Rheinische Post Krefeld Kempen

Cecchinato schreibt Tennis-Geschichte

- VON H.-G. SCHOOFS

Der Bundesliga-Spieler des HTC Blau-Weiß Krefeld gewann gestern bei den French Open in Paris dank einer sensatione­llen Leistung gegen Novak Djokovic im Tiebreak des vierten Satzes. Jetzt geht es gegen Dominic Thiem.

Den puren Wahnsinn erlebten gestern die Mitglieder und Fans des HTC Blau-Weiß Krefeld vor dem Fernseher oder vielleicht sogar live vor Ort. Ihr Bundesliga-Spieler Marco Cecchinato schrieb nach seinem grandiosen Achtelfina­lsieg am Sonntag gegen den Belgier David Goffin gestern im Viertelfin­ale der French Open Tennisgesc­hichte und bezwang den klaren Favoriten Novak Djokovic mit 6:3, 7:6, 1:6, 7:6. Nun trifft er im Halbfinale auf den Österreich­er Dominic Thiem.

Fast um die gleiche Zeit wie am Sonntag beim Sieg gegen Goffin und fast auf derselben Stelle im Stadion Suzanne Lenglen warf sich Cecchinato nach seinem Matchgewin­n auf die rote Asche und konnte sein Glück nicht fassen, was anschließe­nd auch seine Freudenträ­nen ausdrückte­n. „Unglaublic­h, ich glaube, ich schlafe und träume noch“, sagt der sympathisc­he Italiener nach dem Spiel. Er ist nach Andrei Medvedev (1999) der erste Spieler, der mit dem niedrigste­n Ranking des laufenden Grand SlamTurnie­rs bis ins Halbfinale gekommen ist. Derzeit rangiert er auf Rang 72 der Weltrangli­ste. Durch den Einzug ins Halbfinale ist ihm ein Preisgeld von 560 000 Euro sicher. Bisher hatte er in seiner gesamten Karriere knapp eine Millionen Euro verdient.

Cecchinato erwischte gegen den in Paris an Position 20 gesetzten Djokovic einen Start nach Maß und gewann den ersten Satz sehr souverän. Im zweiten Durchgang wehrte er drei Satzbälle des Serben ab und gewann den Tiebreak. Vor dem Beginn des dritten Satzes diskutiert­e er mit dem Oberschied­srichter über eine Entscheidu­ng des Stuhlschie­dsrichters, was ihm bei Aufschlag Djokovic einen Strafpunkt einbrachte. Danach verlor er den Faden und unterlag er mit 1:6. Als es er dann im vierten Durchgang bereits mit 1:4 zurücklag, rechneten alle bereits mit dem fünften und entscheide­nden Satz. Doch Cecchinato kämpfte sich ins Match zurück und erreichte den Tiebreak. Der entwickelt­e sich dann zu einem echten Thriller. Er vergab beim Stande von 6:5 seinen ersten Matchball und musste danach drei Satzbälle des Serben abwehren. Beim Stande von 12:11 hatte er dann bereits seinen vierten Matchball, den er mit einem Longlinefl­ugball verwandelt­e. Der 13. Punkt passt prima zu ihm, denn die Zahl 13 ist seine Glückzahl, die er sich auf den Unterarm hat tätowieren lassen.

„Ich werde morgen versuchen, Marco am Telefon zu erreichen“, sagte gestern Blau-Weiß-Teamchef Olaf Merkel. Der hatte Cecchinato im Januar 2017 bei den Australian Open in Melbourne verpflicht­et. Damals rangierte der Italiener in der Weltrangli­ste irgendwo zwischen Platz 200 und 300, zählte zuvor aber schon mal zu den Top-100. Bei Blau-Weiß war der Italiener dann im vergangene­n Sommer der herausrage­nde Akteur. Auch wenn er jetzt in der Weltrangli­ste einen großen Sprung nach vorne macht, wird er weiter für Krefeld spielen. „Sollte er in Wimbledon nicht über die dritte Runde hinauskomm­en, wovon ich ausgehe, weil Gras nicht sein Belang ist, wird er am 8. Juli bei unserem Heimspiel gegen Köln aufschlage­n“, sagte Merkel.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Nach drei Stunden und 26 Minuten stand die große Sensation bei den French Open fest. Marco Cecchinato sitz auf dem Court Suzanne Lenglen und feiert seinen grandiosen Sieg über den ehemaligen Weltrangli­stenersten Novak Djokovic.
FOTO: IMAGO Nach drei Stunden und 26 Minuten stand die große Sensation bei den French Open fest. Marco Cecchinato sitz auf dem Court Suzanne Lenglen und feiert seinen grandiosen Sieg über den ehemaligen Weltrangli­stenersten Novak Djokovic.

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