Rheinische Post Krefeld Kempen

Aktionäre rechnen mit Bayer ab

- VON ANTJE HÖNING FOTO: DPA

Der Monsanto-Deal ist riskant, die Aktie eingebroch­en, im Arznei-Geschäft brennt es – Anleger kritisiere­n den Vorstand bei der Hauptversa­mmlung. Die ist von vielen Protesten begleitet.

BONN Für den Vorstand ging es gestern rund: „Bayers neuer Partner ist der Tod.“Mit diesen Worten empfingen Umweltakti­visten die knapp 2000 Besucher der Hauptversa­mmlung. Die Aktivisten waren als Paare verkleidet – Bayer als Braut in weiß, Monsanto als schwarzer, todbringen­der Bräutigam. Imker ließen ihre Smoker rauchen gegen Pestizide. Auch im World Conference Center gab es viel Kritik – von Anlegern, Fondsmanag­ern und Bankvertre­tern. Für sie ist Nachhaltig­keit längst ein Thema, zudem hat der Konzern viele Baustellen. „Bayer hat auch 2018 enttäuscht“, sagte Ingo Speich, Fondsmanag­er bei Union Investment. Die Kritikpunk­te: Rufschaden durch Monsanto Der US-Gentechnik­konzern stehe seit Jahren wegen seines Geschäftsg­ebarens am Pranger, nun drohe Bayer enormer Imageschad­en, warnte Speich: „Bayer läuft Gefahr, viele nachhaltig orientiert­e Investoren zu verlieren.“Monsantos Historie wecke massive Zweifel, dass die Amerikaner zur Kehrtwende fähig seien. Bayer-Chef Werner Baumann will davon nichts wissen: „Vor 30 Jahren bin ich zu Bayer gekommen, doch die Werte und Überzeugun­gen haben sich nicht verändert – und das wird sich auch nicht ändern.“Da haben Aktionäre großen Zweifel: „Ob Bayer Bayer bleibt, das werden wir sehen“, so Hendrik Schmidt von der Fondsgesel­lschaft DWS. Verzögerun­g bei Monsanto Zwei Jahre nach dem Start der Schlacht ist der Deal noch nicht durch. Würde man die Papiere stapeln, die Bayer bei den US- und den EU-Kartellbeh­örden eingereich­t hat, ergä- be dies einen Papierberg, der 25 Mal so hoch wäre wie der Kölner Dom, sagt Baumann. Dennoch: „Wir gehen davon aus, die Übernahme bis 14. Juni abschließe­n zu können.“Sonst kann Monsanto den Deal im Übrigen auch aufkündige­n. Da Bayer auf Druck der Behörden mehr Beteiligun­gen verkaufen muss als geplant, sinken die Einsparung­en um rund 300 Millionen Dollar. Zugleich hat Bayer Probleme mit früheren Übernahmen. „Sie haben Schering und Merck zu teuer eingekauft, wie soll das bei Monsanto klappen?“, fragte Aktionär Hans-Martin Buhlmann. Probleme im Kerngeschä­ft „Es stellt sich die Frage, ob Bayer vor lauter Übernahme-Überschwan­g nicht das Brot-und Butter-Geschäft vernachläs­sigt“, warnt Fondsmanag­er Speich. Viele Probleme seien hausgemach­t. In Brasilien bleibt Bayer auf Pflanzensc­hutz-Beständen sitzen. Wegen Schlampere­i im Pharmawerk Leverkusen erhielt man einen blauen Brief von der US-Gesundheit­sbehörde. Baumann räumt

„Es schmerzt, dass SAP Bayer vom Thron als wertvollst­er deutscher Konzern gestoßen hat. Die Börse ist vom Deal nicht überzeugt“, sagte Marc Tüngler, Aktionärss­chützer der DSW. Die Aktie ist binnen drei Jahren von über 140 Euro auf 103 Euro gestürzt. Bayer gehöre zu den sechs schlechtes­ten Dax-Aktien, so Joachim Kregel, Aktionärss­chützer der SdK: „Das geht überhaupt nicht mit dem Selbstvers­tändnis des Konzerns zusammen.“Den vielen Fragen, wann und wie die Kapitalerh­öhung kommt, wich Bauman aus.

Angesichts der massiven Kritik wirkten die eingespiel­ten Imagefilme über geheilte Krebspatie­nten und glückliche Bauern hilflos. Baumanns zentraler Hinweis an die Kritiker lautete: „Ich sehe die Gefahr, dass wir aus übertriebe­ner Vorsicht Chancen verpassen. Kein Risiko einzugehen, ist keine Option.“

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Nur die Ruhe bewahren: Bayer-Chef Werner Baumann gestern bei der Hauptversa­mmlung des Unternehme­ns.

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