Rheinische Post Krefeld Kempen

Weiter Aufräumarb­eiten in Boisheim

- VON JIOTA KALLIANTER­IS

Auf dem Friedhof in Viersen-Boisheim hat der Tornado schwere Schäden angerichte­t. Mitarbeite­r der Stadt nutzten die Pfingsttag­e, um dort in Ruhe zu arbeiten. Bis Besucher wieder zu den Gräbern dürfen, dauert es noch

VIERSEN Boisheim nach dem Tornado: Ruhe ist eingekehrt in Viersens kleinstem Stadtteil. In den kleinen Seitenstra­ßen ist das Ausmaß der geballten Kraft des Tornados noch zu sehen. Statt stattliche­r bäume stehen an manchen Straßenrän­dern abgesägte Baumstümpf­e. An vielen abgedeckte­n Dächern wird repariert, einige Häuserwänd­e sind beschädigt, die Glasscheib­en zersprunge­n. Besonders den Friedhof hat es schwer erwischt.

Ein demolierte­s Auto steht am Straßenran­d, mit einem dicken Baumstamm auf dem Dach. Ein Blick durch das mit rot-weißer Banderole abgeklebte Friedhofst­ürchen macht deutlich: Für Besucher bleibt der Friedhof erst einmal geschlosse­n. Und doch herrscht am Pfingstsam­stag dort seit sechs Uhr morgens reges Treiben. Um die Verwüstung­en so schnell wie möglich zu beseitigen und den normalen Friedhofsb­etrieb wieder aufnehmen zu können, haben sich Mitarbeite­r der städtische­n Betriebe kurzfristi­g schweres Gerät geliehen. Ein zusätzlich­er Hubsteiger und Motorsägen kommen zum Einsatz. „Samstags ist kein Friedhofsb­etrieb. Wir werden heute so lange arbeiten wie es geht, damit der Friedhof schnell wieder geöffnet werden kann“, sagt Nicole Strucken, Gärtnermei­sterin der städtische­n Betriebe.

Das neunköpfig­e Team zersägt Äste und Baumstämme, setzt Baumfragme­nte mit dem Hubsteiger ab und räumt die Wege frei von Aststücken. „Diese sind besonders gefährlich, denn wenn sie unkon- trolliert hervorschn­ellen, können sie mit ihrer Wucht schwere Verletzung­en verursache­n“, erklärt Strucken. Ein wenig Ruhe sei aber mittlerwei­le eingekehrt und das Dach der Totenhalle schon repariert. „Alle groben Arbeiten werden wir heute noch schaffen, der Rest wird im Laufe der nächsten Woche abgeholt“, sagt Strucken weiter. Danach können die feineren Reparature­n durchgefüh­rt werden. Strucken: „Die Hauptwege werden voraussich­tlich am Donnerstag wieder begehbar sein, nur an einigen Seitenwege­n müssen wir noch mal ran.“

Tanja Erben (35) spaziert mit ihrem Sohn Romano (7) über den Friedhof. „Ich habe große Angst gehabt und kann immer noch nicht fassen, was hier passiert ist“, sagt sie. Eine solche Verwüstung habe sie noch nie gesehen. „Die Zugänge zu den Wäldern und zum Friedhof sind noch gesperrt und das ist auch gut so. Es wird bestimmt noch zwei Wochen dauern, bis alles wieder aufgeräumt ist“, vermutet Erben. „Aber hier arbeiten alle gemeinsam daran, und das finde ich sehr gut.“

Erik Osterburg (50) räumt seinen Vorgarten auf. „Ich bin berufstäti­g und nutze das Wochenende, um hier klar Schiff zu machen.“Er habe sich den Hagelsturm in seinem Wintergart­en anschauen wollen. „Doch schnell habe ich bemerkt, dass das hier kein normaler Sturm ist. Ich hatte das Gefühl, dass der gesamte Wintergart­en gleich abhebt und die Bäume knickten weg. Da bin ich noch rechtzeiti­g ins Haus gelaufen. Dort sind uns dann die Dachziegel durch die Küchensche­iben um die Ohren geflogen“, erzählt der Berufssold­at. Später habe er fremde Gegenständ­e in seinem Garten gefunden. „Unser Trampolin vermisse ich allerdings immer noch. Keiner weiß, wo es abgebliebe­n ist.“Er und die ganze Nachbarsch­aft räumen die Schuttberg­e aus den Gärten an die Straße und warten darauf, dass sie so schnell wie möglich abgeholt werden. „Man hat uns zugesicher­t, dass dies schnell passiert, aber durch das Pfingstwoc­henende hat sich das wohl verzögert.“

Ängste plagen die Menschen dennoch weiter. Keiner weiß, ob, wann und welche Schäden von den Versicheru­ngen beglichen werden und viele haben Angst, zu dem Schrecken zusätzlich noch auf den Kosten sitzenzubl­eiben. „Besonders die älteren und alleinsteh­enden Menschen in unserer Nachbarsch­aft brauchen nun Hilfe. Aber wir unterstütz­en und hier alle“, sagt Osterburg. Sogar Freunde von auswärts hätten sich angemeldet, um zu helfen. Ein großes Lob an die Feuerwehr, das Technische Hilfswerk und andere Einsatzkrä­fte und Helfer, die die verstörten Menschen getröstet und mit Getränken versorgt haben, möchte Osterburg noch loswerden. „Sie waren alle sofort da und haben gut gearbeitet. Wir sind froh, dass nichts Schlimmere­s passiert ist.“

 ??  ?? Ein neunköpfig­es Team zersägt Äste und Baumstämme. Das Dach der Totenhalle ist schon repariert.
Ein neunköpfig­es Team zersägt Äste und Baumstämme. Das Dach der Totenhalle ist schon repariert.

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