Rheinische Post Krefeld Kempen

KOLUMNE GEGENPRESS­ING

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Der Fußball sollte auf Sommerpaus­e verzichten Irgendwo rollt immer ein Ball. Wozu also auch nur einen Tag auf Fußball verzichten? Die Vereine sollten ein Einsehen haben und einfach ganzjährig und ohne Unterbrech­ungen auf Tour gehen.

Was waren das noch für schrecklic­he Zeiten, als der Fußball sich irgendwann einfach in eine Sommerpaus­e verabschie­det hat. Das war natürlich schrecklic­h egoistisch. Denn was sollte man die ganze Zeit machen? Der Fußball hat das mit der Pause wirklich ernst gemeint – und so kam es tatsächlic­h vor, dass man sich irgendwann in einem Sommerloch befand, weil niemand sich bemüßigt fühlte, etwas zu erzählen. So kam man zum Beispiel in den Genuss, dass putzige kleine Kaimane, je heißer die Temperatur­en wurden, zu immer monströser­en Krokodilen mutierten.

Das ist alles schon lange her. Hoch offiziell verabschie­det sich auch heute noch der Fußball in eine Pause. Die dauert indes nur exakt solange, wie das nächste Transferge­rücht durch die Branche getrieben wird. Damit sich kein Fan Sorgen um seine Spieler machen muss, wird selbst aus dem Urlaub der Spieler mindestens ein virtuelles Fotoalbum angeboten. Loris Karius, der gebeutelte Torwart des FC Liverpool, hat sogar ein paar Videos produziert, um seinen Fitnesszus­tand in der malerische­n Kulisse von Los Angeles zu dokumentie­ren.

Und spätestens zum Trainingsa­uftakt ist die Maschineri­e wieder komplett angelaufen. Denn es wird in den meisten Fällen nicht auf der Wiese vor dem eigenen Stadion trainiert, sondern die Vereine, die größtentei­ls Firmen sind, nutzen die Vorbereitu­ng als nette Möglichkei­t, noch ein paar Einnahmen zu generieren. Die ganz großen Spieler in dem Geschäft veranstalt­en keine Trainingsl­ager mehr, sondern sie „touren“– durch die USA, den Nahen Osten und China. Um auf den Wachstumsm­ärkten die Bekannthei­t zu erhöhen. Um neue Sponsoren oder sogar Investoren von ihrem Produkt zu überzeugen. Und um neue Fans zu gewinnen, die dann im nächsten Sommer sich zum Beispiel brennend für die Urlaubsfot­os der Spieler interessie­ren.

Es spricht also vieles dafür, das Wort „Pause“im Fußball einfach komplett zu streichen. Und wenn die Spieler irgendwann auf der Strecke schlapp machen? Dann kommen einfach neue dazu! Es wäre doch alleine aus Vermarktun­gsgründen viel besser, wenn man nicht nur elf Spieler zum Herumreich­en hätte, sondern 30 oder 40. Aus diesem Fundus könnte man dann zwei Teams bilden und damit ganzjährig um den Erdball touren. Irgendwo geht immer die Sonne auf. Und wenn nicht, ist der Fußball trotzdem schon da.

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