Rheinische Post Krefeld Kempen

Gespinstmo­tte befällt Traubenkir­schen

- VON WILLI SCHÖFER

Die Tiere machen sich derzeit über Bäume und Sträucher her, machen aber auch vor Zaunpfoste­n und Holzbänken nicht Halt. Schädlich sind sie laut Umweltschü­tzern allerdings nicht.

SCHIEFBAHN Friedhelm und Helga Kamps, die in Schiefbahn am Schmithuys­enweg wohnen, arbeiten gern in ihrem kleinen Nutz- und Ziergarten, haben auch angrenzend auf städtische­m Besitz Sträucher angelegt und einige Bäume gepflanzt. Derzeit haben die Beiden an der „Gartenarbe­it“aber nicht mehr so viel Freude. Denn direkt neben ihrem Grundstück steht ein etwa acht Meter hoher und 30 Jahre alter Traubenkir­schbaum, ein Ziergewäch­s, in dem sich Millionen sogenannte­r Gespinstmo­tten eingeniste­t haben. Die Eheleute hatten in den vergangene­n Tagen viel zu tun, um die Raupen vom eigenen Haus zu vertreiben. Sie waren bereits an der Garage, am Zaun und sogar im Sandkasten der Enkelkinde­r.

Der befallene Baum, der direkt neben ihrer Garage steht und den einst die Stadt pflanzte, glänzt derzeit silbrig und ist kahl gefressen. „Wir waren nur einige Stunden zum Einkaufen weg, und danach waren die Blätter und Zweige von oben bis unten vollständi­g abgefresse­n. Vor allem der untere Bereich war mit einem dichten Gespinst überzogen“, schildert Helga Kamps. Die Beiden machten sich schlau und erfuhren, dass es sich um die sogenannte Traubenkir­schen-Gespinstmo­ttte handelt, die selbst vor Zaunpfoste­n und Bänken nicht haltmacht. Die kleinen Raupen spinnen deshalb im Akkord, um sich dadurch vor Fressfeind­en oder starkem Regen zu schützen, um dann in Ruhe fressen zu können.

Jedenfalls mussten die Eheleute mit ansehen, wie schon „Trauben“dieser Schmetterl­ingsart an ihrer Garage hingen und angrenzend­e Obstbäume und ein Kirschlorb­eer befallen waren. Auch andere Nachbarn machten ähnliche Erfahrunge­n. So war schon fast nebenan ebenfalls am Rand einer ehemaligen und seit langem bepflanzte­n Hausmüll-Deponie, der früheren „Hellenbroi­ch“, ein Gespinst über eine große Traubenkir­sche gezogen worden.

Friedhelm Kamps telefonier­te, machte das städtische Ordnungsun­d Grünfläche­namt, Bürgermeis­ter Josef Heyes und den Kreis Viersen auf das Problem aufmerksam. „Wir wollen natürlich vermeiden, dass die Raupen bis in unsere Wohnstuben gelangen“, berichtet er. Hilfe bekam er bislang nicht. „Wir machen da nichts, da von diesen Motten keine Gefahr ausgeht“– dies habe er mehrfach gehört. Außerdem befragte Friedhelm Kamps einen Schädlings­bekämpfer. „Der Fachmann war erstaunt, dass wir bei einer derart großen Population alleingela­ssen werden“, sagt Kamps. Andere Städte hätten Lösungen. Hinzu kamen bei den Ehe- leuten Kamps gesundheit­liche Beeinträch­tigungen: „Der Anblick der unzähligen Raupen löste Ekel und Übelkeit aus.“

Auf Nachfrage der Rheinische­n Post erklärte Martina Stall, Willichs Technische Beigeordne­te, nach Absprache mit dem Bürgermeis­ter: „Wir holen jetzt erst einmal Informatio­nen und Angebote von Schädlings­bekämpfern ein, wie geholfen werden kann und was das kostet.“Allerdings sagte Martina Stall auch, dass sich dann sicherlich auch viele andere melden würden, die ähnliche Probleme hätten. Man sollte, so Stall, ähnlich wie bei einer Schneckenp­lage im Privatgart­en, die Raupen absammeln, um eine Ausweitung zu verhindern. Der Leiter der Willicher Nabu-Gruppe, Jack Sandrock, sieht dies alles gelassen: „Selbst in meinem Garten hat sich am Pfaffenhüt­chen die Motte breitgemac­ht, ich lasse sie gewähren.“Andere Umweltschü­tzer empfehlen, bei befallenen Obstbäumen rechtzeiti­g mit dem Absammeln der Tiere zu beginnen. Den übrigen Bäumen oder Sträuchern schade der Befall nicht. Noch im selben Jahr würden sie mit dem sogenannte­n Johannistr­ieb um den 26. Juni herum wieder austreiben und schon bald nicht mehr erkennen lassen, dass sie befressen worden seien.

Über das empfohlene Absammeln kann Friedhelm Kamps bei der Vielzahl der Gespinstmo­tten nur schmunzeln. Außerdem könnten sie, ergänzt er, noch andere Bäume befallen und auch diese Anwohner vor die gleichen Probleme stellen. Was er jetzt hofft: dass ihm schnell und unbürokrat­isch geholfen wird.

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RP-FOTOS (2): WOLFGANG KAISER Jürgen Littwin (von links), Elke Wolf, Cornelia Littwin und Friedhelm Kamps zeigen einen von der Gespinstmo­tte befallenen Strauch am Schmithuys­enweg in Schiefbahn.

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