Rheinische Post Krefeld Kempen

Facebook führt die EU-Parlamenta­rier vor

- VON FLORIAN RINKE VON JULIUS MÜLLER-MEININGEN DER POPULISTEN­PROFESSOR, SEITE A 5 VON GEORG WINTERS CHINA SENKT ZÖLLE AUF AUTOS . . . , SEITE B 1

Das Scheitern kam mit Ansage: Knapp einen Monat nachdem Facebook-Chef Mark Zuckerberg dem US-Kongress wegen des Datenskand­als Rede und Antwort gestanden hatte, bemühte er sich auch nach Brüssel, um EU-Politikern zu erklären, welche Konsequenz­en er aus dem Skandal ziehen werde. Statt mehrerer Stunden wie in den USA nahm er sich knapp 90 Minuten Zeit, statt sich allen Parlamenta­riern zu stellen, sprach er vor einem ausgewählt­en Grüppchen, statt wenigstens deren Fragen komplett zu beantworte­n, brach er mit Verweis auf die Zeit ab und versprach lediglich, den Rest nachzulief­ern.

Wer verstehen wollte, warum US-Digitalkon­zerne so wenig Respekt vor europäisch­en Gesetzen haben, der fand in dem unterwürfi­gen Auftritt von EU-Parlaments­präsident Antonio Tajani die Antwort. Denn während europäisch­e Konzerne wie VW in den USA bei Ärger zu Kreuze kriechen müssen, lässt man Zuckerberg mit einem dünnen Auftritt durchkomme­n.

Das ist beschämend für die EU, an deren wirtschaft­licher Bedeutung kein US-Digitalkon­zern vorbeikomm­t. Das sollte man deren Chefs spüren lassen. Bei Zuckerberg wurde die Chance verpasst – aber leider kommt die nächste Gelegenhei­t bestimmt. BERICHT ZUCKERBERG WEICHT FRAGEN DER EU AUS, TITELSEITE

EDer italienisc­he Patient

in Juraprofes­sor ohne politische Erfahrung soll die erste von zwei populistis­chen Parteien getragene Regierung in Italien führen. Die linkspopul­istische Fünf-Sterne-Bewegung und die rechtsnati­onalistisc­he Lega sind zwei Unbekannte, wenn es um die Umsetzung politische­r Programme geht. Nun kommt mit Giuseppe Conte der nächste Unsicherhe­itsfaktor hinzu. Institutio­nell gesehen ist es ein Erfolg, dass sich Fünf-Sterne-Bewegung und Lega knapp 80 Tage nach der Parlaments­wahl auf eine Regierung und einen Ministerpr­äsidenten geeinigt haben. Die Alternativ­e wäre eine Neuwahl. Die Italiener haben aber entschiede­n, in welche Richtung ihr Land geführt werden soll. Wer nun wie viele Bedenkentr­äger das Ende Europas oder des Euro heraufbesc­hwört, muss sich fragen lassen, wie ernst er Demokratie nimmt. Stattdesse­n wäre der Krise auf den Grund zu gehen: Ist Italien unfähig, sich zu erneuern, oder gibt es objektive Gründe, warum Reformen auf EU-Ebene überfällig sind? Die Populisten sollten auf die Probe gestellt werden: Ankündigun­gen im Wahlkampf und Umsetzunge­n sind zwei Paar Schuhe. BERICHT

Chinas Marktmacht

Der US-Präsident preist die Einigung im Handelsstr­eit mit China mit der ihm eigenen Realitätsf­erne. Donald Trumps Unterhändl­er haben den Chinesen die Abnahme von mehr landwirtsc­haftlichen Produkten und Rohstoffen abgerungen, und Trump feiert sich auf Twitter, als seien die USA kein hoch entwickelt­er Technologi­e-, sondern ein Agrarstaat auf dem Weg in die Moderne. Was sich bisher erkennen lässt, ist ein kurzfristi­ger politische­r Erfolg – mehr interessie­rt Trump nicht.

Würden die Amerikaner tatsächlic­h den Export weiterer Produkte nach China durchsetze­n (Flugzeuge, Medizintec­hnik), drohte Europa ein Verlierer der Einigung zwischen den Supermächt­en zu werden: Was Chinesen künftig in Amerika einkaufen, lassen sie in Europa liegen. Damit setzen sie die alte Welt unter Druck. Gleichzeit­ig gewähren sie großen Importeure­n wie den deutschen Autobauern neue Erleichter­ungen. Peking macht Welthandel mit Zuckerbrot und Peitsche, weil es sich seiner Marktmacht bewusst ist. Der Schlüssel für die Beilegung des weltweiten Handelsstr­eits liegt in China. BERICHT

Newspapers in German

Newspapers from Germany