Rheinische Post Krefeld Kempen
Wie sich Hochschulen digital aufstellen sollten
Overheadprojektor und ausgedrucktes Unterrichtsmaterial – viele deutsche Hochschulen stecken immer noch in veralteten Strukturen fest.
(rps) Digitale Lern- und Medienformate werden an vielen Hochschulen bisher sehr zurückhaltend eingesetzt. Dabei kann digitale Bildung sowohl Lehren als auch Lernen deutlich besser, leichter und abwechslungsreicher machen. Laut einer aktuellen Befragung der Jobbörse „Uniaktiv“unter 900 Studierenden gehören derzeit allerdings zumeist lediglich W-Lan auf dem Campus, E-Mailverkehr und die Bereitstellung von Skripten als Download zum Standardrepertoire deutscher Hochschulen. Dementsprechend sehen neun von zehn Studierenden erheblichen Verbesserungsbedarf in Sachen Digitalisierung. Vor allem die Nachfrage nach Streamings von Vorlesungen sowie Vorlesungen per Videotelefonie sind unter den Befragten stark ausgeprägt.
Besonders private Hochschulen – etwa die EBC mit Standorten unter anderem in Düsseldorf – können agiler auf neue Herausforderungen reagieren. Denn viel kürzere und damit schnellere Entscheidungswege sowie größere Gestaltungsfreiräume bieten enorme Chancen in Sachen kurzfristiger Umsetzung digitaler Veränderungen.
„Daher werden wir an der EBC Hochschule alle unserere Studiengänge – von Tourism & Event Management bis hin zu International Business Management – im Rahmen von Reakkreditierungen ab dem kommendem Wintersemester anpassen“, sagt Roland Schröder, Präsident der EBC Hochschule. Mittelfristig seien digitale Kommunikation über Vi- deotechnologie, neue Lehr-, Lern,- und Prüfungsformen sowie weitere digitale Angebote dann nicht mehr nur Vision, sondern gelebter Alltag. Die Studierenden der Hochschule konnten eigene Ideen zum digitalen Wandel einbringen.
Zu einer modernen, anwendungsorientierten Hochschule gehört für Roland Schröder jedoch mehr als nur Digitalisierung. „Kreative Methoden, die in der Unternehmenspraxis Innovation und nachhaltige Wei- terentwicklung fördern, sind ebenfalls eine Grundvoraussetzung, um junge Menschen auf die Arbeitswelten der Zukunft vorzubereiten.“Wenn digitale Ansätze mit solchen agilen Kreativmethoden kombiniert würden, ergäbe sich ein realistisches Zukunftsszenario für eine sich stetig an Veränderungen anpassende Hochschule.
Viele Universitäten arbeiten hier laut Schröder mit Pilotprojekten, die aber nicht flä- chendeckend eingesetzt würden. „Das liegt unter anderem daran, dass nicht nur die Studierenden, sondern auch die Lehrenden mitgenommen werden müssen“, so der Digitalexperte. Die EBC Hochschule werde daher in den kommenden Jahren erhebliche Ressourcen für die Aus- und Weiterbildung der Dozenten einsetzen, damit Digitalität und Kreativmethoden nachhaltigen Einzug in Lehre, Lernen und Prüfen halten.
Rein digitales Lernen wird laut Experten allerdings vorerst kein breites Zukunftsmodell. Denn die Präsenz an der Hochschule ist für viele Studierende trotz aller Forderungen nach digitalen Lernformen unverzichtbar: Zu wichtig ist der direkte, persönliche Austausch zwischen Kommilitonen und Dozenten für den persönlichen Lernerfolg. Angesagt ist daher vielmehr der Ansatz des „Blended Learnings“– also die Kombination aus dem bekannten Präsenzunterricht und E-Learning.