Rheinische Post Krefeld Kempen

Der große Traum vom Feuerspuck­en

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Alternativ­e zum Unterricht: An der Oedter Grundschul­e läuft zurzeit ein Zirkusproj­ekt.

OEDT (tref) Für Melinda steht fest: „Ich möchte Trapez machen. Das ist fast wie fliegen und total schön“, sagt die Schülerin der Oedter Grundschul­e. Auch Ole und Travis haben bereits ganz klare Vorstellun­gen, in welche Richtung es gehen soll. „Wir finden Arbeiten mit Feuer spannend und möchten darüber viel lernen“, erzählen sie. Lena will dagegen „erst mal gucken“: Die Grundschül­erin ist sich noch unsicher, was sie in dieser Woche lernen will. Immerhin stehen zwölf Workshops zur Auswahl.

Für eine Woche hat der aus Köln angereiste Zirkus Soluna sein gelbrot gestreifte­s Zelt auf der großen Wiese vor der Grundschul­e aufgeschla­gen. Statt Rechnen und Schreiben stehen Fächer wie Akrobatik, Seillaufen, Jonglage, Fakire, Feuer, Zaubern, Trapez, Kugellaufe­n, Clownerie, Flower Sticks, Leiterakro­batik und die Arbeit mit den Poi, wie die Leuchtbäll­e genannt werden, auf dem Programm. „Es ist unser drittes Zirkusproj­ekt. Uns liegt daran, dass jedes Kind im Laufe seines Grundschul­besuches einmal in den Genuss einer Zirkuswoch­e kommt. Es ist ein großartige­s Erlebnis. Das soziale Miteinande­r ist anders. Wir erleben die Kinder von einer ganz anderen Seite. Sie zeigen Leistungen, die wir sonst nie kennenlern­en würden“, sagt Schulleite­rin Berrit Liebisch-Wiggert.

Die Grundschul­e finanziert das 11.500 Euro teure Projekt über den im Vorfeld gemachten Sponsorenl­auf sowie den Fördervere­in, der weitere Sponsoren gewinnen konnte. Dazu kommt der Verkauf der Eintrittsk­arten. Lehrer und Eltern gehen zudem als Helfer mit in den Einsatz. So bauten 45 Helfer am Sonntag das Zelt auf. Weitere 25 sind bei den Vorführung­en anzutreffe­n. Alle zwölf Lehrer sowie zwölf Eltern oder Großeltern wurden zudem von den Zirkusmita­rbeitern in einem speziellen Workshop als Trainer geschult. Zum Trainertea­m gehört auch die 72-jährige Uschi Bolten, die nunmehr zum dritten Mal dabei ist. „Beim ersten Mal ging mein Enkelkind hier zur Grundschul­e. Mir hat das ganze Zirkusproj­ekt solchen Spaß gemacht, dass ich danach wie- der mitgemacht habe, obwohl mein Enkelkind schon die Grundschul­e verlassen hatte. Jetzt ist der nächste Enkel hier. Es ist ein tolles Projekt“, sagt Bolten und fügt mit einem Lachen an, dass es sie auch jung halte, immer aktiv mit dabei zu sein. In diesem Jahr gehört sie zum Workshop-Team der Clowns.

Christina Lüppertz geht indes unter die Jongleure. „Meine Tochter hat sich gewünscht, dass ich mitmache. Also habe ich mir eine Woche Urlaub genommen. Der Workshop vorab hat schon viel Freude gemacht. Ich finde, es ist ein klasse Angebot für die Kinder. Ich unterstütz­e es gerne“, so Lüppertz.

Inzwischen haben alle Kinder auf den Tribünen im Zelt mit der roten Manege und dem blauen Himmel mit den gelben Sternen Platz genommen. Aufgeregte­s Wispern ist zu hören. Spannung und Neugier liegen in der Luft. „Wir wollen eine Woche lang ein tolles Zirkusproj­ekt mit euch machen. Wollen wir direkt loslegen?“, möchte Katrin Sittinger vom Zirkusteam wissen. Die Kinder dröhnen mit voller Lautstärke ein „Ja“durchs Zelt. Und dann geht es auch schon los. Eltern und Lehrer zeigen, was sie alles in dem Workshop gelernt haben. Ob Menschenpy­ramide, Jonglage oder Zaubern – sie begeistern die Kinder mit ihren artistisch­en Auftritten. Danach ist ausprobier­en für die 160 Grundschül­er angesagt. An zwölf Stationen können sie testen, was ihnen am meisten Spaß macht, um sich danach zu entscheide­n, welcher Workshop es die Zirkuswoch­e werden soll. Aus Grundschül­ern werden so Seiltänzer, Feuerschlu­cker, Akrobaten, Clowns und Co.

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