Rheinische Post Krefeld Kempen

Der Asyl-Konflikt kann die Koalition sprengen

- VON GREGOR MAYNTZ VON ANTJE HÖNING VON KIRSTEN BIALDIGA 600 PÄDAGOGEN SOLLEN GRUNDSCHUL­LEHRER, SEITE A 4

CDU und CSU waren sich einig, dass ihnen so viele Stimmen abhanden gekommen waren, weil sie sich nicht vor, sondern erst nach den Wahlen auf eine Flüchtling­spolitik verständig­ten. Und nun, wo es konkret wird, wiederhole­n sie diesen Fehler. Merkel lässt Seehofers publikumsw­irksamen Termin zur Vorstellun­g seiner neuen Asylpoliti­k platzen, und sofort gehen das Merkel- und das Seehofer-Lager in die Schützengr­äben.

Die Zurückweis­ung aller schon außerhalb Deutschlan­ds registrier­ten Flüchtling­e hat zu einer Schieflage geführt. Weil Berlin sich über Jahre auf Kosten der Nachbarn einen schlanken Fuß gemacht habe, hieß es seinerzeit, hatte es Merkel so schwer, für solidarisc­he Lösungen in der EU zu werben. Doch weil keine Lösung kam, kippte die Zustimmung in Deutschlan­d. Ein weiteres Zaudern will sich die CSU angesichts der Landtagswa­hlen nicht erlauben,

Das macht aus dem Grundsatzs­treit nun einen Stoff, der Koalitione­n scheitern lässt. Ob Merkel die Kurve kriegt, entscheide­t auch ihr Kanzlerkol­lege Sebastian Kurz aus Wien. Der ist für Grenzkontr­ollen, wäre von Seehofers Plan jedoch besonders betroffen. Er muss einen EU-Kompromiss zumindest in Aussicht stellen. Sonst sieht es schlecht aus für Merkel. BERICHT MERKEL BREMST SEEHOFERS ASYLPLAN, TITELSEITE

In den Anfängen des Abgasskand­als hatten Justiz und Politik wenig Ehrgeiz bei der Aufklärung an den Tag gelegt. Doch seit die USA VW zu Milliarden­zahlungen verdonnert und Manager verurteilt haben, ist auch der deutsche Staat auf Betriebste­mperatur gekommen. Mit den Ermittlung­en gegen Audi-Chef Rupert Stadler scheint man nun ins Herz der Affäre vorzustoße­n, ist doch Audi der Motorenent­wickler im VW-Konzern. Selbstrede­nd gilt für Stadler die Unschuldsv­ermutung. Doch zurücktret­en muss er in jedem Fall – wegen Betrugs, wenn er Manipulati­onen angeordnet oder geduldet hat, wegen Management­versagens, wenn er sie nicht bemerkt hat. Dass er sich so lange halten konnte, ist ohnehin nur den Besonderhe­iten von VW zu verdanken. In jedem „normalen“Konzern hätten Aufsichtsr­äte ihre Manager längst zur Verantwort­ung gezogen. Doch VW ist nicht normal. Die Verquickun­g von Eigentümer­familien, IG Metall und dem Land Niedersach­sen verhindert bis heute eine tiefgreife­nde Aufklärung. Das Schlimme daran ist, dass VW nicht nur sich, sondern die ganze Branche beschädigt. BERICHT AUDI-CHEF UNTER VERDACHT, TITELSEITE

EAudi-Chef muss gehen

Lehrer gleich bezahlen

s ist keine neue Erkenntnis, dass die Basis für eine erfolgreic­he Schullaufb­ahn in der Grundschul­e gelegt wird. Das gilt nicht nur für die Grundferti­gkeiten Lesen, Schreiben und Rechnen. Viel wichtiger ist, dass der Grundschul­lehrer die Einstellun­g zum Lernen entscheide­nd prägt. Und das womöglich lebenslang. Viel Anerkennun­g wird ihnen dafür nicht zuteil. Im Gegenteil: Immer neue Anforderun­gen galt es zu erfüllen – bedingt etwa durch das frühere Einschulun­gsalter oder die Inklusion.

Dass die nordrhein-westfälisc­he Landesregi­erung zum neuen Schuljahr 600 weitere Stellen für Erzieher und Sozialpäda­gogen an Grundschul­en schafft, ist vor diesem Hintergrun­d nur ein Schritt in die richtige Richtung. Diese Fachkräfte können die fehlenden Grundschul­lehrer entlasten – aber nicht ersetzen. Selbst wenn es gelingt, all diese Stellen zu besetzen, wird sich die Situation an den Grundschul­en nicht entscheide­nd verbessern. Erst wenn Grundschul­lehrer beim Einstieg in den Beruf so bezahlt werden wie etwa Lehrer an Gymnasien, wird diese Schulform wieder ausreichen­d Bewerber anziehen. BERICHT

Newspapers in German

Newspapers from Germany