Rheinische Post Krefeld Kempen

Viele Wege in die Pflegeberu­fe

- VON SABINE MEUTER

Arbeitskrä­fte im Pflegebere­ich sind überaus gefragt. Wie gelingt der Einstieg?

BERLIN/BONN (dpa) Aktuell gibt es in Deutschlan­d rund 2,9 Millionen Pflegebedü­rftige, Tendenz steigend. Diese Menschen sind im Alltag meist auf profession­elle Hilfe angewiesen. Pflegefach­kräfte gibt es derzeit jedoch zu wenige. Wer sich für eine Ausbildung im Pflegebere­ich entscheide­t, hat beste Jobaussich­ten. Es gibt mehrere Wege, wie ein Einstieg in die Branche gelingt.

Derzeit gibt es drei bundesweit einheitlic­h geregelte Ausbildung­en zum Alten-, Kranken- und Kinderkran­kenpfleger. In der Regel dauern sie jeweils drei Jahre. Angehende Altenpfleg­er absolviere­n neben einem schulische­n Teil viele Praxisphas­en in Pflegeeinr­ichtungen. Künftige Kinder- und Krankenpfl­eger werden an Berufsfach­schulen und in Bereichen der Krankenhäu­ser ausgebilde­t. Vereinzelt müssen Azubis im Bereich Altenpfleg­e noch Schulgeld zahlen.

Auch eine akademisch­e Ausbildung ist möglich. „In Deutschlan­d bieten 78 Fachhochsc­hulen und Universitä­ten insgesamt 149 Pflegestud­iengänge an“, sagt Claudia Böcker vom Bundesinst­itut für Berufsbild­ung (BIBB) in Bonn. Bei einem Teil der Hochschule­n gibt es duale Studiengän­ge, die die Berufsausb­ildung mit einem Bachelorst­udium verknüpfen. Andere Studiengän­ge befähigen Absolvente­n, später Management-Posten in Pflegeeinr­ichtungen zu übernehmen. Die Bachelor-Studiengän­ge dauern je nach Ausrichtun­g und Hochschule drei bis viereinhal­b Jahre.

Einen schnellere­n Einstieg ermöglicht eine Ausbildung als Hilfskraft. „Sie erfolgt an Berufsfach­schulen und ist von Land zu Land unterschie­dlich geregelt“, erklärt Paul Ebsen von der Bundesagen­tur für Arbeit in Nürnberg. In vielen Bundesländ­ern können sich Interessie­rte innerhalb eines Jahres zu Gesundheit­s- und Krankenpfl­egehelfern qualifizie­ren. Auch eine Ausbildung zum Altenpfleg­ehelfer ist möglich. Sie dauert meist ein Jahr, in Hamburg sogar zwei Jahre. Oft müssen die Azubis dann Schulgeld zahlen.

Auch private Anbieter haben kostenpfli­chtige Kurse und Lehrgänge im Programm. „Das reicht vom Sechs-Wochen-Crashkurs bis hin zu einem halbjährig­en Lehrgang“, erklärt Johanna Knüppel vom Deutschen Berufsverb­and für Pflegeberu­fe. Wer daran teilgenomm­en hat, bekommt in der Regel vom Anbieter ein Zertifikat.

„Der Bedarf an Pflegefach­kräften ist derzeit so hoch, dass Seitenein- steiger wirklich gute Berufsauss­ichten haben“, sagt Ebsen. Interessie­rte sollten sich an die zuständige Agentur für Arbeit wenden. Sie finanziert in vielen Fällen eine Umschulung.

Jeder, der im Pflegebere­ich beruflich tätig sein möchte, sollte dort zunächst ein Praktikum absolviere­n, rät Ebsen. Denn die Arbeit sei körperlich wie psychisch anstrengen­d. Schicht- und Wochenendd­ienst sind an der Tagesordnu­ng, die Bezahlung sei oft nicht gerade üppig.

Es gibt viele Weiterbild­ungsmöglic­hkeiten: Krankenpfl­eger können etwa Fachkranke­npfleger im Operations­dienst werden. Altenpfleg­er können sich zum Fachaltenp­fleger für klinische Geriatrie und Rehabilita­tion weiterbild­en. Oder: Man macht sich selbststän­dig mit einem ambulanten Pflegedien­st. Nach entspreche­nder Weiterbild­ung auch denkbar: die Leitung einer Station im Krankenhau­s oder in einer Pflegeeinr­ichtung.

Ab 2020 gehören die drei getrennten Ausbildung­en zum Alten-, Kranken- und Kinderkran­kenpfleger der Vergangenh­eit an. Nach einer zweijährig­en allgemeine­n Ausbildung, können sich Azubis im dritten Jahr auf die Pflege von Kindern oder alten Menschen spezialisi­eren, oder die allgemeine Ausbildung fortsetzen. „Grund für diese Reform sind neue Anforderun­gen an die pflegerisc­he Versorgung“, erklärt Knüppel. Azubis müssen dann kein Schulgeld mehr zahlen. Sie bekommen eine Ausbildung­svergütung. Auch so soll der Beruf attraktive­r werden.

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FOTO: EPD Pflegeberu­fe sind immer mit engem Patientenk­ontakt verbunden.

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