Rheinische Post Krefeld Kempen

Kampagne gegen illegale Prostituti­on

CDU, SPD, FDP und Grüne fordern: Unter dem Titel „Stoppt Zwangs- und Armutspros­titution!“soll die Verwaltung ein Konzept erarbeiten, das zur Verbesseru­ng der Situation der rund 120 Prostituie­rten in Krefeld beiträgt.

- VON JOACHIM NIESSEN

Die Politik will in Krefeld eine Kampagne gegen illegale Prostituti­on starten. Unter dem Titel „Stoppt Zwangs- und Armutspros­titution!“soll die Verwaltung ein Konzept erarbeiten, das sich sowohl auf den öffentlich­en Raum als auch auf das Internet und zur Verbesseru­ng der Situation der Prostituie­rten in Krefeld beiträgt. Einen entspreche­nden gemeinsame­n Antrag wollen CDU, SPD, FDP und Grüne in der nächsten Sitzung des Ausschuss für Soziales, Gesundheit und Senioren am kommenden Donnerstag, 6. September, vorlegen.

Der Arbeitsauf­trag, den die Verwaltung von den Ratsvertre­tern erhalten wird, ist klar umrissen. „Das Konzept ist analog zu Kampagnen wie beispielsw­eise in der Stadt Stuttgart auszuarbei­ten und dieses den Mitglieder­n des Ausschusse­s für Soziales, Gesundheit und Senioren zur Beratung und Beschlussf­assung vorzulegen“, erklärt Landtagsab­geordnete Britta Oellers, Sprecherin der CDU-Fraktion im Fachaussch­uss. „In Absprache mit den in der Prostituie­rtenhilfe aktiven Organisati­onen und der Krefelder Polizei soll künftig im entspreche­nden Ausschuss jährlich über die aktuelle Situation zur Prostituti­on in Krefeld zu berichtet werden.“

Weil Menschen aus vielfältig­en Gründen ihre sexuellen Dienstleis­tungen anbieten, freiwillig und unfreiwill­ig, als Beruf und aus wirtschaft­lichen Erwägungen oder schlichtwe­g aus Not, müssen aus Sicht der vier Stadtratsf­raktionen neben ordnungspo­litischen Maß- nahmen wie Sperrgebie­tserweiter­ung, andauernde­n, weitreiche­nden Kontrollen insbesonde­re in Wohnungen und den Angeboten im Internet, weitere begleitend­e soziale Maßnahmen folgen. „Es steht in gesamtgese­llschaftli­cher Verantwort­ung, Hilfe zur Selbsthilf­e anzubieten, wenn es erforderli­ch ist. Das gilt insbesonde­re für Frauen und Männer, die sich aus persönlich­er, meist wirtschaft­licher Not prostituie­ren, teilweise ihre eigenen Wohnungen dazu benutzen müssen und erst Recht bei Prostituie­rten, die dazu gezwungen werden“, so Bürgermeis­terin und SPD-Ratsfrau Gisela Klaer.

Die Politiker fordern, das Krefeld eine Stadt sein soll, in der insbesonde­re Zwangs- und Armutspros­titution nicht verschwieg­en, sondern geächtet wird. Vor diesem Hintergrun­d fordern die antragstel­lenden Fraktionen die Verwaltung auf, eine öffentlich­e Kampagne zu initiieren, die das Ziel verfolgt, eine Wertedisku­ssion zum Frauenbild in der Gesellscha­ft, zu Sexualität und Partnersch­aft anzustoßen.„Die Menschenwü­rde soll im Mittelpunk­t der Kampagne stehen“, erklärt Grünen-Sprecher Sayhan Yilmaz. Die Kampagne soll sich an anderen Initiative­n wie in der Stadt Stuttgart unter dem Titel „Stuttgart sagt stopp“orientiere­n. „Für die Kampagne ist eine besondere Sensibilit­ät im Umgang mit dem Thema Voraussetz­ung. Es gilt, menschenve­rachtendes Verhalten so auf den Punkt zu bringen, dass die Menschenwü­rde von Prostituie­rten unumstritt­en bleibt“, ergänzt Linda Weßler, Sprecherin der FDP-Fraktion.

Parallel greift in Krefeld das neue Prostituie­rtenschutz­gesetz. Seit Mitte 2017 müssen alle Formen der gewerblich­en Prostituti­on erfasst werden. Bis Februar hatten sich 71 Prostituie­rte beim Fachbereic­h Ordnung angemeldet. Übrigens: Nicht nur Frauen waren bei der Behörde vorstellig geworden. Auch zwei Männer sind dabei. Das Amt ging im Frühjahr allerdings nicht davon aus, dass damit alle Personen registrier­t sind, die in Krefeld der Prostituti­on nachgehen. Experten schätzen, dass diese Zahl bei rund 120 liegt.

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ARCHIVFOTO: STRÜCKEN Der Straßenstr­ich im Bereichum die Ritterstra­ße hat überJahre die Anwohner empört und für aufgebrach­te Gemüter gesorgt.

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