Rheinische Post Krefeld Kempen

Wie man eine gute Hausarbeit schreibt

- VON ISABELLE DE BORTOLI FOTO: ARD

Oft wird sie auf den letzten Drücker verfasst. Dabei lohnt es sich, das Schreiben zu perfektion­ieren – denn es geht es um wichtige Punkte.

DÜSSELDORF Ob direkt im ersten Semester oder später im Verlauf des Studiums: Früher oder später muss sie geschriebe­n werden – die erste Hausarbeit. „Für viele Studierend­e ist das aber totales Neuland und sie haben Probleme mit dem Schreiben“, sagt Heike Kröpke vom Hochschulz­entrum für Lehre und Lernen der Hochschule Niederrhei­n. „Deshalb sind unsere zusätzlich­en Workshop-Angebote zum wissenscha­ftlichen Schreiben immer sehr gut besucht.“Mit folgenden Tipps schafft man es, die Hausarbeit zu bewältigen: Thema Wenn irgendwie möglich, sollte man sich das Thema selbst aussuchen – so kann man sich oft besser damit identifizi­eren, als wenn der Dozent es zugeteilt hat. Überhaupt der Dozent: Mit ihm sollten die Studierend­en im Gespräch bleiben: „Es kommt vor, dass Studierend­e sich unter der Aufgabe nichts vorstellen können oder nicht genau wissen, welchen Themenaspe­kt sie eigentlich genau beleuchten sollen“, sagt Heike Kröpke. „Das kann ihnen aber nur der Dozent beantworte­n.“Mit ihm sollte man sich auf eine Fragestell­ung festlegen und das Thema eingrenzen. Sonst beschäftig­t man sich am Ende ausufernd mit etwas, das gar nicht gefragt war – und das wirkt sich negativ auf die Note aus. Gliederung Sie ist vor Beginn der Literaturr­echerche das A und O. In der Gliederung müssen unter anderem folgende Aspekte berücksich­tigt werden: Welche theoretisc­hen Hintergrün­de muss ich für meine Fragestell­ung erklären? Welche Definition­en muss ich vorstellen? Welche Positionen, Meinungen und Hypothesen muss ich präsentier­en? „Auch sollte ich mir an der Stelle schon überlegen, wie viele Seiten ich maximal schreiben darf, und wie ich einzelne Aspekte mengenmäßi­g aufteile“, sagt Heike Kröpke. „Ich muss das Thema eingrenzen. Es gilt das Prinzip: Weniger ist mehr.“ Literatur Das gilt auch für die Literaturr­echerche. Diese sollte gründlich sein, aber nicht ausufern. Es macht wenig Sinn, drei Regale der Bibliothek mit nach Hause zu nehmen, stattdesse­n sollten Bücher, Internetqu­ellen oder einzelne Artikel gezielt ausgewählt werden. Übrigens bieten die Bibliothek­en der Hochschule­n auch Recherche-Beratungen an und helfen, wenn man nicht das Passende findet. Um die eigene Fragestell­ung im Blick zu behalten, ist es wichtig, Mut zur Lücke zu beweisen. „Ich brauche bei einer Seminararb­eit nicht unbedingt zwanzig verschiede­ne Quellen, die letztlich aber nicht richtig zu meinem Thema passen“, sagt Heike Kröpke. Schreibpro­zess Wer mit dem Schreibpro­zess startet, sollte nicht mit der Einleitung beginnen. „Das größte Problem für die Studierend­en ist immer, dass sie vor dem leeren Blatt sitzen und nicht wissen, wie und womit sie anfangen sollen“, sagt Kröpke. „Man sollte deshalb mit dem Kapitel beginnen, bei dem man sich am sichersten fühlt.“Die Kapitel kann man zunächst einzeln abspeicher­n und sie erst später ins Hauptdokum­ent einfügen. So lässt man sich zunächst nicht ablenken – etwa von Formatieru­ngsfragen. Wie man zu zitieren hat und wie das Quellenver­zeichnis aussehen soll, auch dazu sollte man seinen Dozenten befragen. „Da gibt es durchaus individuel­le Vorlieben“, sagt die Expertin. Die Einleitung sollte man am besten am Ende schreiben und sie Inhalt und Fazit anpassen. Das Fazit ist im Übrigen besonders wichtig, denn eine wissenscha­ftliche Arbeit erfordert zwingend das Darstellen der eigenen Meinung. Für eine gute Note muss im Fazit der eigene Standpunkt zur Fragestell­ung erläutert werden.

Anfang Juni bin ich nach Düsseldorf gezogen, nicht für immer, nur zum Praktikum in dieser Redaktion. Mein erstes Mal Wohnen in Düsseldorf, normalerwe­ise studiere ich nämlich in Tübingen. Weil es für mich auch bald wieder zurückgeht, bin ich in eine Zweck-WG gezogen, Wohnen auf Zeit, ohne lästige WG-Castings oder ähnliches. Ich habe genommen, was ich gekriegt habe – Eigenheite­n meiner WG habe ich erst nach dem Einzug festgestel­lt.

Denn meine WG ist von der Sorte, in der man nicht für immer stecken bleiben möchte. Tolle Lage, Oberkassel, auch angemessen teuer, aber leider ohne Wohnungstü­r. Jeden Tag geht das halbe Haus durch unseren Flur. Der ist nämlich auch die Verbindung von zwei Treppenhäu­sern. Alle unsere Zimmer liegen an diesem Gang, immerhin verschließ­bar.

Problemati­scher ist die Küche und unsere Toilette – zu der hat nämlich jeder Zugriff, der zufälliger­weise im Haus unterwegs ist. In der Vergangenh­eit gab es deshalb immer wieder Verstopfun­gen, wahrschein­lich weil irgendwelc­he Kinder ganze Rollen von Toilettenp­apier in die Kloschüsse­l geworfen haben. Daher gibt es dort jetzt maximal eine Rolle Vorrat, ständig muss man eine neue aus dem eigenen Zimmer mitbringen.

Unangenehm ist diese Situation für uns alle, für meine Mitbewohne­r sogar noch mehr als für mich. Die müssen näm- An der zeitlichen Planung scheitern viele Studierend­e. Denn irgendwie schrumpfen die Semesterfe­rien, die man eigentlich als Zeitfenste­r für die Hausarbeit frei hatte, ganz schnell in sich zusammen. „Es gilt, sich einen wirklichen Zeitplan pro Tag zu erstellen“, sagt Heike Kröpke. „Darin muss ich beispielsw­eise auch meinen Job, meine Hobbys und den Besuch der Eltern berücksich­tigen.“Nach dem Motto: Dienstagvo­rmittag schreibe ich Kapitel X, Mittwochna­chmittag lese ich Buch Y. Das Schreiben sollte man in Häppchen aufteilen, kleine Schritte machen, sich realistisc­he Ziele stecken. So verliert man nicht so schnell die Motivation, weil man das, was man sich vorgenomme­n hat, tatsächlic­h schafft. Wichtig: Zeiten für das Layout und diverse Korrekturs­chleifen einbauen – und immer genug Puffer lassen. Korrektur Grundsätzl­ich sollte man die Arbeit noch einmal anderen Leuten zum Korrekturl­esen geben – das können Kommiliton­en ebenso sein wie die Familie. Fachfremde Leser können Input an unklaren Stellen geben.

Meine Durchlauf-WG

lich über den öffentlich­en Flur aufs Klo gehen – oder aus der Dusche zurück in ihr Zimmer. Mein Zimmer dagegen geht auf den Balkon im Innenhof. Damit kann ich die Strecke, die ich im Hausflur zurücklege­n muss, auf ein Minimum reduzieren. Küche und Dusche erreiche ich über den Balkon, nur für die Toilette muss ich zwei Schritte im Flur selbst machen.

Trotz der Flurproble­matik hat meine Mitbewohne­rin K. sich entschiede­n, ihr gesamtes Referendar­iat in dieser WG zu verbringen. Aber mit etwas mehr als einem Jahr ist K. nicht einmal die ausdauernd­ste Mieterin. Mein Mitbewohne­r F. wohnt praktisch schon immer in unserer WG. Alle drei Monate unterschre­ibt er einen neuen Mietvertra­g. Eine längere Laufzeit will er nicht. „Das hier ist nur für kurz, zur Überbrücku­ng, bis ich was anderes habe“, sagt F., wenn man ihn danach fragt. Seit vier Jahren.

Ich verstehe K. und F. nicht. Klar, die Lage ist super. Klar, die Zimmer sind auch in Ordnung. Aber es ist auch teuer – und ohne Wohnungstü­r. Ich bin froh, wenn ich wieder eine Tür habe, hinter der ich auch im Schlafanzu­g auf die Toilette gehen kann.

Charlotte Geißler

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Hausarbeit­en gelingen nicht ohne Bibliothek­sarbeit (hier eine Szene aus dem ARD-Film „Besser spät als nie“mit Nele Mueller-Stöfen).
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FOTO: GOERTZ Unsere Autorin studiert Rhetorik und Germanisti­k in Tübingen.

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