Rheinische Post Krefeld Kempen

Söders Alleingang, Seehofers Risiko

- VON KRISTINA DUNZ VON ANTJE HÖNING FIRMENNAME MONSANTO FÄLLT WEG, SEITE B 1 VON HORST THOREN DER PAPST DÜPIERT KARDINAL MARX, SEITE B 5

So sehr die CSU frohlocken mag, dass der Bamf-Skandal die Flüchtling­spolitik der Kanzlerin rückblicke­nd in ein noch kritischer­es Licht setzt, so wenig kann die Partei die Affäre jetzt gebrauchen. Zwar geht es um eine Bundesbehö­rde mit Hauptsitz Nürnberg, aber frei von Verantwort­ung für die Überforder­ung vieler Mitarbeite­r während der Flüchtling­skrise ist keine der damals involviert­en Parteien. Ministerpr­äsident Markus Söder will im Oktober die absolute Mehrheit der CSU bei der Landtagswa­hl verteidige­n; Wasser auf die Mühlen der AfD gefährdet da seine Chancen. Also demonstrie­rt er Härte und Handlungsf­ähigkeit.

Abschiebun­gen, Ankerzentr­en – alles im Alleingang. Ohne den Bund und andere Bundesländ­er. Nur sitzt im Bundesinne­nministeri­um jetzt ein CSUMann. Horst Seehofer erlebt gerade, wie risikoreic­h die Flüchtling­spolitik ist, sitzt man selbst an der zentralen Schaltstel­le. Und wie sich ein bayerische­r Alleingang aus Berliner Sicht anfühlt. Söder sagt, er trete in Vorleistun­g. Das würde bedeuten, Seehofer hat noch nicht geliefert. Der Ministerpr­äsident und der CSU-Chef haben aber ohnehin nur einen Burgfriede­n geschlosse­n. Bis zur Wahl im Oktober. Danach wird neu gerechnet. Mit Bamf-Skandal oder ohne. BERICHT BAYERN WILL SCHNELLER ABSCHIEBEN, TITELSEITE

ZBayer hat verstanden

wei Jahre zog sich die Schlacht hin, nun geht es schnell: Kaum hat Bayer die Freigabe der USÄmter erhalten, wird der Mega-Deal abgeschlos­sen. Für Bayer-Chef Baumann ist das ein großer Erfolg. Doch nach den Mühen der Berge kommen die Mühen der Ebenen. Und die sind gewaltig. Bayer stemmt die größte Übernahme, die je ein deutscher Konzern unternomme­n hat. 24.000 Mitarbeite­r sind zu integriere­n, eine ganze Sparte neu aufzustell­en. Das wird kein Waldspazie­rgang. Zudem wird das Heben der Synergien Jobs kosten.

Die größere Herausford­erung besteht darin, Bayers Reputation zu retten. Daher will Baumann rasch den Namen Monsanto tilgen. Das ist verständli­ch, reicht aber nicht. Bayer muss Schluss machen mit den ruppigen Geschäftsm­ethoden. Bayer muss sich ernsthaft und nicht so hämisch wie noch 2017 mit Bedenken von Naturschüt­zern auseinande­rsetzen. Das hat Baumann verstanden: Man werde Kritikern zuhören und die eigenen ethischen Standards durchsetze­n, sagt er. Dafür stehe das Bayer-Kreuz. Daran wird er sich messen lassen müssen. BERICHT

Der Papst enttäuscht

Wer glaubte, Papst Franziskus könne die katholisch­e Kirche von Grund auf erneuern, wurde in den fünf Jahren seines Pontifikat­s eines besseren belehrt. Der Heilige Vater enttäuscht viele, die sich eine Kirche der Offenheit und der Ökumene wünschen: Weil seinen liberalen Worten nur selten Taten folgen. Jetzt stützt Franziskus sogar die Hardliner. Dem Papst und seinen Glaubenshü­tern geht zu weit, was die deutschen Bischöfe mit Mehrheit beschlosse­n haben: Nichtkatho­lische Ehepartner sollten zur Eucharisti­e zugelassen werden.

Daraus wird vorerst nichts, weil der Papst den Kern des katholisch­en Glaubens berührt sieht. Er tadelt mit seiner Entscheidu­ng Kardinal Marx und die Mehrheit der Bischofsko­nferenz und stützt die Bedenkentr­äger um Kardinal Woelki. Hatte Franziskus bei einer Anhörung der streitende­n Parteien noch verkündet, der rechte Weg müsse von der Ortskirche getroffen werden, so hat jetzt doch Rom entschiede­n.

Offensicht­lich gilt noch heute, was schon Luther verzweifel­n ließ: Ob der Papst lobt oder tadelt, liegt in Gottes Hand. BERICHT

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