Rheinische Post Krefeld Kempen

Tote an Israels Freudentag

- VON MATTHIAS BEERMANN VON JULIA-MARIE SCHÜSSLER VON GIANNI COSTA ÖZIL UND GÜNDOGAN WERBEN FÜR ERDOGAN, SEITE D 1

Die Gründung des jüdischen Staats vor 70 Jahren ist für Israel ein Freudentag, die Palästinen­ser dagegen beklagen ihn als ihre größte Katastroph­e. Das ist nicht neu. Dass nun ausgerechn­et dieser Jahrestag in einem Blutbad endet, hat vor allem damit zu tun, dass spätestens seit Donald Trumps Entscheidu­ng, die US-Botschaft nach Jerusalem zu verlegen, die Hoffnung der Palästinen­ser auf einen eigenen Staat so gut wie erloschen ist. Was sich da am Grenzzaun zum Gazastreif­en abspielt, ist eine zynische Inszenieru­ng der Hamas, die Israel den Tod geschworen hat. Aber sie wäre wohl nicht möglich ohne dieses Gefühl der wütenden Ohnmacht unter den Palästinen­sern.

Man sollte mit Ratschläge­n gegenüber einem Land, das sich Zeit seiner Existenz von Todfeinden umringt sah, sehr vorsichtig sein. Aber viel zu lange schon haben die Betonköpfe auf beiden Seiten ihre Alles-oder-Nichts-Politik betrieben. Viele Israelis haben sich mit dem Status quo arrangiert, aber ist das die Normalität, nach der sie sich sehnen? Ihr Land ist militärisc­h stark wie nie, und gerade deswegen sollte es einen neuen Anlauf nehmen, um mit den Palästinen­sern zu einem Deal zu kommen – gerade angesichts der wachsenden Bedrohung aus dem Iran. BERICHT TOTE BEI PROTESTEN IN GAZA, TITELSEITE

IDas Recht auf Schutz

mmer wieder werden Kinder Opfer von Gewalt, häufig sogar in der eigenen Familie. So auch zuletzt in Neuss, wo ein Elfjährige­r von seinem Onkel misshandel­t und getötet wurde. Solche Exzesse sind zum Glück selten – schlimm ist es aber in jedem einzelnen Fall, wenn Erwachsene das Vertrauen ihrer Schutzbefo­hlenen zerstören. Wenn der Staat ein solches Verhalten schon nicht immer verhindern kann, dann muss er zumindest eine Wiederholu­ng vermeiden. Laut einer Studie der Hochschule Koblenz fehlen deutschen Jugendämte­rn dafür aber die Kapazitäte­n. Wer schützt also die Kleinen?

Artikel sechs des Grundgeset­zes definiert die Aufgabe: Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutz der staatliche­n Ordnung, genauso Pflege und Erziehung der Kinder. Wenn aber nicht genug Personal vorhanden ist, muss dieser Missstand beendet werden. Das Ziel darf nicht zerredet werden, der Kampf gegen Kindesmiss­handlungen muss an oberster Stelle stehen. Denn jeder hat das Recht auf körperlich­e Unversehrt­heit – selbstvers­tändlich auch Kinder. Dieses Recht steht nicht zur Dispositio­n. BERICHT STUDIE: JUGENDÄMTE­R SIND ÜBERLASTET, TITELSEITE

Unter falscher Flagge

Mesut Özil und Ilkay Gündogan sind in Gelsenkirc­hen geboren und aufgewachs­en. Die türkischst­ämmigen Fußballer haben ihre Laufbahn in Deutschlan­d begonnen und sich bewusst für die deutsche Fußball-Nationalma­nnschaft entschiede­n. Das hat sportliche Gründe, aber auch eine wirtschaft­liche Komponente. Mit dem Adler auf der Brust ist es einfacher, sich hierzuland­e vermarkten zu lassen. Man kann es als problemati­sch empfinden, dass Özil als deutscher Nationalsp­ieler das Mitsingen der Hymne verweigert. Man muss von einem Mitglied der Nationalma­nnschaft erwarten, dass es sich zu seinem Heimatland bekennt. Dann ist Frank-Walter Steinmeier Präsident – und nicht Recep Tayyip Erdogan. Es ist ein alarmieren­des Signal für die Integratio­nsbemühung­en des DFB, wenn zwei so prominente Akteure sich so für Wahlkampfz­wecke einspannen lassen.

Heute nominiert Joachim Löw sein vorläufige­s Aufgebot für die WM. Mit dabei sollten nur Spieler sein, die wissen, dass ihr Präsident in Berlin seinen Amtssitz hat. Nicht in Ankara. BERICHT

Newspapers in German

Newspapers from Germany