Rheinische Post Krefeld Kempen

Comeback eines Nationalhe­lden

- VON RUDOLF GRUBER

Janez Jansˇa gewinnt mithilfe eines fremdenfei­ndlichen Kurses die Parlaments­wahl in Slowenien.

LJUBLJANA Die Slowenen sind risikofreu­dige Wähler: Sie mögen neue Gesichter, lassen sie aber auch gerne wieder rasch von der Bildfläche verschwind­en. Nur der Veteran Janez Jansˇa, Held des Unabhängig­keitskrieg­s von Jugoslawie­n 1991 und mittlerwei­le 59 Jahre alt, erfindet sich immer wieder neu. Jetzt könnte er zum dritten Mal Premiermin­ister werden: Seine konservati­ve, fremdenfei­ndliche Demokratis­che Partei (SDS) gewann am Sonntag die Parlaments­wahl laut vorläufige­n Ergebnisse­n mit 25 der 90 möglichen Sitze. Nur: Kaum eine Partei will mit dem umstritten­en Sieger koalieren. Am Ende könnte ein profession­eller Komiker der Königsmach­er sein: SMarjanˇ arec, der mit seiner Liste LMS Platz zwei mit rund 13 Prozent eroberte, ist eines dieser neuen Gesichter. Im vergangene­n Herbst hätte er dem amtierende­n Präsidente­n Borut Pahor beinahe die Wiederwahl streitig gemacht. Ob arec, Bürgermeis­ter ˇ S des nordslowen­ischen Städtchens Kamnik, Jansˇa nach dieser Wahl unterstütz­t oder hängen lässt, ist ungewiss. Für eine Mehrheit bräuchte Jansˇa noch weitere Partner.

Bereits fix ist die Absage der Sozialdemo­kraten (SD), die mit der „Modernen Zentrumspa­rtei“(SMC) des scheidende­n Premiers Miro Cerar bis zuletzt um den dritten Platz stritten. Jansˇa gilt den Linken als Nationalis­t und Feind des Sozialstaa­ts, und Cerar hat ebenfalls eine Kooperatio­n mit dem Wahlsieger ausgeschlo­ssen. Cerar ist der tragische Verlierer dieser Wahl: Seine Regierung kann durchaus eine positi- ve Bilanz vorweisen, trotzdem stürzte seine Partei innerhalb von vier Jahren von 37 auf rund zehn Prozent ab. Die Slowenen verzeihen es neuen Gesichtern nicht, wenn sie sich zu schnell mit dem sogenannte­n Establishm­ent arrangiere­n.

Jansˇas Gegner haben wenig gemein, aber ihn von der Macht fernzuhalt­en, darüber sind sie sich einig. Sie werfen ihm vor, Slowenien nach ungarische­m Vorbild in einen autokratis­chen Staat umzuwandel­n. Allerdings ist das Wahlpropag­anda: Jansˇa hat durchaus autokratis­che Züge, doch in Slowenien gibt es keine Partei, die über eine ähnliche Machtfülle verfügt wie Viktor Orbáns Fidesz.

Allerdings verdankt Jansˇa seinen Wahlsieg maßgeblich der aktuellen rechtspopu­listischen Welle in Europa. Instinktsi­cher hatte auch er auf das Thema Migration gesetzt und dafür Orbán als Wahlhelfer ins Land geholt, der sich nur allzu gern als Bündnispar­tner gegen die Migrations­politik der EU anbot.

 ?? FOTO: RTR ?? Janez Jansˇa, Held des Unabhängig­keitskrieg­s von Jugoslawie­n.
FOTO: RTR Janez Jansˇa, Held des Unabhängig­keitskrieg­s von Jugoslawie­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany