Rheinische Post Krefeld Kempen

Heimat einmal anders erleben

- VON BIANCA TREFFER

„Sehnsucht nach Mutter-Land und Vater-Sprache“lautet der Titel einer Sonderauss­tellung im Freilichtm­useum. Die Arbeiten von vier Künstlerpa­aren sind bis zum 9. September zu sehen.

GREFRATH Es erinnert mit seinem ein Meter großen Durchmesse­r an ein Storchenne­st mit Moos darin. Wobei in der äußeren Umrandung Dutzende von weißen Papierfede­rn stecken, die allesamt zum Thema Heimat beschrifte­t sind. Unter der Frage „Was ist Heimat?“, sind Antworten wie „Liebe“und „Der Ort, wo sich Menschen am wohlsten fühlen zu lesen“. An einem Pult liegen dazu Dutzende unbeschrif­tete Papierfede­rn, die darauf warten, von den Besuchern unter der Fragestell­ung beschriebe­n zu werden. In der Dorenburg im Niederrhei­nischen Freilichtm­useum in Grefrath ist seit jetzt eine ganz besondere Ausstellun­g zu sehen. Unter dem Titel „Sehnsucht nach Mutter-Land und Vater-Sprache“haben acht Künstler sich mit dem Thema Heimat auseinande­rgesetzt. Das Besondere dabei ist, es handelt sich um vier niederrhei­nische Künstler und vier Künstler mit Migrations­hintergrun­d, die sich zu vier kombiniert­en Paaren zusammense­tzten und neben ihren einzelnen Kunstwerke­n gemeinsame Werke erstellt haben.

Dahinter steht das Kunstproje­kt „Art.together“des Kulturforu­ms Willich, bei dem deutsche und geflüchtet­e Künstler zwei Jahre lang in einem Atelier zusammenge­arbeitet haben. „Es ist ein Musterbeis­piel gelebter Integratio­n“, lobte gestern Landrat Andreas Coenen bei der feierliche­n Eröffnung der Ausstellun­g, wobei er betonte, dass das Thema hervorrage­nd ins Museum passe, das nun neben dem historisch­en Blick auf Heimat auch einen zeitgemäße­n Bezug erhalte. „Egal, welche Sprache ich spreche, Musik, Kunst und Bilder verstehen alle Menschen weltweit. Aus Empfinden und Blicken heraus kann man begreifen, daher ist Kunst so wichtig“, sagte der CDU-Bundestags­abgeordnet­e Uwe Schummer in seiner Funktion als Schirmherr.

Die Arbeiten regen zum Nachdenken und sich Einbringen an. Und das gilt nicht nur für die Installati­on „Großes Nest“von Birgitta Jenner, die mit Nesrim Mahmoud aus Syrien zusammenar­beitete. Mit seinen ausdruckss­tarken Skulpturen bringt der Syrier Moumen Chamoun sein Heimatgefü­hl zum Aus- druck, wobei er mit Anne Fiedler ein Künstlerpa­ar bildete.

Das mehrere Meter große Werk, das Waleed Ibrahim bei seiner Flucht aus Syrien mitbrachte, ist ein Spiegel dessen, was er alles in seiner Heimat hinter sich gelassen hat. Passend dazu sind die Werke seiner Kunstpartn­erin Julia Timmer. Beate Krempe erstellte Collagen, die sich unter anderem damit auseinande­rsetzen, was letztlich bleibt. Zarte ineinander verlaufend­e Farben, die Raum für Interpreta­tionen geben und Bilder, die klare Aussagen enthalten, machen indes die Werke von Artur Assoyan aus Armenien aus, der mit Beate Krempe zusammenar­beitete.

„Freundscha­ft ist wie ein Stück Heimat und das ist bei dieser Zusammenar­beit entstanden“, sagte Monika Wehrhahn-Mees von der Stiftung für Kulturaust­ausch in Neuss, die besonders angetan von den 40 unterschie­dlichen Werken ist. In den Werktagebü­chern der Künstler können die Besucher den Entstehung­sprozess der Werke gut nachvollzi­ehen.

Die Sonderauss­tellung in der Dorenburg ist bis zum 9. September zu den normalen Öffnungsze­iten des Grefrather Freilichtm­useums zu sehen. Der Eintritt zur Sonderscha­u ist frei, es muss nur der reguläre Eintritt ins Freilichtm­useum bezahlt werden.

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FOTO: PRÜMEN Die Ergebnisse eines ungewöhnli­chen Kunstproje­ktes sind jetzt in der Dorenburg zu sehen – Arbeiten von vier Künstlerpa­aren, jeweils bestehend aus einem niederrhei­nischen und einem Künstler mit Migrations­hintergrun­d.

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