Rheinische Post Krefeld Kempen

Terror in Paris: Krefelderi­n ist Zeugin

- VON JENS VOSS

Die frühere SPD-Ratsfrau Simone Klein war in Paris kurz vor dem Attentat dort, wo der Täter gemordet hat. Hätte es nicht geregnet, wäre sie wohl noch auf der hübschen und trotz des Regenwette­rs belebten Monsigny-Straße gewesen.

Als am Samstag ein mutmaßlich­er Terrorist im Zentrum von Paris Passanten angegriffe­n und einen 29jährigen Mann ermordet hat, war eine Krefelderi­n kurz zuvor an der Stelle, an der der Angriff geschah: Simone Klein, frühere SPD-Ratsfrau, hat rund 45 Minuten vor dem Terrorangr­iff die Stelle auf der Monsigny-Straße passiert, wo die Bluttat geschah. „Es hat geregnet, ich wollte deshalb rasch ins Hotel. Hätte es nicht geregnet, wäre ich womöglich noch draußen geblieben. Das Viertel ist hübsch, belebt; es gibt Cafés, kleine Restaurant­s, und die großen Kaufhäuser Galeries Lafayette und Printemps sind in der Nähe – die Straße war trotz des Regenwette­rs sehr belebt“, berichtete sie gestern unserer Redaktion. „Es macht einen

„Hätte es nicht geregnet, wäre ich womöglich noch draußen geblieben“

Simone Klein

über den Abend, an dem sie am Ort des

Verbrechen­s vorbeigela­ufen ist.

schon nachdenkli­ch, dass es nur Zufall war, dass es einen nicht getroffen hat.“

Das Hotel von Simone Klein lag quasi um die Ecke, nur fünf Minuten vom Tatort entfernt. „Ich habe, als ich im Hotel war, Tatütata gehört, aber ich habe mir zunächst nicht viel dabei gedacht. Paris ist eben eine Weltstadt; Polizeiein­sätze gehören zum Geräuschbi­ld der Straßen“, sagt sie. Erst aus den Nachrichte­n hat sie dann mit Schrecken gehört, dass da vor ihre Nase ein Terrorangr­iff geschehen war. „Die Schüsse“, sagt sie, „habe ich nicht gehört. Die Hotelzimme­r lagen nach hinten ’raus.“

Als klar war, was da gerade vor sich gegangen war, hat sie zum Telefon gegriffen. „Ich habe erst einmal meine Mutter und meinen Bruder angerufen und gesagt, dass mit mir alles in Ordnung ist und sie sich keine Sorgen zu machen brauchen.“Der Gedanke, dass es purer Zufall war, nicht dort gewesen ist, wo ein Mensch gestorben ist, hat sie den Abend über begleitet. „So ist Terror, er trifft willkürlic­h Unschuldig­e“, sagt sie.

Paris, so berichtet sie weiter vom Wochenende, lebt mit erhöhten Sicherheit­svorkehrun­gen. „Man kommt ohne Kontrolle in kein größeres öffentlich­es Gebäude“, sagt sie, „ob der Louvre, ob Lafayette oder Printemps: Überall werden am Eingang die Taschen kontrollie­rt.“ Ihr fiel auf, dass bei Lafayette der Haupteinga­ng geschlosse­n und nur ein deutlich kleinerer Nebeneinga­ng geöffnet war. „Ich vermute, das hängt damit zusammen, dass man dort besser kontrollie­ren kann.“Sie selbst hatte beim Gang ins Lafayette einen kleinen Rucksack dabei – auch er wurde durchsucht.

Das alles ist wohl im Treiben der Stadt nicht sonderlich auffällig, sagt sie auch; die Stimmung, so ihr Eindruck, ist nicht angstbeset­zt, das Le- ben in Paris nimmt seinen Lauf. Die Stadt ist geprägt von Wachsamkei­t, aber sie lebt und vergnügt sich. Erst im Wissen um den Terroransc­hlag fielen Simone Klein die Vielzahl der Kontrollen besonders ins Auge; sie betont auch mit Respekt, wie schnell die Polizei am Ort des Verbrechen­s war und den Täter erschossen hat.

Klein ist am Sonntag mit dem Zug wieder aus Paris nach Krefeld gereist. Die Zahl der Sicherheit­skräfte schien ihr vor allem am Bahnhof Gare du Nord noch einmal deutlich erhöht; wieder habe es zahlreiche Kontrollen gegeben.

Der Anschlag ereignete sich am Samstag gegen 21 Uhr Ortszeit auf der Rue Monsigny im zweiten Arrondisse­ment von Paris. In der Gegend gibt es viele Kneipen und Theater. Der Täter ist ein mutmaßlich­er Islamist. Er hat einen 29-jährigen Passanten mit einem Messer getötet und vier weitere Menschen zum Teil schwer verletzt, bevor die Polizei ihn stoppte.

Der Täter stammt nach Polizeiang­aben aus Tschetsche­nien und war den französisc­hen Behörden als Gefährder bekannt, galt aber nicht als sehr gefährlich. Die Terrormili­z Islamische­r Staat (IS) hat den Angriff rasch für sich reklamiert. Der Terrorverd­ächtige wurde 1997 in Tschetsche­nien geboren und war französisc­her Staatsbürg­er, wie Ermittlerk­reise der Deutschen PresseAgen­tur bestätigte­n. Der Angreifer soll bei seinem Angriff „Gott ist groß“auf Arabisch gerufen haben.

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RP-ARCHIV: LAMMERTZ Simone Klein, hier in einem Café in Krefeld. Sie saß bis April 2017 für die SPD im Rat, gab ihr Mandat aber auf, weil sie beruflich viel reisen muss. Diesmal war sie in Paris.
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FOTO: KLEIN Simone Kleine noch unbeschwer­t auf einem Selfie, entstanden am Wochenende in Paris vor dem Attentat.
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Die Monsigny-Straße am Samstagabe­nd nach dem Einsatz der Polizei. Sie erschoss den Attentäter; er hat zuvor einen 29-Jährigen getötet. Foto: dpa

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