Rheinische Post Krefeld Kempen
Tote an Israels Freudentag
Die Gründung des jüdischen Staats vor 70 Jahren ist für Israel ein Freudentag, die Palästinenser dagegen beklagen ihn als ihre größte Katastrophe. Das ist nicht neu. Dass nun ausgerechnet dieser Jahrestag in einem Blutbad endet, hat vor allem damit zu tun, dass spätestens seit Donald Trumps Entscheidung, die US-Botschaft nach Jerusalem zu verlegen, die Hoffnung der Palästinenser auf einen eigenen Staat so gut wie erloschen ist. Was sich da am Grenzzaun zum Gazastreifen abspielt, ist eine zynische Inszenierung der Hamas, die Israel den Tod geschworen hat. Aber sie wäre wohl nicht möglich ohne dieses Gefühl der wütenden Ohnmacht unter den Palästinensern.
Man sollte mit Ratschlägen gegenüber einem Land, das sich Zeit seiner Existenz von Todfeinden umringt sah, sehr vorsichtig sein. Aber viel zu lange schon haben die Betonköpfe auf beiden Seiten ihre Alles-oder-Nichts-Politik betrieben. Viele Israelis haben sich mit dem Status quo arrangiert, aber ist das die Normalität, nach der sie sich sehnen? Ihr Land ist militärisch stark wie nie, und gerade deswegen sollte es einen neuen Anlauf nehmen, um mit den Palästinensern zu einem Deal zu kommen – gerade angesichts der wachsenden Bedrohung aus dem Iran. BERICHT TOTE BEI PROTESTEN IN GAZA, TITELSEITE
IDas Recht auf Schutz
mmer wieder werden Kinder Opfer von Gewalt, häufig sogar in der eigenen Familie. So auch zuletzt in Neuss, wo ein Elfjähriger von seinem Onkel misshandelt und getötet wurde. Solche Exzesse sind zum Glück selten – schlimm ist es aber in jedem einzelnen Fall, wenn Erwachsene das Vertrauen ihrer Schutzbefohlenen zerstören. Wenn der Staat ein solches Verhalten schon nicht immer verhindern kann, dann muss er zumindest eine Wiederholung vermeiden. Laut einer Studie der Hochschule Koblenz fehlen deutschen Jugendämtern dafür aber die Kapazitäten. Wer schützt also die Kleinen?
Artikel sechs des Grundgesetzes definiert die Aufgabe: Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutz der staatlichen Ordnung, genauso Pflege und Erziehung der Kinder. Wenn aber nicht genug Personal vorhanden ist, muss dieser Missstand beendet werden. Das Ziel darf nicht zerredet werden, der Kampf gegen Kindesmisshandlungen muss an oberster Stelle stehen. Denn jeder hat das Recht auf körperliche Unversehrtheit – selbstverständlich auch Kinder. Dieses Recht steht nicht zur Disposition. BERICHT STUDIE: JUGENDÄMTER SIND ÜBERLASTET, TITELSEITE
Unter falscher Flagge
Mesut Özil und Ilkay Gündogan sind in Gelsenkirchen geboren und aufgewachsen. Die türkischstämmigen Fußballer haben ihre Laufbahn in Deutschland begonnen und sich bewusst für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft entschieden. Das hat sportliche Gründe, aber auch eine wirtschaftliche Komponente. Mit dem Adler auf der Brust ist es einfacher, sich hierzulande vermarkten zu lassen. Man kann es als problematisch empfinden, dass Özil als deutscher Nationalspieler das Mitsingen der Hymne verweigert. Man muss von einem Mitglied der Nationalmannschaft erwarten, dass es sich zu seinem Heimatland bekennt. Dann ist Frank-Walter Steinmeier Präsident – und nicht Recep Tayyip Erdogan. Es ist ein alarmierendes Signal für die Integrationsbemühungen des DFB, wenn zwei so prominente Akteure sich so für Wahlkampfzwecke einspannen lassen.
Heute nominiert Joachim Löw sein vorläufiges Aufgebot für die WM. Mit dabei sollten nur Spieler sein, die wissen, dass ihr Präsident in Berlin seinen Amtssitz hat. Nicht in Ankara. BERICHT