Rheinische Post Krefeld Kempen

Deutsche-Bank-Aktie fällt unter zehn Euro

- VON GEORG WINTERS

FRANKFURT Zumindest in einer Hinsicht ist die Deutsche Bank gestern an einem Tiefpunkt angekommen, und auch da muss sich erst mal zeigen, ob es nicht noch weiter nach unten geht: Die Aktie der größten deutschen Bank ist erstmals zum Handelschl­uss unter zehn Euro gefallen. Bis auf 9,80 Euro sackte der Kurs. Nach einer zwischenze­itlichen Erholung ging das Papier mit einem Minus von knapp fünf Prozent. Die 9,80 Euro waren allerdings noch kein absolutes Rekordtief. Das datiert aus dem Herbst 2016, als die amerikanis­che Justiz damit drohte, einen zweistelli­gen Milliarden­betrag von der Bank zu fordern, was Investoren und Kunden davontrieb. Damals war die Aktie zwischenze­itlich bis auf 9,40 Euro abgestürzt.

Natürlich ist die Aktie gestern auch in den Sog der Italien-Krise geraten. In Mailand stürzte die Börse um bis zu 3,7 Prozent ab, und es traf vor allem Banken wie Intesa Sanpaoloun­d Unicredit, deren Kurse zeitweise um mehr als sechs Prozent einbrachen. Das Problem der italienisc­hen Geldhäuser sind ihre hohen Bestände an italienisc­hen Staatsanle­ihen. Wenn deren Kurse fallen, könnte das in den Bankbilanz­en erhebliche­n Korrekturb­edarf nach sich ziehen. Dem Misstrauen in die Banken des Landes folgte jenes in Kreditinst­itute aus anderen Ländern. Auch die Commerzban­k wurde in Mitleidens­chaft gezogen. Die Aktie musste kräftige Einbußen hinnehmen und ging bei Verlusten von mehr als drei Prozent mit 9,04 Euro aus dem Handel.

Was die Deutsche Bank angeht, sind die politische­n Unruhen in Italien aber mit Sicherheit nicht der einzige Grund für das neuerliche Abschmiere­n an der Börse. Die britische Investment­bank Barclays Capital hat ihr Kursziel sogar schon auf acht Euro gesenkt, weil sie offenbar nicht so recht an eine erfolgreic­he Neuausrich­tung glauben mag. Gestern hat die Bank – noch ehe der neue Vorstandsc­hef Christian Sewing konkret gesagt hat, was er vorhat – schon Angekündig­tes mal wieder begraben. Auch das könnte die Börsianer aufs Neue verstimmt haben. Diesmal geht es um die Digitalban­k, die Ende dieses Jahres an den Start gehen sollte. Das hatte der damals amtierende Vorstandsc­hef John Cryan im Oktober des vergangene­n Jahres angekündig­t. Damals sollte die Digitalban­k ein eigenes Konto anbieten; jetzt gehe es in Richtung einer digitalen Plattform, sagte ein Sprecher der Bank. Einer Plattform, von wo aus die Deutsche Bank wie andere Finanzkonz­erne Kunden auch an Wettbewerb­er vermittelt, aber immer in der Hoffnung, dass die Kunden auf der Plattform bleiben, die Bank selbst somit Provisione­n kassieren und die Daten der Kunden nutzen kann.

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