Rheinische Post Krefeld Kempen
Mühle: Die Klopfkäfer haben den Steinbalken ausgehöhlt
Ausgerechnet im Jubiläumsjahr musste der Heimatverein Tönisberg zum Mühlentag auf die traditionelle Besichtigung der Kastenbockwindmühle verzichten.
TÖNISBERG Das dicke Absperrseil, quer vor den Treppenstufen gespannt, die zur Kastenbockwindmühle Tönisberg hinaufführen, lässt so machen Besucher kurz inne halten und nach oben schauen. Die Tür, die ins Mühleninnere führt, ist ebenfalls verschlossen. Nur die Fahne des Heimatvereins Tönisberg flattert über der Tür hin und her. „Mühlenführungen können wir diesmal bei unserem Fest nicht anbieten. Die Mühle darf nicht betreten werden“, informiert Peter Raulf.
Warum das so ist, erklärt der Vorsitzende des Heimatvereins Tönisberg anschaulich anhand einer Zeichnung, die eigens dafür am Informationsstand des Vereins ausliegt. Der sogenannte Steinboden, auf dem die Mühlsteine liegen, macht Probleme. Klopfkäfer haben den Steinbalken ausgehöhlt. „Wenn wir mit einer Gruppe hinaufsteigen würden, bestünde die Gefahr, dass der Boden zu stark belastet werden würde und möglicherweise einbrechen könnte“, informiert Raulf. Ein Risiko, das nicht tragbar ist.
Die Mühle aus dem 18. Jahrhundert unterliegt regelmäßigen Kontrollen. Ein Mühlenbauer aus den Niederlanden, der die Mühle letztlich besuchte, stellte fest, dass etwas mit dem Balken nicht stimmte. Die sofort von der Stadt Kempen eingeleiteten weiteren Untersuchungen, die mittels Resistograph durchgeführt wurden – es handelt sich um Bohrungen mit dünnen Nadeln - ergaben die starke Aushöhlung hervorgerufen durch den Klopfkäfer. Das wiederum führte zur Sperrung des Tönisberger Wahrzeichens.
Der Steinbalken muss nun ausgetauscht werden, was bei der für 2018 vorgesehenen Sanierungsmaßnahmen geschehen soll – wobei die Kosten für die Erneuerung des Steinbalkens ein unvorhergesehener Faktor sind. In den für dieses Jahr geplanten Maßnahmen ist indes vorgesehen, einen neuen Bock zu errichten, so dass der Hausbaum, der derzeit auf dem Schwellenkreuz aufliegt, wieder frei hängt. Hier muss wieder für Spiel gesorgt werden. „Wir brauchen einen Abstand von rund drei Zentimeter. Der Hausbaum muss frei hängen wie ein Lot“, erklärt Gudrun Holzmann vom Hochbauamt der Stadt Kempen. Zudem ist geplant die Mühle ein klein wenig zu drehen, damit sie nicht immer im vollen Westwind steht. Raulf lobte die gute Zusammenarbeit mit der Stadt Kempen, der die Mühle ebenso am Herzen liegt wie dem Heimatverein. Aber auch wenn die Kastenbockwindmühle von innen beim Mühlenfest des Heimatvereins nicht besichtigt werden konnte, so präsentierte sich das Fest, bei dem der Heimatverein sein 20-jähriges Bestehen feierte, mehr als nur gelungen. Anlässlich des Jubiläums brachte der Heimatverein eine Tasse heraus, die die Mühle an einem Spätsommernachmittag zeigt. Klaus Hegmanns stellte dafür das Foto kostenfrei zur Verfügung. „Wir haben 400 Tassen machen lassen, die wir über den Verein verkaufen“, sagte Raulf, der sich über die gute Nachfrage freute. Beliebt war wie immer auch das Mühlenbrot, als Schmalz- und Schinkenbrotstulle getestet werden konnte. Untermalt von leisen Akkordeonklängen, für die Grete Bergers am Fuße der Mühle sorgte, machten es sich die Besucher an den Bänken und zusätzlich aufgestellten Bierzeltgarnituren mit den angebotenen Broten, Würstchen, Kuchen und Getränken bei strahlenden Sonnenschein und leichtem Wind bequem.
Für die Kinder gab es neben den bekannten bunten Windmühlen einen besonderen Spaß. Nina Brauweiler und Daria Kaufhardt schminkten in einem eigens ausgebauten Pavillon die jungen Besucher mit fantasievollen Motiven, wobei das Einhorn ein besonderer Renner war. Dazu gab es im Anschluss einen Luftballon-Wettbewerb.