Rheinische Post Krefeld Kempen

Abschottun­gskultur

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Eigentlich müsste die Kanzlerin CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt dankbar sein. Hätte er CSU-Chef Horst Seehofer nicht überredet, im Amt zu bleiben, wäre es für Merkel eng geworden. Ein neuer CSU-Innenminis­ter hätte härter agieren, unverzügli­ch die Zurückweis­ungen an den Grenzen umsetzen müssen, um in seiner Partei zu bestehen. Merkel hätte ihn entlassen müssen. Dann wäre die CSU aus der Regierung ausgestieg­en und Merkel am Ende gewesen.

Nun gibt es einen Kompromiss, der nichts mehr ist als ein Signal der Härte gegenüber Flüchtling­en. Angela Merkel hat eine neue Abschottun­gskultur umgesetzt. Zu Lasten Dritter, denn Österreich soll Asylbewerb­er zurücknehm­en, für die das Land nicht verantwort­lich ist. Merkel nennt das eine „vernünftig­e Lösung“. Quatsch. Hätte die Kanzlerin dasThema„Ordnung der Migration“ernst genommen, wären schnelleVe­rfahren, Abbau der rechtliche­n Hinderniss­e bei Rückführun­gen und ein stabiler Grenzschut­z schon im Koalitions­vertrag für die gesamte Legislatur­periode verankert worden. Und ein schnelles Einwanderu­ngsgesetz. Dieser unnötige Sommerekla­t hat massivVert­rauen gekostet.

Mehr Kontrollen nötig

Zwölf Jahre Haft und Rückzahlun­g von ergaunerte­n 17 Millionen Euro. Das ist nicht wenig und doch eine viel zu niedrige Strafe für Peter S., den Bottroper Apotheker, der nicht heilte, sondern das Gegenteil tat: Wenig bis gar keinen Wirkstoff in Chemothera­pien geben, seine Patienten leiden lassen und sich dabei von den Krankenkas­sen stets die Kosten für die „volle Portion“erstatten lassen. Ungezählte Male.

Zu alledem hat S. geschwiege­n, von seiner Festnahme bis heute. 583 Tage lang. 50 Millionen Sekunden ließ er stoisch verstreich­en. Kein Wort zu den Ermittlern, außer zu einem Gutachter, den er dabei zu täuschen versuchte. Kein Wort der Reue oder Entschuldi­gung gegenüber seinen mutmaßlich­en Opfern oder deren Hinterblie­benen. Die bereiten nun Zivilklage­n vor. Dann geht es S. ans Heiligste. An den Geldbeutel. Doch alle Prozesse kommen zu spät. Medikament­enpanscher müssen früher gestoppt werden. Längst überfällig sind unangekünd­igte Kontrollen sowie der automatisc­he Abgleich von eingekauft­en, verarbeite­ten und abgerechne­ten Wirkstoffm­engen.

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