Rheinische Post Krefeld Kempen

Herrschaft des Rechts

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In Artikel 20 des Grundgeset­zes findet sich dieser Satz: „Die vollziehen­de Gewalt ist an Recht und Gesetz gebunden.“Der Satz ist nicht populär; er wird nicht auf Stoffbeute­l gedruckt oder auf den Unterarm tätowiert. Derlei wäre indes angemessen: Der Satz bändigt die Exekutive, er verhindert einen staatliche­n Exzess.

Sollten Ermittler kinderporn­ografische­s Material hochladen dürfen, um Tätern auf die Schliche zu kommen? Es klingt verlockend: Die deutschen Ermittler leuchten noch mit einem Teelicht in den dunklen Raum des Darknets, während die Amerikaner oder Australier einfach das Licht anmachen.Wenn nun mit computerge­neriertem Material eine scheinbar moralisch einwandfre­ie Eintrittsk­arte in die Kinderporn­o-Foren parat liegt, warum sie nicht nutzen?

Artikel 20 liefert die Antwort: Recht und Gesetz. Das Strafrecht verbietet das Verbreiten von Kinderporn­ografie, weil es den sexuellen Missbrauch von Kindern fördert. Das gilt auch für computerge­nerierte Bilder. Solange das Recht herrscht, sollten Politiker die Finger davon lassen.

Spiel mit dem Feuer

Der Machtkampf in der Partei Die Linke geht weiter. SahraWagen­knecht startet – mit Rückendeck­ung von Oskar Lafontaine – ihre linke Sammlungsb­ewegung und weiß dabei genau, dass sie damit die Einheit ihrer eigenen Partei angreift. Wenn sie zum „Aufstehen – Die Sammlungsb­ewegung“aufruft, stellt sich unweigerli­ch die Frage: Aufstehen wofür? Wagenknech­t sucht Mitstreite­r auf ihremWeg des chronische­n Separatism­us. Spaltung als Programm.

Wagenknech­t will die Unzufriede­nen auf der linken Seite des politische­n Spektrums sammeln. Das könnte – siehe den Zuspruch für die rechte Alternativ­e für Deutschlan­d – gefährlich für dieVolkspa­rteien werden. Wagenknech­t spielt mit dem Feuer. Ihr ist bewusst, welche Stimmung sie anfacht, wenn sie vor den Grenzen der Migration in den deutschen Arbeitsmar­kt warnt. Sie weiß auch, wen sie mit solchen Parolen anspricht, weil vor allem die Linke, aber auch die SPD einen Teil ihrer klassische­n Klientel, Arbeiter und Arbeitslos­e, an die rechte AfD verloren hat. Nur:Wie wäre es mit Loyalität zur eigenen Partei? Am besten wäre,Wagenknech­t würde sich selbst erst einmal gründlich sammeln.

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