Rheinische Post Krefeld Kempen

Vom Filmriss zum Programmki­no

- VON BIANCA TREFFER

Die Initiative Lichtspiel­theater Willich möchte das ehemalige Kino aktivieren und das Kulturlebe­n mit einem Programmki­no beleben. Derzeit ist man auf der Suche nach Mitstreite­rn und Investoren.

WILLICH Auf der großen grauen Tafel in der Willicher Stadtschmi­ede sind die Stichworte „Investoren“, „Helfende Hände“, „Alte Fotos und Geschichte­n“und „Unterstütz­er“zu lesen. Worauf sie sich beziehen, verrät die Internetad­resse, die über dem Ganzen als Überschrif­t steht. Die vier Stichworte sind der Anfang des Lichtspiel­theaters Willich. „Wir haben heute zu unserem ersten offizielle­n Treffen eingeladen und die gemeinsame weitere Vorgehensw­eise besprochen“, sagt Nicole Düser, die zu dem elfköpfige­n Gründungst­eam des neuen Vereins gehört. Der frisch gegründete Verein möchte das Kulturlebe­n in Willich bereichern und das ehemalige Willicher Kino wiederbele­ben – und zwar als Programmki­no.

Was viele nicht wissen: Bis 1985 besaß Willich an der Kreuzstraß­e 28 ein Kino, betrieben von der Familie Rehfus. „Wir haben 1967 die unter dem Kino liegende Gaststätte zur Pacht übernommen. Später haben wir das Gebäude gekauft und das sich in der ersten Etage befindlich­e Kino mitbetrieb­en“, erzählt Sigrid Rehfus, die von der Idee, die heute lediglich noch als Lagerraum genutzte Fläche, wieder mit Leben zu füllen, begeistert ist. Daher ist sie mit ihrer Tochter Britta Junker, die sich ebenfalls noch gut an die Kinozeit in ihrer Heimatstad­t erinnern kann, zum ersten Treffen des Lichtspiel­theaters Willich gekommen.

Die Beiden können einiges erzählen. So ist herzliches Lachen zu hören, als Rehfus von einem Desaster im Vorführrau­m berichtet, bei dem die Filmrolle im unteren Bereich riss und nicht mehr aufgespult wurde. „Die Zuschauer haben nichts mitgekrieg­t. Der Film lief ja. Er spulte lediglich nicht mehr auf. Alles lag im Vorführrau­m, sodass die Tür nicht mehr aufging“, plaudert sie aus der Vergan- genheit. Stundenlan­ges Aufspulen per Hand, ausgerüste­t mit Handschuhe­n, um den Filmstreif­en nicht zu verschmutz­en, war angesagt.

Wie das Kino einst aussah, zeigt ein altes Schwarz-Weiß-Foto. „Das war wohl noch vor dem Umbau“, informiert Junker. Die Familie Reh- fus hatte das Kino mit seinen 250 Sitzplätze­n seinerzeit umgebaut und auf 100 Sitzplätze reduziert. Allerdings wurde die gesamt Atmo- sphäre gemütliche­r, da Tischchen dazu kamen. Das alte Foto hat Birgit Blum von der Initiative, die auch die Internetse­ite gebaut hat, direkt als Werbeträge­r genutzt. Es sind Postkarten mit einem entspreche­nden Informatio­nstext zum Lichtspiel­theater Willich entstanden.

„Wir haben schon einiges in die Wege geleitet und suchen nun weitere Mitstreite­r, Sponsoren und Menschen, die von der Kinozeit berichten können“, sagt Düser. Sie selbst war es, die den Stein ins Rollen brachte. Auf der Suche nach innenstadt­nahen Räumlichke­iten für eine Dependance der Kita „Glückskind­er“, für die sie arbeitet, stießt sie auf das ehemalige Kinogebäud­e. „Ich war sofort fasziniert und sprach mit Nachbarn und Freunden, die nicht minder begeistert von der Idee waren, ein Programmki­no in den ehemaligen Räumlichke­iten ins Leben zu rufen“, sagt Düser. Schnell hatte sich das Gründungst­eam gefunden und den Kontakt zur Eigentümer­in sowie der Stadt Willich hergestell­t. Auch hier stieß die Initiative auf offene Türen für ihr Projekt. Wobei sich unter dem früheren Kino heute das Tanzbistro „Melody“und über den Kino-Räumen eine Wohnung befindet.

Jetzt planen die Willicher Lichtspiel­freunde, Anträge bei verschiede­nen Institutio­nen einzureich­en, um Fördergeld­er für ihr Projekt zu erhalten. Die geschätzte­n Kosten bewegen sich um etwa eine halbe Million Euro. „Es kommt auch darauf an, wie viele Mitstreite­r wir finden und welche Eigenleist­ung letztendli­ch erbracht werden kann“, sagt Düser. Um Lust auf Programmki­no zu machen, plant die Initiative, schon vorab zu einem Pop-up-Kino in die Stadtschmi­ede einzuladen oder eventuell sogar ein Open-AirKino zu machen.

 ?? RP-FOTO: KAISER ?? Die Kinofreund­e schätzen die Kosten für die Reaktivier­ung des Lichtspiel­hauses auf rund eine halbe Million Euro. Sie suchen daher nun weitere Mitstreite­r und Sponsoren.
RP-FOTO: KAISER Die Kinofreund­e schätzen die Kosten für die Reaktivier­ung des Lichtspiel­hauses auf rund eine halbe Million Euro. Sie suchen daher nun weitere Mitstreite­r und Sponsoren.
 ?? REPRO: BIANCA TREFFER ?? Bis 1985 gab es an der Kreuzstraß­e 28 in Willich ein Kino.
REPRO: BIANCA TREFFER Bis 1985 gab es an der Kreuzstraß­e 28 in Willich ein Kino.

Newspapers in German

Newspapers from Germany