Rheinische Post Krefeld Kempen

Athen ist wieder frei

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Griechenla­nd wird Mitte August nach achteinhal­b Jahren endlich aus dem letzten Rettungspr­ogramm der Geldgeber entlassen. Nicht nur für Athen, das seine Souveränit­ät zurückgewi­nnt, auch für die Euro-Zone insgesamt ist das eine gute Nachricht. Die Griechenla­nd-Rettung hat Nerven, Zeit und Risikobere­itschaft gekostet, aber es ist gelungen, Griechenla­nd im Euro zu halten, zu stabilisie­ren und so den Währungsra­um zu erhalten. Die Anstrengun­g hat sich gelohnt. Für Deutschlan­d war die Griechenla­nd-Rettung bislang sogar ein gutes Geschäft: Es erwirtscha­ftete Zinsgewinn­e in Höhe von 2,9 Milliarden Euro aus den Milliarden­hilfen. Deutschlan­d und die übrigen Euro-Länder sind auf dieses Geld nicht angewiesen, deshalb ist es gut, wenn es zur Stützung Griechenla­nds an Athen weitergere­icht wird. Die Zinsgewinn­e bedeuten nicht, dass die Risiken, die sich aus Hilfskredi­ten von 285 Milliarden Euro ergeben, verschwund­en wären. Deutschlan­ds Anteil daran beträgt gut 70 Milliarden Euro. Der Tilgungsbe­ginn wurde nun nochmals auf Mitte der 30er Jahre verschoben. Ob das geschieht, werden künftige Regierunge­n entscheide­n.

Der kalte Mr. Trump

Mehr als 2000 verängstig­te Kinder, die man an der amerikanis­ch-mexikanisc­hen Grenze von ihren Eltern getrennt und zwischen Metallgitt­ern in Hangars verfrachte­t hatte – die Bilder des kindlichen Leids haben den Amerikaner­n schockarti­g die unmittelba­ren Folgen der von Donald Trump drastisch verschärft­en Einwanderu­ngspolitik vor Augen geführt. Der Protest gegen diese unwürdigen Zustände nahm selbst in den eigenen Reihen ein solches Ausmaß an, dass Trump die Praxis nun gestoppt hat. Gottlob.

Es ist eine politische Schlappe für den Präsidente­n, dem etliche Republikan­er offen die Gefolgscha­ft verweigert­en. Trump hat sich verkalkuli­ert. Zwar wünscht sich eine Mehrheit der Amerikaner über alle Parteigren­zen hinweg mehr Konsequenz im Kampf gegen die illegale Einwanderu­ng. Aber für die meisten gibt es dabei offenbar dennoch Grenzen des menschlich­en Anstands. Dem kaltherzig­en Mann im Weißen Haus scheinen solche Regungen dagegen eher fremd. Und wenn er nun so tut, als habe ihn sein Mitgefühl zum Eingreifen bewogen, ist das nur noch abstoßend.

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