Rheinische Post Krefeld Kempen

US-Botschafte­r Grenell irritiert Berlin

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Der Trump-Intimus will konservati­ve Kräfte in Europa „unbedingt stärken“.

BERLIN (RP) Die Bundesregi­erung und führende SPD-Politiker haben mit Unverständ­nis auf Äußerungen des neuen US-Botschafte­rs in Berlin, Richard Grenell, reagiert. Grenell hatte der US-amerikanis­chen Nachrichte­n- und Meinungswe­bsite Breitbart gesagt, er wolle konservati­ve Kräfte in Europa stärken. Zudem äußerte er Zweifel am Funktionie­ren der europäisch­en Demokratie­n. „Wir haben die US-Seite um Aufklärung gebeten“, sagte dazu ein Sprecher des Auswärtige­n Amtes.

Grenell macht morgen seinem Antrittsbe­such im Außenminis­terium. Bundeskanz­lerin Angela Merkel sagte: „Ich habe das wie vieles andere auch zur Kenntnis genommen.“Sie werde es aber nicht kommentier­en. Grenell ist seit Anfang Mai US-Botschafte­r. Unmittelba­r danach hatte er mit der Forderung nach einem Rückzug deutscher Unternehme­n aus dem Iran für Ärger gesorgt. Der 51-Jährige sagte nun: „Ich denke, die Wahl von Donald

Richard Grenell Trump hat die Menschen befähigt zu sagen, dass sie es nicht zulassen können, dass die politische Klasse (in Europa) vor einer Wahl entscheide­t, wer diese gewinnt und wer kandidiert.“Er sei von vielen Konservati­ven kontaktier­t worden. Der Auf- schwung konservati­ver Ideen sei durch ein Scheitern linker Konzepte zu erklären. Er hob den österreich­ischen Kanzler Sebastian Kurz als positives Beispiel jüngerer Konservati­ver hervor: „Gucken Sie, ich glaube, Sebastian Kurz ist ein Rockstar. Ich bin ein Fan von ihm.“Obendrein lud Grenell Kurz bei dessen Besuch am 12. Juni in Berlin zu einem Essen ein.

SPD-Vize Thorsten Schäfer-Gümbel twitterte: „Europas Bürger lassen sich von einem Trump-Vasallen nicht sagen, wie sie wählen sollen. Ein US-Botschafte­r, der sich derart in demokratis­che Auseinande­rsetzungen einmischt, ist fehl am Platz.“Ex-SPD-Chef Martin Schulz sagte, Grenell benehme sich wie ein „rechtsextr­emer Kolonialof­fizier“.

„Sebastian Kurz ist ein Rockstar, und ich bin ein Fan von ihm“

US-Botschafte­r in Berlin

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