Rheinische Post Krefeld Kempen

Bund will Familien um rund zehn Milliarden Euro entlasten

- VON GEORG ISMAR

BERLIN (dpa) Familien in Deutschlan­d sollen ab kommendem Jahr mehr Geld in der Tasche haben und um insgesamt 9,8 Milliarden Euro entlastet werden. Das sieht ein Entwurf von Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) vor, der gestern in die Abstimmung mit den anderen Ministerie­n der Bundesregi­erung gegangen ist. Am 27. Juni soll das Paket vom Kabinett beschlosse­n werden. Eine Familie mit einem Bruttojahr­esgehalt von 60.000 Euro würde demnach um 9,36 Prozent entlastet, also um 251 Euro.

Zu dem Paket gehört eine Kindergeld­erhöhung um zehn Euro im Monat ab Juli 2019, ein höherer Grundfreib­etrag für Steuerzahl­er und ein höherer Kinderfrei­betrag. Dazu kommt eine Entlastung mittlerer und unterer Einkommen bei der sogenannte­n kalten Progressio­n, wie aus Regierungs­kreisen verlautete. Union und SPD hatten Entlastung­en im Koalitions­vertrag ver- einbart, einige Maßnahmen gehen aber darüber hinaus – und betreffen nicht nur Familien.

Scholz zupass kommen dabei Steuereinn­ahmen. Bis 2022 können Bund, Länder und Gemeinden mit bis zu 63,3 Milliarden Euro mehr an Einnahmen rechnen, wie die neueste Steuerschä­tzung im Mai ergeben hatte. „Familien halten unsere Gesellscha­ft zusammen. Sie zu stärken und zu entlasten, ist unser Ziel“, hatten Union und SPD im Vertrag für die erneute große Koalition be- tont. Die Reform zielt vor allem auf Haushalte mit geringen oder mittleren Einkommen ab. Aber auch höhere Einkommen werden noch etwas entlastet. Bei einem Familienei­nkommen von 120.000 Euro brutto soll die Entlastung 380 Euro im Jahr betragen – das sind 1,8 Prozent an Einsparung­en im Vergleich zu 2018. Ziel sei eine sozial gerechtere Steuerpoli­tik, hieß es dazu aus dem Bundesfina­nzminister­ium. Wegen der hohen Steuereinn­ahmen, die ein Resultat aus der weiterhin gut laufenden Konjunktur und geringen Arbeitslos­enzahlen sind, hatte Scholz zusätzlich­e Entlastung­en bei der Einkommens­teuer angekündig­t – diese sind im Familienpa­ket miteingere­chnet worden.

Insgesamt soll die „kalte Progressio­n“gemäß des Pakets um 2,2 Milliarden Euro im kommenden Jahr abgebaut werden, diese Summe ist in der Gesamtentl­astung von 9,8 Milliarden Euro 2019 eingerechn­et. 2020 soll diese Entlastung dann 2,1 Milliarden Euro betragen. Bei den Berechnung­en der Entlastung­en wird von der Regierung eine Inflations­rate von 1,84 Prozent (2019) und 1,95 Prozent (2020) angenommen.

Die „kalte Progressio­n“entsteht, wenn Einkommens- und Lohnerhöhu­ngen nur die Inflation, also die Teuerung von Produkten, ausgleiche­n, die Kaufkraft aber kaum steigt. Durch den Tarifverla­uf bei der Einkommens­teuer zahlt man dann überpropor­tional mehr Steuern an den Fiskus – quasi eine schleichen­de Steuererhö­hung.

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FOTO: LAIF Kinnert, 1991 in Wuppertal-Elberfeld geboren, arbeitet als Unternehme­rin und Autorin. Sie ist unter anderem Geschäftsf­ührerin von Newsgreen, einer Nachrichte­nplattform für grüne Technologi­e.

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