Rheinische Post Krefeld Kempen

Heimatgefü­hl in Szene gesetzt

- VON SILVIA RUF-STANLEY FOTO: NORBERT PRÜMEN

Schüler der Theater-AG des Kempener Gymnasiums Thomaeum wagten sich an ein Experiment. Sie beschäftig­ten sich mit dem Heimatbegr­iff und erarbeitet­en Szenen für eine Aufführung. Das Publikum war begeistert.

KEMPEN Eine im wahren Sinne des Wortes berührende Vorstellun­g zeigten jetzt die Schüler der Theater-AG des Kempener Gymnasiums Thomaeum. „Home”, also Heimat, war in Eigenarbei­t der Schüler entstanden. Sie hatten sich dafür ausführlic­h mit den vielen Seiten der Heimat beschäftig­t.

Das kann zum einen ein Ort sein, an dem man sich wohlfühlt. Wo man Freunde und Familie hat. Aber es kann auch eine Umgebung sein, die schwierig ist, manchmal sogar zum Fürchten. Die Schüler stellen dies in verschiede­nen Szenen dar. Dafür hatten sie einen Rahmen geschaffen. Eine Großmutter, die ihrer Enkelin von ihrem Leben erzählt – und dem ihrer Schulfreun­de. Diese trafen sich noch lange nach dem Schulabsch­luss regelmäßig zu einem Stammtisch.

Aus den Geschichte­n, die dort erzählt wurden, entwickeln sich die Geschichte­n für die Theaterauf­führung. Da gibt es Kerstin (Kira Kittner) und Andreas (Simon Kleeberger). Durch ihr Leben geistert die verstorben­e Tochter Lena (Johanna Meyer). Lena taucht immer wieder neben ihren Eltern, vor allem bei Andreas auf. Denn er hat einen Anruf von ihr verschlafe­n und sie ist dadurch einem Raubmord zum Opfer gefallen. Diese drei Darsteller sind in ihren Rollen nicht nur unheimlich stark, sowohl was Ausdrucksk­raft als auch Einsatz ihrer Stimmen betrifft, sondern haben auch noch Regie geführt. Ein höchst beachtensw­erte Leistung.

Ein ganz anderes Beziehungs­thema gibt es bei zwei anderen Paaren. Eine der Stammtisch­teilnehmer­innen entdeckt, dass sie homosexuel­l ist, zwei andere aus der Runde sind eigentlich schon seit Jahren ineinander verliebt, aber schaffen es nicht, dies auszudrück­en. Sie alle mühen sich mit ihren ganz persönlich­en Themen redlich ab.

Hier nutzen die Regisseure wieder einen guten Trick. Denn immer wieder verlassen die Akteure den Stammtisch und wechseln zu ihrem Ort des Handelns. Gleichzeit­ig wird damit die Zeitebene eine andere, denn alle Geschichte­n sind Erinnerung­en.

Das ganze Stück ist durch und durch stimmig. Es ist schon erstaunlic­h, wie intensiv sich die Schüler des Themas angenommen haben. Man erlebt geradezu ein Kaleidosko­p der Welt junger Leute. Auch sprachlich beeindruck­t das Stück. Es gibt erstaunlic­h kluge Sät- ze wie „Heimat ist mehr als ein Gebäude” oder Zuhause sei da, wo die Geschichte­n beginnen. Lehrer David Nethen, der die Theater-AG leitet, ist zu Recht stolz auf diese Leistung seiner Schüler.

Der Grundkursu­s Kunst der Einführung­sphase erarbeitet­e unter Leitung von Petra Wacker das Bühnenbild. Raffiniert ist die Idee, mit Hilfe von Umzugskart­ons ein variables Wandelemen­t zu schaffen. Ansonsten sind die Schauplätz­e der Einzelschi­cksale über die Bühne oder auch am Rand stehende Sitzgruppe­n verteilt. Der Technik, die auch von Schülern betreut wird, ist es zu verdanken, dass diese immer genau richtig ins Licht gesetzt werden.

Nach Ende des Stückes applaudier­te nicht nur das Publikum lange und herzlich, sondern es gab auch viel Lob von Schulleite­rin Agnes Regh. Dabei ließ die Direktorin nicht unerwähnt, dass es nun glückliche­rweise wieder eine funktionie­rende Bühnenbele­uchtung in der Aula gibt, diese aber noch lange nicht komplett finanziert ist. Ein eindeutige­r Appell an die vielen Besucher in der Aula, sich doch einmal mit einer Spende zu beteiligen.

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Gespräch am Stammtisch – Szene der Aufführung der Theater-AG des Kempener Thomaeums.

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