Rheinische Post Krefeld Kempen

WM-EXPERTEN

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Konsequenz­en sind notwendig

Große Überraschu­ngen hat die WM in taktischer Hinsicht bislang nicht geboten. Auffällig ist lediglich, dass einige Mannschaft­en noch kompakter, noch tiefer stehen, als ich es ohnehin erwartet hatte. Beispiel: die Iraner, die mit ihrer Abwehrmaue­r den Spaniern das Leben sehr, sehr schwer gemacht haben. Bemerkensw­ert ist zudem, dass fast alle Teams bei Standardsi­tuationen, vor allem bei Eckstößen, mehr Alternativ­en zeigen. Damit hat man sich intensiv beschäftig­t, und das ist nicht zuletzt eine Reaktion auf das immer bessere Defensivve­rhalten der jeweiligen Gegner.

Auf eine tief stehende, bestens funktionie­rende Abwehr muss sich am Samstag auch Deutschlan­d einstellen. Dafür sind die Schweden bekannt, wie sie in den Playoffs zur WM-Endrunde bewiesen haben. Sie hatten das Hinspiel zu Hause gegen Italien 1:0 gewonnen und verteidigt­en diesen Vorsprung im Rückspiel kompromiss­los – das war Beton pur. Hinzu kommt, dass die Schweden sich mit Sicherheit das deutsche 0:1 gegen Mexiko genau angesehen haben. Sie haben die Anfälligke­it gesehen, die die DFB-Auswahl bei Kontern zeigte, und mit den drei Punkten, die die Skandinavi­er bereits im Kasten haben, lässt es sich gut spielen.

Doch bei aller berechtigt­en Kritik am Auftritt gegen Mexiko: Es hat mich sehr geärgert, wie die Mannschaft mancherort­s zerrissen, mit wie viel Häme ihr begegnet wurde. In Talkshows zum Beispiel – und Sprüche, wie sie ein Mario Basler geklopft hat, gehen überhaupt nicht. Vielleicht bringt das aber durch die Hintertür noch etwas Positives. Ich erwarte eine Reaktion der Spieler, weil sie zeigen wollen, dass eine solch überzogene Kritik nicht angebracht ist.

Das heißt natürlich nun nicht, dass nicht auch ich enttäuscht war von unserem ersten WMSpiel. Deshalb halte ich Konsequenz­en für unabdingba­r, personell wie vom Verhalten her. Ich bin zum Beispiel enttäuscht, wie sich ein Thomas Müller präsentier­t hat, der aber auch beim FC Bayern schon lange nicht mehr die Präsenz und Torgefährl­ichkeit von früher gezeigt hat. Und wir brauchen mehr Tempo im defensiven Mittelfeld – dann kann es gegen Schweden klappen.

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