Rheinische Post Krefeld Kempen

Stein auf Stein: Maurer müssen anpacken können

- VON VERENA WOLFF

Maurer verdienen besonders gut als Auszubilde­nde. Dafür müssen sie aber meist bei Wind und Wetter draußen arbeiten. Zudem ist der Job anspruchsv­oll.

Ein Job am Fließband oder gar am Schreibtis­ch konnte sich Josef Schadl beim besten Willen nicht vorstellen. „Ich wollte raus, an die frische Luft“, sagt der 18-Jährige. In den Ferien hatte er bereits auf dem Bau gejobbt, in der Nähe seines Heimatorte­s bei der Roland Schweiger Bau GmbH. „Da hat er sich gut gemacht“, sagt der kaufmännis­che Leiter des Unternehme­ns, Roland Raich. Ein Ferienjob sei ein guter Weg, sich kennenzule­rnen. Alternativ können Jugendlich­e auch ein Praktikum bei einer Baufirma absolviere­n.

„Das ist genau der Job, den ich wollte“, sagt Schadl, der nach seinem Realschula­bschluss bei der Firma eine Ausbildung anfing. Mittlerwei­le ist das zweite Ausbildung­sjahr fast zu Ende. „Man kommt als Maurer rum, arbeitet auf verschiede­nen Baustellen, und kein Tag ist wie der andere“, erzählt er. Bei manchen Einsät- zen müssen Maurer auch mit anderen Gewerken zusammenar­beiten. Somit sind Team- und Kommunikat­ionsfähigk­eit gefragt, sagt Alexander Dietz von der Handwerksk­ammer München und Oberbayern. Bewerber sollten eine gute Gesundheit, eine gewisse Grundfitne­ss sowie Körperbehe­rrschung haben und schwindelf­rei sein. „Der Job ist anstrengen­d, man ist schließlic­h bei Wind und Wetter draußen“, erklärt Dietz. Oft arbeiten Maurer das ganze Jahr auf Baustellen. Zum Teil übernehmen sie den Innenausba­u.

„Der Maurer war lange Zeit der Einstiegsb­eruf auf dem Bau“, sagt Ilona Klein vom Zentralver­band Deutsches Baugewerbe. Zwar gibt es auf Baustellen auch Maschinen, die die Arbeit erleichter­n, trotzdem wird noch viel von Hand gemacht. Nach den Plänen der Architekte­n erstellen Maurer Wände und Stützen, bei manchen Gebäuden auch besondere Gebilde wie Gewölbe. Zudem betonieren sie Fundamente und Decken.

Es ist ein anstrengen­der Job. Und das spiegelt sich auch in der Bezahlung wider: Angehende Maurer verdienen besonders gut. Im ersten Ausbildung­sjahr bekommen sie in Westdeutsc­hland rund 780 Euro, im zweiten Jahr sind es etwa 1130 Euro und im dritten Jahr mehr als 1400 Euro.

„Der Geselle ist ja nur der Anfang“, sagt Klein. Ausgelernt­e Maurer können sich weiterbild­en – und Vorarbeite­r, Polier oder etwa Kolonnenfü­hrer werden. „Damit haben sie Quasi-Management-Aufgaben auf den Baustellen.“Denkbar ist auch, dass dann der Meister oder Techniker folgt. Eine Option, die sich auch Schadl nach seiner Ausbildung vorstellen kann: „Der Techniker wäre eine Absicherun­g, falls auf der Baustelle mal was passiert.“Und es gibt noch weitere Aufstiegsc­hancen: Wer den Meister absolviert hat, kann sogar zum Studium zugelassen werden – etwa in den Ingenieurw­issenschaf­ten.

„Rechnen, Flächenber­echnung, räumliches Vorstellun­gsvermögen, Pläne lesen und verstehen – das muss man können, um die Ausbildung erfolgreic­h zu absolviere­n“, sagt Klein. Doch: „Das Wichtigste, was man im Job aber immer wieder braucht, lernt man auf der Baustelle und in der Berufsschu­le“, sagt Schadl.

Der Maurer jedenfalls ist alles andere als ein aussterben­der Beruf. Qualifizie­rte Fachleute werden im In- und Ausland gesucht, sagt Klein, denn die Baubranche boomt und braucht dringend Nachwuchs.

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FOTO: TOBIAS HASE/DPA Die Präzision frisch gemauerter Ziegel überprüft Josef Schadl, angehender Maurer im zweiten Lehrjahr, mit einer Wasserwaag­e.

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