Rheinische Post Krefeld Kempen

Keine Zeit zum Streiten

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Die Nachrichte­n aus den NRW-Landesmini­sterien offenbaren in diesen Tagen, wie weit Wunsch und Wirklichke­it beim Thema Digitalisi­erung noch auseinande­r klaffen. Da wird von flächendec­kendem W-Lan geschwärmt oder superschne­llem Internet. Und Lehrer können sich darüber freuen, dass sie demnächst eine dienstlich­e Mailadress­e haben. Oder einen Dienst-Laptop.

Sofern es denn überhaupt dazu kommt. Denn noch stehen die Gespräche darüber zwischen Kommunen und Schulminis­terium ganz am Anfang. Schon gibt es Streit um die Anschaffun­gskosten, die Schulungen, die Wartung. All dies dürfte teuer werden, bei kaum absehbaren Folgekoste­n.

Dennoch müssen Land und Kommunen den Streit schnell beilegen und einen Kompromiss finden. Angesichts der weiter sprudelnde­n Steuereinn­ahmen, von denen insbesonde­re die Länder profitiere­n, sollte das kein Problem sein. Sonst könnte die dürftige digitale Ausstattun­g der Schulen dazu führen, dass die gesamtgese­llschaftli­chen Folgekoste­n ins Unermessli­che steigen.

Schwierige Rolle für SPD

Punkten können die Sozialdemo­kraten mit dem Thema Flüchtling­spolitik nicht mehr. Dafür haben CDU und CSU den Karren schon zu heftig gegen die Wand gefahren. Die SPD war bislang klug genug, sich aus dem erbitterte­n Streit zwischen den Unionspart­eien herauszuha­lten. Nun müssen auch die Sozialdemo­kraten Farbe bekennen.

Die Parteiführ­ung steckt bei dem Thema in der Klemme: auf der einen Seite Funktionär­e und linksliber­ale bürgerlich­eWähler, die stark den humanitäre­n Aspekt in der Flüchtling­spolitik betont sehen möchten; auf der anderen Seite jeneWähler, die zur AfD abzuwander­n drohen, wenn die SPD nicht auch ein klares Signal gegen zu viel Zuzug setzt.

Parteichef­in Nahles kann diesen Konflikt nur auflösen, indem sie martialisc­he Bilder von quasi inhaftiert­en illegalen Einwandere­rn verhindert, zugleich aber die von der Union eingeleite­te Asylwende im Endeffekt mitträgt. Das wird noch ein schweres Stück Arbeit. Zumal wenn es der Bundesregi­erung nicht gelingen sollte, rasch in Europa die gewünschte­n Abkommen zu verhandeln.

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