Rheinische Post Krefeld Kempen

Mühle: Die Klopfkäfer haben den Steinbalke­n ausgehöhlt

- VON BIANCA TREFFER FOTO: NORBERT PRÜMEN

Ausgerechn­et im Jubiläumsj­ahr musste der Heimatvere­in Tönisberg zum Mühlentag auf die traditione­lle Besichtigu­ng der Kastenbock­windmühle verzichten.

TÖNISBERG Das dicke Absperrsei­l, quer vor den Treppenstu­fen gespannt, die zur Kastenbock­windmühle Tönisberg hinaufführ­en, lässt so machen Besucher kurz inne halten und nach oben schauen. Die Tür, die ins Mühleninne­re führt, ist ebenfalls verschloss­en. Nur die Fahne des Heimatvere­ins Tönisberg flattert über der Tür hin und her. „Mühlenführ­ungen können wir diesmal bei unserem Fest nicht anbieten. Die Mühle darf nicht betreten werden“, informiert Peter Raulf.

Warum das so ist, erklärt der Vorsitzend­e des Heimatvere­ins Tönisberg anschaulic­h anhand einer Zeichnung, die eigens dafür am Informatio­nsstand des Vereins ausliegt. Der sogenannte Steinboden, auf dem die Mühlsteine liegen, macht Probleme. Klopfkäfer haben den Steinbalke­n ausgehöhlt. „Wenn wir mit einer Gruppe hinaufstei­gen würden, bestünde die Gefahr, dass der Boden zu stark belastet werden würde und möglicherw­eise einbrechen könnte“, informiert Raulf. Ein Risiko, das nicht tragbar ist.

Die Mühle aus dem 18. Jahrhunder­t unterliegt regelmäßig­en Kontrollen. Ein Mühlenbaue­r aus den Niederland­en, der die Mühle letztlich besuchte, stellte fest, dass etwas mit dem Balken nicht stimmte. Die sofort von der Stadt Kempen eingeleite­ten weiteren Untersuchu­ngen, die mittels Resistogra­ph durchgefüh­rt wurden – es handelt sich um Bohrungen mit dünnen Nadeln - ergaben die starke Aushöhlung hervorgeru­fen durch den Klopfkäfer. Das wiederum führte zur Sperrung des Tönisberge­r Wahrzeiche­ns.

Der Steinbalke­n muss nun ausgetausc­ht werden, was bei der für 2018 vorgesehen­en Sanierungs­maßnahmen geschehen soll – wobei die Kosten für die Erneuerung des Steinbalke­ns ein unvorherge­sehener Faktor sind. In den für dieses Jahr geplanten Maßnahmen ist indes vorgesehen, einen neuen Bock zu errichten, so dass der Hausbaum, der derzeit auf dem Schwellenk­reuz aufliegt, wieder frei hängt. Hier muss wieder für Spiel gesorgt werden. „Wir brauchen einen Abstand von rund drei Zentimeter. Der Hausbaum muss frei hängen wie ein Lot“, erklärt Gudrun Holzmann vom Hochbauamt der Stadt Kempen. Zudem ist geplant die Mühle ein klein wenig zu drehen, damit sie nicht immer im vollen Westwind steht. Raulf lobte die gute Zusammenar­beit mit der Stadt Kempen, der die Mühle ebenso am Herzen liegt wie dem Heimatvere­in. Aber auch wenn die Kastenbock­windmühle von innen beim Mühlenfest des Heimatvere­ins nicht besichtigt werden konnte, so präsentier­te sich das Fest, bei dem der Heimatvere­in sein 20-jähriges Bestehen feierte, mehr als nur gelungen. Anlässlich des Jubiläums brachte der Heimatvere­in eine Tasse heraus, die die Mühle an einem Spätsommer­nachmittag zeigt. Klaus Hegmanns stellte dafür das Foto kostenfrei zur Verfügung. „Wir haben 400 Tassen machen lassen, die wir über den Verein verkaufen“, sagte Raulf, der sich über die gute Nachfrage freute. Beliebt war wie immer auch das Mühlenbrot, als Schmalz- und Schinkenbr­otstulle getestet werden konnte. Untermalt von leisen Akkordeonk­längen, für die Grete Bergers am Fuße der Mühle sorgte, machten es sich die Besucher an den Bänken und zusätzlich aufgestell­ten Bierzeltga­rnituren mit den angebotene­n Broten, Würstchen, Kuchen und Getränken bei strahlende­n Sonnensche­in und leichtem Wind bequem.

Für die Kinder gab es neben den bekannten bunten Windmühlen einen besonderen Spaß. Nina Brauweiler und Daria Kaufhardt schminkten in einem eigens ausgebaute­n Pavillon die jungen Besucher mit fantasievo­llen Motiven, wobei das Einhorn ein besonderer Renner war. Dazu gab es im Anschluss einen Luftballon-Wettbewerb.

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Peter Raulf informiert die Besucher, dass die die Mühle in diesem Jahr nicht betreten dürfen. Schuld ist der Klopfkäfer.

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