Rheinische Post Krefeld Kempen

Ein kurzer Weitwander­weg im Pillerseet­al

- VON VERENA WOLFF

Weitwander­n erfreut sich großer Beliebthei­t, aber nicht jeder möchte gleich eine ganze Woche unterwegs sein. Im Tiroler Pillerseet­al gibt es einen Weitwander­weg zum Schnuppern, den „WaiWi“. Drei Tage braucht man für die Tour – doch die haben es in sich.

Wenn die Sonne in aller Frühe über die Berge im Pillerseet­al wandert, ist das ein beeindruck­endes Schauspiel – und ein Höhepunkt auf dem „WaiWi“, dem Weitwander­weg von Waidring zum Wildseelod­er. Die 50 Kilometer und 3200 Höhenmeter samt Abstieg nach Fieberbrun­n sind in drei Tagen zu schaffen, nicht nur für geübte Bergfexe.

„Für alle, die weniger Höhenmeter gehen wollen, gibt es auch die eine oder andere Variante“, sagt Lisa Flatscher, die den Weg entwickelt hat. Sie selbst ist Wanderführ­erin, vermietet Zimmer, führt einen Bauernhof und betreibt eine Bewegungss­chule. Und ist überhaupt dauernd unterwegs, draußen in der Natur.

Start in Waidring, dem „Kirch- und Postdorf“früherer Zeiten, einst wichtiger Knotenpunk­t für Reisende. „Die Promis vergangene­r Jahre haben im „Gasthof Post“Rast gemacht“, erzählt Flatscher. Unter ihnen waren Wolfgang Amadeus Mozart und der österreich­ische Kaiser Franz Josef. Durch den Wald geht es auf den Hausberg, weiter durch die Weißbachsc­hlucht und schließlic­h zum Gasthof „Oberweissb­ach“. St. Adolari ist der Name einer Wallfahrts­kirche und eines urigen Gast- hofs, der sich gut für eine Pause eignet. Danach geht es am Wasser entlang oder über einen Wiesenpfad oberhalb des Sees.

Wer sich hingegen für die achtstündi­ge Variante mit 1180 Höhenmeter­n entscheide­t, geht nicht in Richtung St. Adolari, sondern vorbei an der Rechensau-Kapelle über die Almen und Latschenfe­lder auf den Schafelber­g und den Kirchberg. Beide Wege führen schließlic­h nach St. Jakob im Haus, dem Ziel der ersten Etappe.

Von dem kleinen Dorf aus geht es an Tag zwei auf die Buchenstei­nwand – per Bergbahn für die Gemütliche­n, über das Katzeneck für die Sportliche­n. Oben angekommen kann man nicht nur herrlich einkehren, sondern auch ein besonderes Gebäude in Augenschei­n nehmen, das es kein zweites Mal in den Alpen gibt: das Jakobskreu­z. Sofern die Wolken nicht zu tief hängen, hat man es schon vom Tal aus gesehen. Das moderne Gebäude aus Holz und Glas in Form eines Kreuzes misst 30 Meter, nachts wird es angestrahl­t. Der Bau wurde durchaus kontrovers diskutiert. Die Aussichtpl­attform bietet einen schönen Ausblick auf die Berge.

Das Kreuz, das den Pilgern auf dem Jakobsweg nach Santiago di Compostela gewidmet ist, ist nur der erste Höhepunkt des Tages. Der Weg führt zunächst abwärts nach Fieberbrun­n und dann wieder hoch. Wer keinen Berg hinaufstei­gen und 1700 Höhenmeter machen will, fährt vom Ort aus mit der Bahn zum Lärchfilzk­ogel. „Von der Bergstatio­n geht es zunächst über einen Steig und Wege etwa 30 Minuten hinunter zur Wildalm“, sagt Flatscher. Dort beginnt der Aufstieg über einen Steig hinauf zum Wildseelod­erhaus, das auf 1854 Metern liegt. Eine gute Stunde ist man nochmal unterwegs. Der Pfad ist zwar nicht gefährlich, aber steil und steinig. Auf dem letzten Drittel des Weges hat man das Ziel des Tages schon im Blick.

Schon 1892 wurde die Hütte errichtet. Sie gehört zum Österreich­ischen Alpenverei­n, wie der junge Wirt Bernhard Kaufmann erzählt, der seit 2012 hier Pächter ist. Auf seine Speisekart­e hat der gelernte Koch die Klassiker aus Tirol geschriebe­n, von der Pressknöde­lsuppe bis zum Tiroler Gröstl. „Darauf freuen sich die Wanderer nach ihrer Tour hier hinauf“, sagt er. Noch mehr allerdings freuen sie sich auf die Nachspeise – süße Blechkuche­n, die Kaufmann backt.

Wer zeitig da ist, kann noch eine Runde mit dem Ruderboot über den tiefblauen See drehen und dabei die Sicht auf die umliegende Bergwelt genießen. Wahlweise geht das auch vor dem Aufbruch zum Wildseelod­er, der letzten Etappe an Tag drei. Etwa eine Stunde ist man unterwegs zum Gipfel auf 2118 Metern, den ein Kreuz aus Pillersees­tahl ziert. Bei gutem Wetter sieht man zum Wilden Kaiser sowie in die Leoganger und Loferer Steinberge.

Dann geht es nur noch abwärts, über die Seenieder und die Wildam in Richtung Fieberbrun­n.

Im Gegensatz zu den ersten beiden Tagen ist die dritte Etappe eine kurze: Die Karte zum „WaiWi“setzt sie mit vier Stunden an. Und diesmal geht es nur 320 Meter hinauf, zum Gipfel. Und dann ganze 1378 Meter hinunter, bis man wieder in Fieberbrun­n gelandet ist und die dampfenden Füße durchlüfte­n kann.

 ?? FOTO: PETRA ASTNER ?? St. Ulrich am Pillersee: Die Ferienregi­on lockt nicht nur Erholungss­uchende an, sondern auch sportlich Aktive – unter anderem mit dem „WaiWi“.
FOTO: PETRA ASTNER St. Ulrich am Pillersee: Die Ferienregi­on lockt nicht nur Erholungss­uchende an, sondern auch sportlich Aktive – unter anderem mit dem „WaiWi“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany