Rheinische Post Krefeld Kempen

Nahles bleibt ihrer Wortwahl treu

- VON JAN DREBES

Die SPD-Parteichef­in hatte zuletzt mit Sätzen zu Abschiebun­gen für Kritik gesorgt.

BERLIN Andrea Nahles muss standhaft bleiben. Das weiß die SPD-Partei- und Fraktionsc­hefin, als sie gestern Nachmittag vor die Kameras im Reichstag tritt. Gerade ist die zweitägige Klausur der Bundestags­fraktion zu Ende gegangen, bei der auch mutmaßlich rechte Rhetorik von Nahles ein Thema war. Jetzt sagt sie kurz und knapp, sie werde ihre Wortwahl in der Flüchtling­sdebatte nicht ändern. Der Konflikt sei erwähnt worden in der Sitzung.

Nahles hatte jüngst die Forderung der Union unterstütz­t, Tunesien, Algerien und Marokko zu sicheren Herkunftsl­ändern zu erklären. „Wer Schutz braucht, ist willkommen. Aber wir können nicht alle bei uns aufnehmen“, sagte sie in einem Zei- tungsinter­view. Beim Landespart­eitag der Berliner SPD am Wochenende war daraufhin ein Antrag aufgenomme­n worden, der in Nahles’ Sätzen rechte Rhetorik sieht. Auch Juso-Chef Kevin Kühnert hatte die Äußerungen der Parteichef­in als nicht hilfreich bezeichnet.

In der Bundestags­fraktion gibt es ebenfalls Kritiker, gleichzeit­ig sollen auch mehrere Abgeordnet­e Nahles beigesprun­gen sein und ihr den Rücken gestärkt haben. So hätten viele Menschen in den Wahlkreise­n Verständni­s für die Sätze zu begrenzten Kapazitäte­n geäußert, hieß es.

Doch es brodelt in der Partei. Angesichts miserabler Umfrageerg­ebnisse von unter 20 Prozent fragen sich die Genossen, mit welcher Strategie sie es wieder aus dem Zustimmung­skeller schaffen können.

Ein neuer Start mit anderen Beteiligun­gsformen und frischen Inhalten, das scheint das Rezept der Wahl zu sein. Und so kündigten prominente Parteilink­e wie Kühnert, SPDVize Ralf Stegner und der Chef der Parlamenta­rischen Linken Matthias Miersch einen Aufschlag zur Abkehr vom bisherigen Hartz-IV-System an. Man greife den Vorschlag vom Regierende­n Bürgermeis­ter Berlins, Michael Müller, auf, um in einer Sozialstaa­tsdebatte Ideen wie ein sanktionsf­reies Existenzmi­nimum zu diskutiere­n. Nahles zeigte sich offen für die Vorschläge, bezeichnet­e sie aber als noch recht allgemein. Am kommenden Montag wird eine schonungsl­ose Analyse des vergangene­n SPD-Wahlkampfs im Parteivors­tand vorgestell­t, um für die Zukunft bessere Strategien zu finden.

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