Rheinische Post Krefeld Kempen
Ballsportler in der Zwickmühle
Alle sind zufrieden: die Sportler über die mediale Aufmerksamkeit, die Zuschauer über großen Sport und die Programmdirektoren von ARD und ZDF über Einschaltquoten, die selbst kühne Erwartungen übertroffen haben. Die European Championships zählen auf jeden Fall zum Besten, was sich der Nicht-Fußball seit langer Zeit hat einfallen lassen, um dem Marktführer zumindest mal für kurze Zeit Paroli bieten zu können.
Das Format der Multi-EM funktioniert, weil es Olympische Spiele im Kleinen bietet. Und genau dieses Kalkül der Veranstalter ist voll aufgegangen. Das TV-Publikum hat die stundenlange Beschallung mit unterschiedlichsten Sportarten über viele Olympia-Sommer und -Winter gelernt. Und das pausenlose Mitfiebern mit deutschen Athleten ist ein Volkssport, der – das beweisen die Championships – hierzulande gerne öfter als nur alle zwei Jahre zu Olympischen Spielen ausgeübt wird. Dass die Organisatoren in vier Jahren das Ganze also noch einmal optimieren wollen, alles in nur einer Stadt und vielleicht mit optimiertem Sportarten-Kanon, ist deswegen bestimmt die leichteste aller Entscheidungen.
Was bei allem Beifall für die Multi-EM auffällt, ist das Fehlen von Ballsportarten. Dass Fußball und Handball mit ihrer EM gut zurechtkommen, versteht sich, aber ob Volleyballer und Basketballer dieser Tage nicht ein bisschen neidisch nach Berlin schauen? Und ob sich gerade diese beiden Verbände nicht fragen, ob es der richtige Weg war, seit 2017 über die Initiative Teamsport Deutschland die Nähe zum Fußball zu suchen? Bei der Multi-EM haben jedenfalls Sportarten gezeigt, was man gemeinsam dem Fußball entgegenstellen kann.