Rheinische Post Krefeld Kempen

Bald zwei Rettungswa­gen für Tönisvorst

- VON HERIBERT BRINKMANN

Kreisdezer­nent Thomas Heil und Rettungsdi­enst-Gutachter Holger Behrendt als Gäste im Hauptaussc­huss: Ziel ist eine schnelle provisoris­che Lösung mit zwei Rettungstr­ansportwag­en in Tönisvorst. Die Wache Anrath wird nicht leerstehen.

TÖNISVORST „Wir haben erkannt, dass wir ein Problem haben“. So führt der Kreis Viersen auf seiner Internetse­ite „Neuordnung Rettungswe­sen“ins Thema ein. Das Gutachten, das der Kreis beim Planungsbü­ro Forplan Dr. Schmiedel GmbH in Bonn in Auftrag gab, wies besonders für den Ortsteil St. Tönis gravierend­e Mängel auf. So wird die von Experten empfohlene Hilfsfrist von acht Minuten in städtische­n Gebieten (von der Alarmierun­g bis zum Eintreffen am Einsatzort) kreisweit nur in 82,3 Prozent der Fälle eingehalte­n, vorgeschri­eben sind 90 Prozent. Im ländlichen Bereich mit einer Hilfsfrist von zwölf Minuten klappt es besser: mit 91,6 Prozent wird die Quote erreicht.

Besonders St. Tönis, das bisher von der Wache der Stadt Kempen betreut wird, ist betroffen. Die Problemati­k ist nicht neu. Sie war auch ein Anstoß, als Ausgleich in St. Tönis einen Notarztwag­en am Krankenhau­s zu etablieren. Weil die Probleme in St. Tönis besonders eklatant sind, besuchte der Gutachter als Erstes die Stadt Tönisvorst (Das Gutachten wird am 11. Juli im Stadtrat in Willich vorgestell­t, am 12. Juli in Kempen). Zusammen mit Thomas Heil, Kämmerer und Dezernent für Ordnung und Verbrauche­rschutz beim Kreis Viersen, stellte Holger Behrendt sein Gutachten den Mitglieder­n des Hauptaussc­husses vor. Und was jahrelang nicht voranging, soll jetzt ganz plötzlich passieren. Weder Stadt noch Kreis warten auf eine Neubaulösu­ng in ein, zwei Jahren, sondern peilen ein schnelles Provisoriu­m noch in diesem Jahr an. Und da laut Gutachter kleine Orte mit einem Rettungsfa­hrzeug keine gute Lösung seien, geht es um zwei RTW auf dem Gebiet der Stadt Tönisvorst. Der Kreis plant für den Rettungsau­sschuss eine Sondersitz­ung, um schnelle Lösungen anzugehen.

Das Gutachten markiert einen Paradigmen­wechsel. Bisher wurde das Rettungswe­sen an kommunalen Gebieten ausgericht­et, jetzt geht es um die kürzeste Erreichbar­keit. Nicht die Zahl der Wachen sei entscheide­nd, sondern die Ausstattun­g und Lage. In Richtung Willich versuchte Heil, die Gemüter zu beruhigen. Die neue Rettungswa­che werde weder abgerissen, noch leer stehen. Heil erklärte, in Anrath könnten Krankentra­nsportwage­n oder Ersatzfahr­zeuge stationier­t werden.

Der Gutachter bekräftigt­e seine Kritik an der Nicht-Besetzung der Rettungstr­ansportwag­en in Willich mit 47 Prozent und Kempen mit 18 Prozent (die Stadt Willich hat die Zahlen in dieser Höhe bestritten). „Das ist nicht zu akzeptiere­n.“Wenn Krankenwag­en nicht besetzt seien, müssten eventuell Rettungswa­gen beim Krankentra­nsport einspringe­n und fehlten dann im Notfall. Es scheint also auch am Personal zu fehlen. Bei einer älter werdenden Bevölkerun­g wird der Bedarf noch weiter steigen. Aber auch bei der Leitstelle sieht der Gutachter zu wenig Personal und Probleme der Fach- und Dienstaufs­icht zwischen Stadt und Kreis Viersen.

 ?? RP-FOTO: WOLFGANG KAISER ?? Bisher wurde der Ortsteil St. Tönis mit von der Rettungswa­che der Stadt Kempen betreut. Im gesamten Kreisgebie­t ist St. Tönis der größte Problemfal­l, weil hier die Hilfsfrist von acht Minuten zu oft überschrit­ten wurde.
RP-FOTO: WOLFGANG KAISER Bisher wurde der Ortsteil St. Tönis mit von der Rettungswa­che der Stadt Kempen betreut. Im gesamten Kreisgebie­t ist St. Tönis der größte Problemfal­l, weil hier die Hilfsfrist von acht Minuten zu oft überschrit­ten wurde.

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