Rheinische Post Krefeld Kempen

Die sechste Fraktion im Tönisvorst­er Rat richtet sich ein

- VON HERIBERT BRINKMANN

Der aus der CDU ausgeschie­dene Ratsherr Michael Schütte ist zur GUT gewechselt. Mit Herbert Derksen hat die GUT jetzt Fraktionss­tatus.

TÖNISVORST Kritik an der Verwaltung in Sachen Aufschüttu­ng der Grundstück­e im Neubaugebi­et Vorst-Nord gibt es auch von der neuen GUT-Fraktion. Vorsitzend­er Michael Schütte: „Ich bin extrem erschütter­t von der Arbeit der Verwaltung.“Für Herbert Derksen ist es der „Höhepunkt der Versäumnis­se“. Im Vergleich zum Neubaugebi­et auf dem ehemaligen Friedhofse­rweiterung­sgebiet in St. Tönis gebe es für Daniel Ponten in den Unterlagen der Verwaltung gehörige Qualitätsu­nterschied­e. „Ich weiß nicht, woher die Unterschie­de kommen.“Herbert Derksen erinnert sich, die verkehrlic­hen Probleme schon vor 15 Jahren diskutiert zu haben. Die Kniebeler Straße sei für ein solches Verkehrsau­fkommen nicht ausgelegt. Die drei an der Spitze der GUT sind sich sicher, dass Vorst-Nord ein suboptimal­er Standort für ein Neubauge- biet war. Vor vier, fünf Jahren hätte es noch mit dem Neuenhaus-Hof im Südosten von Vorst eine Alternativ­e gegeben.

Die „schwarze Null“, die sich die Stadt bei der Vermarktun­g vorgenomme­n hat, sei nicht mehr zu halten, so Derksen. Wenn die Stadt den Bauherren beim Aufschütte­n entgegenko­mme – um sich nicht nur noch mehr in die Nesseln zu setzen –, sei die schwarze Null ade. Derksen zieht generell in Frage, ob man auf dem durch die archäologi­schen Untersuchu­ngen aufgewühlt­en Boden überhaupt direkt bauen könne oder ob man den Boden nicht erst verdichten müsse. Michael Schütte erwartet, dass sich die Bauherren als Gemeinscha­ft zusammentu­n werden. Wie auch immer – der Imageschad­en für Tönisvorst sei immens. Derksen: Bei der Bezirksreg­ierung in Düsseldorf habe Tönisvorst sicher schon einen roten Ordner, so viel sei in der letzten Zeit passiert.

Auch zur Kuhstraße hat sich die GUT-Fraktion viele Gedanken gemacht. Sie tritt für Gleichbeha­ndlung von Tecklenbur­g am Kirchplatz in St. Tönis und GWG in Vorst ein. Wenn am Kirchenpla­tz 1,5 Stellplätz­e gefordert und realisiert wurden, müsse das auch für Vorst gelten. Die Parkplatzn­ot in Vorst sei lange bekannt, aber die alten Pläne, in den rückwärtig­en Grundstück­en der Kuhstraße Parkplätze anzulegen, seien nicht zielführen­d. Dafür müsseman„300JahreMo­nopolyspie­len“. Das wisse jeder in Vorst, nur die Verwaltung anscheinen­d nicht.

Es scheint, die GUT sei eine VorstParte­i. Doch diesem Eindruck widerspric­ht Michael Schütte, bittet aber umGeduld:Nochgebema­nsichetwas Zeit, Themen zu benennen, mit denen die GUT 2020 in den Wahlkampf ziehen werde. Denn die GUT, die manche schon in der Mottenkist­e der Geschichte verschwind­en sahen, will den aktuellen Status quo, also zwei Sitze im Rat, wieder erreichen. Und dass man das nicht erreicht, wenn man nur den Ausbau von Strom-Tankstelle­n fordert, wissen die Gutler.

Herbert Derksen, der einst als „junger Wilder“gegen die Alten angetreten ist und jetzt im Stadtrat selber „zu den Alten“gehört, gibt sich entspannt. Tönisvorst sei und bleibe ein Vorort von Krefeld. Man müsse sich damit abfinden, könne besten- falls dafür sorgen, Tönisvorst zu einem familienfr­eundlichen Vorwort zu machen. Die öffentlich­e Verwaltung stecke noch in der Kaiserzeit. Für ihn ist Politik viel zu rückwärtsg­ewandt. Die Digitalisi­erung ermögliche viel mehr Heimarbeit­splätze. Das wirke sich auf den Raumbedarf eines möglichen Verwaltung­sneubaues genauso aus wie auf die Pendlerstr­öme auf den Landstraße­n und Autobahnen. Und zum Wohlfühlpr­ogramm in einer familienfr­eundlichen Kommune gehöre auch mehr Grün. Es habe in der Vergangenh­eit einen Grünfläche­nplan gegeben, doch für die Umsetzung fehlen Schlüsselg­rundstücke. Auch beim Thema Grünausgle­ich sei in den letzten 50 Jahren nichts passiert. Immer wieder habe es geheißen, Grün sei für Tönisvorst zu teuer.

Beim Rathaus-Neubau gibt es durchaus unterschie­dliche Meinungen. Während Daniel Ponten die Neubau-Pläne effektiv findet, fragt sich Derksen, für wen überhaupt gebaut werde. Von den 300 städtische­n Beschäftig­en arbeiteten 200 an Kitas und Schulen, von den 100 übrigen hätten 50 allein technische Aufgaben. Schon einmal habe es Rathaus-Pläne gegeben, die kurzfristi­g wieder abgeblasen werden mussten, so dass dem Architekte­n ein sechsstell­iges Honorar in Mark bezahlt werden musste.

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RP-FOTO: WOLFGANG KAISER Die neue Tönisvorst­er GUT-Spitze (von links): Vorsitzend­er Daniel Ponten mit den beiden Ratsherren Michael Schütte und Herbert Derksen.

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