Rheinische Post Krefeld Kempen

RP-ONLINE.DE/MAGAZIN

-

Mama ist eine Macherin Bei Familie Müller-Platz ist jeden Tag Mutter-Tochter-Tag: Viktoria und Charlotte haben ihre Mutter Elisabeth zur Chefin –

eine Geschichte von Müttern, die von ihren Müttern lernen, und Töchtern, die machen wollen, was ihre Mütter tun.

an der Kasse, wachsen in den Betrieb hinein. So war das früher bei Elisabeth. Und so war das auch bei Viktoria und Charlotte.

Ihre Kindheit verbrachte­n die Schwestern im Umfeld von Gartencent­er und Baumschule. Das Elternhaus, direkt daneben, war zu den Essenszeit­en immer gefüllt. „Zum Abendessen kamen immer alle zusammen“, sagt Viktoria. Der Tisch musste gedeckt sein, wenn alle kamen: Oma aus dem Gartencent­er, Vater und Mutter aus der Baumschule, die Schwestern der

Als die sich nicht mehr rentierte, fasste Elisabeth 2005 einen mutigen Entschluss. Aus dem Hobby, Gäste zu empfangen und zu bewirten, machte sie einen Beruf. Und aus den Büroräumen der Baumschule einen Veranstalt­ungsraum – mit dem Namen „Müller’s Platz“. „Zuerst hatten wir nur den Raum“, sagt sie. Gekocht habe sie am Anfang selbst. Frei nach dem Motto: einfach machen. „Dann kamen die Küche und der Catering-Service. Inzwischen haben wir eine Crew von neun Personen mit zwei Köchen.“

„Meine Mutter ist eine Macherin“, sagt Charlotte. „Müller’s Platz“war aber nicht genug. Vielmehr steht der Name heute für Catering und Service von Veranstalt­ungen in der Region. Mit Hochzeiten, Firmen- und Familienfe­iern und anderen Events sind die zwei Räume – zu dem „Platz“kam bald das „Plätzchen“– oft ausgebucht. Elisabeths Firma, der 54 Mitarbeite­r angehören, kümmert sich auch um Arbeiten rund ums Haus. Vor zwei Jahren eröffnete sie auf dem Gelände des ehemaligen Klosters Haus Hohenbusch das „Klostercaf­é“. Das hat an vier Tagen in der Woche geöffnet, die Küche ist regional, „auf den Ort abgestimmt“, sagt sie. Es gibt Eintöpfe, Reibekuche­n, Windbeutel – Rezepte der Familie.

Doch die Macherin macht nichts allein. Nach ihrer Ausbildung zur Hotelfachf­rau und Arbeit im Ausland kam Viktoria vor vier Jahren zurück. „Meine Mutter hat mir die Gelegenhei­t geboten, und ich dachte mir: Ich guck mir das mal an“, sagt sie: „Bei anderen Chefs muss ich aufpassen, was ich sage. Mit meiner Mutter kann ich offen sprechen.“So sieht das auch ihre Schwester. Die ausgebilde­te Veranstalt­ungskauffr­au übernimmt die Betreuung des „Klostercaf­é“oft allein.

Ein Mutter-Töchter-Gespann, das viele Ideen hat und viele mehr noch realisiert. „Wir haben alle drei unterschie­dliche Stärken, und das ergänzt sich“, sagt Viktoria. Ihre Mutter nennt es das „Prinzip der Gruppe“: „Dann weiß man einfach, wofür man arbeitet.“Das Trio beweist: Unterschie­dliche Charaktere zwischen Mutter und Tochter müssen nicht immer zu Konflikten führen. Nicht immer lehnen sich Töchter gegen ihre Mütter auf. Bei Viktoria und ihrer Mutter ist es manchmal sogar umgekehrt. „Ich bin ein bisschen der Ausbremser der zahlreiche­n Ideen der beiden“, sagt sie. „Manchmal ist es gut, über Entscheidu­ngen noch eine Nacht zu schlafen.“Elisabeth und Viktorias Schwester Charlotte haben aber oft spontane Einfälle. Wie die Sache mit dem Food Truck. „Da bin ich in den Urlaub gefahren, und als ich zurückkam, hatten sie einfach ohne mich entschiede­n, einen Food Truck zu kaufen“, sagt Viktoria. Den Wagen kann man mieten, bei Veranstalt­ungen gibt es dort ein ExtraMenü, zum Beispiel Burger.

Dass ihre Mutter ihr Chef ist, nervt die Schwestern selten. Beide stehen hinter dem Betrieb und sind mit vollem Herzen dabei. Auch die Urlaubspla­nung richten sie danach aus. „Wenn Bauernmark­t auf Haus Hohenbusch ist, ist die ganze Familie eingespann­t. Da käme keine von uns auf die Idee, sich auszuklink­en.“

Immer noch kommt die Familie zum Abendessen zusammen, im Elternhaus, an einem Tisch. Nach dem Tod der Großmutter übernahm Tante Caroline das Gartencent­er, ihre Tochter Anna kommt täglich nach der Schule zu Besuch. „Wir sind abends sechs bis sieben Personen“, sagt Charlotte: „Der Familienra­t.“Auch Vater Wilfried ist dabei. Berufliche­s und Privates wird dort besprochen, keine Entscheidu­ng geht vorbei an der Familie, in der jeden Tag Mutter-Tochter-Tag ist.

 ?? FOTO: ANNE ORTEN ?? Von links: Viktoria, Elisabeth und Charlotte Müller-Platz auf Haus Hohenbusch in Erkelenz. Im Hintergrun­d ist ihr „Klostercaf­é“.
FOTO: ANNE ORTEN Von links: Viktoria, Elisabeth und Charlotte Müller-Platz auf Haus Hohenbusch in Erkelenz. Im Hintergrun­d ist ihr „Klostercaf­é“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany