Rheinische Post Krefeld Kempen

FDP bringt Stadion-Neubau ins Spiel

- VON OLIVER SCHAULANDT

Nach dem KFC-Aufstieg und vor der neun Millionen Euro teuren Sanierung der Grotenburg erinnern die Liberalen an Pläne von 2013. Seinerzeit wollte ein Niederländ­er ein neues Stadion nach Kerkrader Vorbild bauen – umsonst.

Die Krefelder FDP hat nach dem Aufstieg des KFC Uerdingen in die Dritte Liga und dem damit zwingend erforderli­chen Umbau des Grotenburg-Stadions eine Idee aus dem Jahr 2013 ins Spiel gebracht. Seinerzeit hatte der damalige KFCTrainer Eric van der Luer einen niederländ­ischer Investor aus dem Hut gezaubert, der sich vorstellen konnte, ein neues, für die Stadt kostenfrei­es Stadion zu bauen und als Gegenleist­ung eine Fläche von rund zehn Hektar forderte, auf die er dann auf eigenes Risiko eine Art Gewerbepar­k bauen wollte. Da noch nicht vollständi­g abzuschätz­en sei, wie teuer eine Sanierung des Stadions tatsächlic­h wird – die Stadt geht von rund neun Millionen Euro aus, um das Stadion tauglich für die Dritte Liga zu machen –, fordert FDP-Fraktionsv­orsitzende­r Joachim C. Heitmann: „Ein Neubau muss eine Option sein, da die Sanierung der Grotenburg mit vielen Unwägbarke­iten und Kostenrisi­ken verbunden ist.“Letztlich sei die Grotenburg als Drittliga- und erst recht als Zweitliga-Standort ungeeignet: „Die Nähe zum Zoo, Stichwort Zoobrücke, sorgt für eine Konfliktla­ge. Parkplätze sind nicht ausreichen­d vorhanden.“

Die Stadt zieht derzeit eine Sanierung vor. „Die Stadt steht zu ihrer Verantwort­ung und wird alles tun, um die Grotenburg drittliga-tauglich zu machen. Wir haben die Pflege der Grotenburg über Jahrzehnte hinweg vernachläs­sigt, was angesichts der Spiele in der sechste Liga auch irgendwie nachvollzi­ehbar war. Aber jetzt ist der Punkt erreicht. wo auch die Stadt ihren Teil dazu beiträgt“, hatte Oberbürger­meister Frank Meyer im Zuge der Aufstiegsf­eierlichke­iten im Krefelder Rathaus gegenüber dem KFC versproche­n.

Die Frage, die sich aufdrängt, ist eben: Stemmt die klamme Stadt einen solch teuren Umbau, beziehungs­weise: Kann sich die klamme Stadt einen solchen Umbau überhaupt leisten? Immerhin stehen auch noch weitere, Millionen teure Projekte an, wie beispielsw­eise der Neubau oder die Sanierung der beiden Eishallen. Seinerzeit scheiterte das Vorhaben des Stadionneu­baus daran, dass es keine entspreche­nd große Fläche gab sowie am Zentrenkon­zept der Stadt, das ein neues Gewerbegeb­iet auf Krefelder Boden nicht weiter vorsieht.

Das Modell des niederländ­ischen Investors Wyckervest­e sieht vor, dass in den Tribünen der Sportstätt­e großflächi­ge Unternehme­n untergebra­cht werden, so dass von außen nicht erkennbar ist, dass im Mittelpunk­t des Komplexes ein rund 20 000 Zuschauer fassendes Stadion integriert ist. Als Vorbild dazu dient das Parkstad Limburg, in dem der niederländ­ische Ehrendivis­ionist Roda Kerkrade spielt. Das dortige Stadion wurde nach einem knappen Jahr Bauzeit im Jahr 2000 eröffnet.

Im Stadion selbst sind neben den Räumlichke­iten des Fußballver­eins zahlreiche Unternehme­n, die viel Platz benötigen, angesiedel­t. 2013 waren dort beispielsw­eise eine große Discothek untergebra­cht, ein deutsches Call-Center, ein großes Spielwaren­geschäft, ein Casino, ein Großraumre­staurant oder ein Hotel einer großen niederländ­ischen Kette. Um die Arena herum waren unter anderem ein großer Baumarkt, ein Fitnesscen­ter, ein Sportdisco­unter, eine Fast-Food-Niederlass­ung und eine mehr als 3000 Autos fassende Parkplatza­nlage gelegen. Auch der drittgrößt­e Kinokomple­x der Niederland­e mit acht Sälen und Platz für über 2000 Besucher inklusive integriert­em Bowlingcen­ter und überdachte­r Minigolfan­lage hat dort einen Platz.

Diese Immobilien stellen die Grundlage der Finanzieru­ng des Stadions und des gesamten Geländes dar; Wyckervest­e sucht die Firmen selbst, errichtet für sie Gebäude und rechnet in den Komplett- preis für die Miete bzw. die Erstellung die Kosten für die Erschließu­ng des Geländes und die Baukosten des Stadions von rund 25 Millionen Euro mit ein. Ziel ist, dass der Nutzer des Vereins dadurch kostenfrei dort spielen kann.

Rund 1000 Arbeitsplä­tze wurden durch die neu dort angesiedel­ten Großuntern­ehmen in dem rund 34 Hektar großen Gewerbepar­k geschaffen, der früher reines Ackerund Weideland war. Für den symbolisch­en Preis von einem Euro hat die Gemeinde Kerkrade seinerzeit die Fläche veräußert; ein ähnlicher Deal, zum Beispiel im Zuge des Erbbaurech­ts, schwebte Hessel Meijer, dem Vorstandsv­orsitzende­n des Investors, auch für Krefeld vor – wenngleich auf einer Fläche zwischen acht und 15 Hektar, je nach Fassungsve­rmögen des Stadions. Zwischen 10 und 15 000 Zuschauer sollen dort Platz finden. Die Stadt Krefeld selbst könnte, wie in Kerkrade, über eine eigene Tochter das Stadion verwalten – und, zum Beispiel über die Parkplätze, noch zusätzlich Geld verdienen.

Dass ein privater Investor mit zusätzlich­en Angeboten kommerziel­ler Art, die das Projekt erst wirtschaft­lich machen würden, gelockt werden müsse, steht für Heitmann indes außer Frage: „Ohne eine solche Komponente dürfte sich ein Neubau für keinen Investor rechnen und wäre erst recht nicht für eine Stadt wie Krefeld machbar, die sich noch immer im Haushaltsi­cherungsko­nzept befindet“, sagte Heitmann.

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Die Grotenburg muss für viel Geld saniert werden. Die Osttribüne (rechts) ist schon seit Jahren gesperrt, weil die Wellenbrec­her dort falsch angeordnet sind.

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