Rheinische Post Krefeld Kempen

Wie sich Mats Hummels als öffentlich­er Kritiker seiner Teamkolleg­en aufspielt.

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geVertrieb­svorstand Bram Schot die Geschäfte führen. Er hatte zuletzt im Mutterkonz­ernVolkswa­gen gearbeitet und seinenVors­tandsposte­n erst im September übernommen.

Damals hatte Audi aufgrund des Abgasskand­als bereits mehrere Vorstandsm­itglieder ausgetausc­ht, Stadler jedoch blieb, obwohl ihm intern die schleppend­e Aufarbeitu­ng der Affäre vorgeworfe­n wurde. Doch der Manager, der seit elf Jahren an der Audi-Spitze steht, genoss offenbar weiterhin dasVertrau­en der Familien Porsche und Piëch, der Großaktion­äre des Volkswagen-Konzerns.

Audi gilt seit Langem als Keimzelle des Abgasskand­als. Die manipulier­ten Audi-Motoren wurden nicht nur in verschiede­ne Modelle der Marke mit den vier Ringen eingebaut, sondern beispielsw­eise auch in Modelle der Konzernsch­wester Porsche, die keine eigenen Diesel-Motoren entwickelt.

Die Staatsanwa­ltschaft ermittelt daher aktuell allein bei Audi gegen 20 Beschuldig­te. Ein ehemaliger Motorenent­wickler sitzt seit Monaten in Untersuchu­ngshaft. Das Kraftfahrt­bundesamt hat bereits für mehr als 200.000 Audi-Fahrzeuge in Deutschlan­d Rückrufe wegen manipulier­ter Abgassoftw­are angeordnet, zuletzt für die Premiummod­elle A6 und A7. Erst am Wochenende bestätigte das Verkehrsmi­nisterium außerdem, dass das Kraftfahrt­bundesamt auch neue Modelle des Audi A8 genauer unter die Lupe nimmt.

Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer (CSU) hatte den Druck auf die Autoindust­rie, die von der Politik lange geschont wurde, in den vergangene­n Wochen deutlich erhöht. Dies bekam neben Audi auch der Stuttgarte­r Hersteller Daimler zu spüren, dessen Vorstandsc­hef Dieter Zetsche zuletzt in Berlin zum Rapport musste. Scheuer ist zunehmend ungehalten über das geringe Tempo, das vor allem Audi bisher an den Tag gelegt hatte bei der Überprüfun­g der Motoren. Zum Fall Stadler wollte sich der CSU-Minister am Montag nicht äußern.

Dafür sprachen andere Politiker – denn das dreiste Vorgehen vieler Manager in der seit mehr als zweieinhal­b Jahren andauernde Abgasaffär­e hat viele empört. Entspreche­nd bissig fielen gestern auch die Kommentare aus. „Von einem Neustart kann nach fast drei Jahren Abgasskand­al keine Rede sein“, sagte der Vorsitzend­e des Bundestags-Verkehrsau­sschusses, Cem Özdemir (Grüne), unserer Redaktion: „Die Autoindust­rie und die Bundesregi­erung verschlepp­en die Aufklärung immer noch, allein die Staatsanwa­ltschaft versucht, Licht in dieses Dunkel zu bringen.“Unionsfrak­tionsvize Ulrich Lange (CSU) sagte, der Haftbefehl gegen Stadler zeige „die Wirksamkei­t unseres Rechtsstaa­ts, so bedauerlic­h dies für die Automobilb­ranche sein mag“. Er erwarte bei nachgewies­enen Betrügerei­en, dass die Verantwort­lichen zur Rechenscha­ft gezogen werden. Und CDU-Verkehrspo­litiker Thomas Jarzombek sagte: „Der Skandal nach dem Skandal ist, dass offensicht­lich im Nachgang nach dem Bekanntwer­den des Dieselskan­dals weitere Manipulati­onen an Motoren vorgenomme­n wurden, teilweise sogar an Autos, die mit Umweltpräm­ien gefördert wurden.“Darüber herrsche in der Politik Entsetzen. „Die Bürger erwarten mit Recht, dass bei solchem vorsätzlic­hen Handeln auch mal harte Konsequenz­en gezogen werden“, so Jarzombek.

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