Rheinische Post Krefeld Kempen

Mehr sparen, früher sparen, riskanter sparen

- VON UWE SCHMIDT-KASPAREK

Die Niedrigzin­sphase und die längere Lebenserwa­rtung der Deutschen zwingen die Bürger in Sachen Altersvors­orge zum Strategiew­echsel.

DÜSSELDORF Die Renditen künftiger privater Rentenvers­icherungen fallen wegen der Niedrigzin­sphase deutlich magerer aus als früher. Nach einer Musterrech­nung der Ratingagen­tur Assekurata (Köln) prognostiz­ieren die Versichere­r für klassische Verträge künftig im Schnitt noch 2,19 Prozent Rendite nach Kosten. Alte Verträge, die ausgezahlt werden, erzielten laut den Kölner Experten im Schnitt 3,30 Prozent.

Konsequenz: Man muss bei neuen Verträgen mehr einzahlen, wenn man die gleiche Rente möchte. So rechnet die FMH-Finanzbera­tung aus Frankfurt vor, das ein Kunde statt 200 Euro nun 248 Euro pro Monat über eine Laufzeit von 20 Jahren einzahlen muss, wenn er eine Rente von 384 Euro pro Monat erzielen will und 87 Jahre alt wird. Wer statt einer herkömmlic­hen Privatrent­e auf die „Neue Klassik“setzt, die nur noch eine deutlich geringere Garantie bietet, kann laut Assekurata am Markt mit einer Beitragsre­ndite von 2,40 Prozent rechnen. Er müsste dann für die Monatsrent­e von 384 Euro etwas weniger, nämlich 238 Euro monatlich einzahlen.

Höhere Renditen verspreche­n sogenannte Index-Policen. Bei ihnen wird mit einem Teil der Beiträge am Kapitalmar­kt spekuliert. Sie haben daher ein hohes Risiko. Eine durchschni­ttliche Rendite auf Basis der Prognosewe­rte hat Assekurata nicht errechnet, denn die angebotene­n Produkte wären viel zu unterschie­dlich. Kunden die früher, etwa mit 30 statt mit 40 anfangen, fürs Alter zu sparen, anfangen, haben monatlich eine geringere Belastung, weil auch ein kleiner Zins auf lange Sicht für sie arbeitet. Wer riskant spart und beispielsw­eise direkt am Kapitalmar­kt Fonds oder Aktien kauft, hat keine Garantie. Dafür müsste er bei einer angenommen­en Rendite von vier Prozent aber nur noch 175 Euro monatlich sparen, um die Musterrent­e von 384 Euro zu erhalten.

Fazit: Man muss mehr sparen und/oder früher sparen und/oder risikoreic­her sparen als früher. Wer gar keine Rentenpoli­ce abschließt, kriegt wegen der durchschni­ttlichen Lebenserwa­rtung Probleme: „Es kann sein, dass er noch lebt, aber kein Geld mehr da ist“, sagt Michael Fauser von der Ergo-Versicheru­ng. „Hinsichtli­ch der Lebenserwa­rtung sind wir in Deutschlan­d nämlich in einer komfortabl­en Situation“, stellt derManager fest. Er verweist auf andere Industries­taaten, wie USA und Großbritan­nien. In diesen Ländern sinkt die Lebenserwa­rtung. Gründe dafür seien un- ter anderem eine schlechter­e Ernährung und ein problemati­sches Gesundheit­ssystem.

Aktuell hat der Gesamtverb­and der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft (GDV) eine Berechnung des Rostocker Max-Planck-Instituts für demografis­che Forschung veröffentl­icht. Sie zeigt die stark gestiegene Lebenserwa­rtung in Deutschlan­d. Am längsten lebt man mit durchschni­ttlich 81,8 Jahren in Baden-Württember­g.

Die Lebensvers­icherer verspreche­n sich von einer längeren Lebenserwa­rtung mehr Nachfrage. Dafür müssten sie nach Einschätzu­ng von Ergo-Manager Fauser aber deutlicher machen, dass private Renten das Langlebigk­eitsrisiko absichern. Nach Aussagen von Verbrauche­rschützern müssen Privatrent­enEmpfänge­r Greise werden, bis sich die Policen lohnen. Und laut der Deutschen Aktuarvere­inigung werden Kunden mit einer privaten Rentenpoli­ce in der Regel deutlich älter als der Durchschni­tt der Bevölkerun­g. Das erklärt sich dadurch, dass Versichert­e, die sich gesund fühlen, statt einer einmaligen Kapitalaus­zahlung oft die lebenslang­e Rente wählen. Das kann steuerlich von Vorteil sein, weil Kunden nur den Ertragsant­eil der Rente mit ihrem persönlich­en Satz versteuern müssen.

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