Rheinische Post Krefeld Kempen

Der Traum vom „Fliewatüüt“lebt

- VON THOMAS GEIGER

Da man auf den Straßen kaum mehr vorankommt, gehen die Autoherste­ller in die Luft oder ins Gelände. Fantasie und Wunschdenk­en sind zwar auch im Spiel, dennoch: Die ersten Sonderling­e kann man schon kaufen.

Feierabend­verkehr, Stop-andgo, Staus: Das ist zum In-dieLuft-gehen. Menschen wie Jörg Astalosch wollen diese Redewendun­g bald wörtlich nehmen. Der Chef der Ideenschmi­ede Italdesign hat zuletzt gemeinsam mit Audi und Airbus ein Fahrzeugko­nzept gezeigt, mit dem man dem Stau die kalte Schulter zeigt und immer mobil ist.

Der Pop Up Next ist ein autonomer Kleinstwag­en, der sich bei zu dichtem Verkehr an eine Art unbemannte­n Helikopter andocken, seinen Fahrscheme­l am Boden lassen und dann mit elektrisch­en Rotoren abheben kann. Der Pop Up hatte im März bereits seinen zweiten Auftritt beim Genfer Autosalon und trägt mittlerwei­le die Audi-Ringe. Die Schwesterm­arke Porsche hat in der Branchenze­itung „Automobilw­oche“ähnliche Planungen angedeutet.

Mit dieser Idee sind Airbus, Audi und Italdesign nicht alleine, wie eine Handvoll solcher Autos in Genf bewies. Flugfahrze­uge, Schmalspur­flitzer, Robotaxen und extrem geländegän­gige Offroad-Modelle erinnern an das „Fliewatüüt“aus der bekannten Kinderfilm­serie „Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt“. Das Auto ist zumindest in der Fantasie der Entwickler nicht allein auf der Straße zu Hause, sondern zu Lande, zu Wasser und in der Luft.

Bereits Realität ist der Liberty der niederländ­ischen Firma PAL-V. Auf seinem Dach trägt der Zweisitzer einen ausklappba­ren Rotor mit einem Durchmesse­r von elf Metern, mit dem er abheben kann. Und anders als der Pop Up ist der am Boden mit seinem 74 kW/ 100 PS starken Motor immerhin 160 km/h und in der Luft bis zu 180 km/h schnelle Zwitter kein Konzept und keine Vision mehr, sondern ein Serienmode­ll. 2019 sollen für knapp unter 400.000 Euro die ersten Kundenfahr­zeuge ausgeliefe­rt werden.

Während Pop Up und Liberty in die Luft gehen, suchen Fahrzeuge wie der Sbarro 4x4+2, der Hyundai Kite oder der Chelsea Truck einen ande- ren Ausweg aus dem Verkehrsch­aos und wechseln einfach in die Wildnis. Als extreme Geländefah­rzeuge mit erweiterte­m Aktionsrad­ius setzen sie damit einen Kontrapunk­t zu der Schwemme an SUV- und gestaltete Elektro-Showcar taugt nicht nur für den Strand, kann mit einer Turbine auf dem Wasser fahren und lässt sich mit wenigen Handgriffe­n in ein Schneemobi­l umbauen.

Eine dritte Alternativ­e gegen das Verkehrsch­aos ist der in der Schweiz entwickelt­e Qooder. Er soll das Beste aus zwei Welten vereinen. So schmal und agil wie ein Motorrad und mit vier, durch eine spezielle Steuerung in der Seite neigbaren Rädern so sicher wie ein Auto, soll man mit dem offenen Zweisitzer lässig durch den Stau surfen, verspricht Firmenchef Paolo Gagliardo.

Wem das alles zu wild oder zu gewagt ist, den lockt die Autoindust­rie einmal mehr mit Roboter-Fahrzeugen. Dazu gehören die Studie Renault EZGO für den autonomen Nahverkehr und ID Vizzion als Ausblick auf ein selbstfahr­endes VW-Flaggschif­f. Vision Concept stammt von der als elektrisch­e Rolls-Royce-Konkurrenz wiederbele­bten britischen Luxusmarke Lagonda.

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FOTO: DPA Audi, Italdesign und Airbus haben ein rein elektrisch­es, vollautoma­tisiertes Konzept für horizontal­e und vertikale Mobilität vorgestell­t: das „Pop Up Next“.
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FOTOS (3): GEIGER Wenn einem die Straße ausgeht, soll der niederländ­ische Liberty von PAL-V ebenfalls fliegend weiterhelf­en (l.). Um besonders geländegän­gig zu werden, kann der Sbarro 4x4+2 zwei extra Räder dazuschalt­en (Mitte). Die Studie Renault EZ-GO für den...

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