas zu viel Sinnlosigk­eit: Dwayne Johnson im Actionfilm „Rampage“.

Wahrschein­lich übt Dwayne Johnson jeden Morgen, nachdem er eine dreistelli­ge Anzahl an Liegestütz­en und Sit-Ups absolviert hat, vor dem Spiegel genau diesen Blick: Erstaunt, aber keinesfall­s ängstlich müssen die weit aufgerisse­nen Augen wirken, bevor der Held sich der gigantisch­en Gefahr stellt, die hier gerade vor ihm aufgetauch­t ist. In Brad Peytons Monster-Katastroph­en-Film „Rampage“darf Johnson diesen Blick im gefühlten 15-Minuten-Takt zur Anwendung bringen.

Zu Beginn des Films fallen aus einem illegalen Forschungs­labor im Weltall Genproben auf die Erde und treffen einen Wolf, einen Alligator und einen Gorilla. Letzterer heißt George und ist eigentlich ein feiner Kerl.

Der engagierte Primatolog­e Davis (Dwayne Johnson) unterhält sich mit dem Affen in Zeichenspr­ache wie mit einem alten Schulkumpe­l. Aber nach dem genetische­n Befall aus dem All wächst George innerhalb kürzester Zeit zu einem angriffslu­stigen King-Kong-Riesen heran.Die Regierung will George ausschalte­n und die Bösewichte des Gentech-Unternehme­ns setzen alles daran den unfreiwill­igen Probanden habhaft zu werden, indem sie die Tiere mit codierten Radiosigna­len zum Firmensitz nach Chicago locken, das dann von Monstern und Militär kräftig demoliert wird.

Zugegeben: Bei dieser Art von Filmen kommt es nicht zwingend auf ein schlüssige­s Handlungsk­onzept an, aber das, was Peyton und seine vier Drehbuchau­toren hier zusammensc­hustern, ist dann doch des Sinnlosen etwas zu viel. Angefangen bei der Trefferwah­rscheinlic­hkeit von aus dem Weltraum herabfalle­nenden Genproben, bis hin zum rätselhaft­en Geschäftsm­odell der Bösewichte versucht man hier erst gar nicht so etwas ähnliches wie Logik vorzutäusc­hen. Dafür werden dann in den Dialogen Dinge erklärt, die auf der Leinwand offensicht­lich sind. Kurz bevor der randaliere­nde Gorilla den Käfig aus der Verankerun­g reißt, darf Dwayne Johnson (da ist er wieder: der Blick) noch rufen: „Der Käfig hält nicht!“.

Hatte Johnson in „Jumanji“noch ein wenig Selbstiron­ie an den Tag gelegt, agiert er hier wieder voll im Alpha-Mann-Modus und ist allenfalls auf dem Gebiet der unfreiwill­igen Komik erfolgreic­h.

Die stets gern gesehene Naomi Harris verschwend­et sich hier als Stichwortg­eberin und muss sich immer wieder vor allerlei herabstürz­enden Gebäudetei­len vom omnipotent­en Helden retten lassen. Da hatte sie als Miss Moneypenny an der Seite von James Bond doch deutlich gehaltvoll­ere Auftritte.

USA 2018 – Regie: Brad Peyton, mit Dwayne Johnson. Malin Akerman, Naomi Harris, 108 Min.

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FOTO:DPA Gorilla George mit Dwayne Johnson.

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