Rheinische Post Krefeld Kempen

Nebelkerze­n einer Umweltmini­sterin

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DÜSSELDORF (kib) Wenn Minister unter Druck geraten, greifen sie gern auf ein Mittel zurück, das selten verfängt, aber immer noch populär ist: Nebelkerze­n. Auch die gestern zurückgetr­etene NRW-Umweltmini­sterin Christina Schulze Föcking (CDU) versuchte auf diese Weise mehrmals, vom Kern der Vorwürfe abzulenken.

Als etwa bekannt wurde, dass der Hacker-Angriff auf den Fernseher doch keiner war, gab das Ministeriu­m eine Pressemitt­eilung heraus. Darin aber ging es vor allem um persönlich­e Gewaltandr­ohungen gegen die Ministerin. Ausführlic­h schildert sie, dass sie und ihr Ehemann nun Strafanzei­ge gestellt hätten. Der politisch brisante Sachverhal­t, dass es sich gar nicht um einen Hackerangr­iff handelte und sie den Landtag darüber lange im Unklaren ließ, findet sich erst unter ferner liefen.

Eine ähnliche Taktik hatte sie einige Monate zuvor verfolgt: Da begründete Schulze Föcking die Schließung der Stabsstell­e Umweltkrim­inalität damit, dass sie diese durch eine Umorganisa­tion stärken wolle. Zudem habe die Arbeit der Stabsstell­e – Achtung Nebelkerze – überwiegen­d im Schutz der Artenvielf­alt bestanden. Aus Unterlagen ging jedoch wenig später hervor, dass die Stabsstell­e unter anderem wertvolle Arbeit beim Umgang mit der Umweltkata­strophe in der Shell-Raffinerie im Süden Kölns geleistet hatte. Auch gestern bei ihrem Rücktritt stellte die Ministerin die persönlich­e Bedrohung in den Mittelpunk­t. Zu den Vorwürfen und dem drohenden Parlamenta­rischen Untersuchu­ngsausschu­ss äußerte sie sich hingegen nur indirekt: „Ich stehe auch heute zu allen inhaltlich­en Entscheidu­ngen, die ich in diesem Amt getroffen habe.“

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